Die Pan-Trilogie, Band 3: Die verborgenen Insignien des Pan (German Edition)
gleiche Mann in Blattgrün mit braunem Kurzmantel abgebildet, wie auf der Schriftrolle in der avalonischen Bibliothek. Und an seiner Seite hing wieder das Schwert mit Fafnirs Auge im Knauf. Hinter ihm standen zwei Männer. Der im weinroten Rock trug die Krone, die wir bei Eleonore von Aquitanien gefunden hatten. An seiner Hand war der Ring aus Böhmen. Nur das Schwert in seiner Hand war ein anderes. Es hatte auch einen Bernstein im Knauf, doch es war kürzer und die Klinge war nicht so aufwendig ziseliert wie die von dem Mann vor ihm.
Mir wurde bewusst, dass ich auf ein Bild von Pan und zweien seiner Söhne starrte. Die Krone und der Ring in meinem Schließfach waren nicht Pans Insignien. Es waren Oberons.
Nachdenklich setze ich meinen Weg fort. Aber ich fand Eamon nirgends. Dafür sah ich, warum das Schloss so gut wie ausgestorben war: In dem riesigen Innenhof waren wahrscheinlich alle Elfen des Reichs versammelt. Jeder von ihnen war bis an die Zähne bewaffnet.
Ich versteckte mich sofort wieder und betete, dass niemand die Bewegung hinter den Arkaden wahrgenommen hatte. Was war hier los? Es sah aus, als rüsteten sie sich für eine Schlacht. Oder noch schlimmer, einen Krieg. Was für einen Krieg? Und wie kam ich hier raus? Meine Knie wurden weich. Wenn sich dort unten eine Armee schwerbewaffneter Krieger versammelt hatte und bereit war, eine andere Armee zu vernichten, würden sie dann ein Mädchen, das heimlich in Reich eingedrungen war, verschonen? Eher nicht.
Ich schloss die Augen und versuchte ruhig zu atmen. Dafür musste ich aber den Mund öffnen, denn mein Herz pochte oben raus. Meine Hände zitterten nun ganz unkontrolliert und meine Beine gaben nach. Wie kam ich hier wieder weg?
Ich öffnete die Augen und hätte beinahe laut geschrien. Ein Mhpf konnte ich nicht vermeiden. Zum Glück stießen in diesem Moment alle Elfen im Hof ein Kampfgeschrei aus, das mich zusammenzucken ließ.
Vor mir stand der zwinkernde Mann in dem grasgrünen Rock mit dem braunen Umhang. Konnten ihn die anderen etwa nicht sehen? Er stand mitten im Gang! Er musste von mindestens drei Seiten des Hofes sichtbar sein.
Er zwinkerte mir zu und deutete mir, ich solle ihm folgen. Ich quetschte mich ganz flach an der Wand entlang, bis man mich vom Hof aus unmöglich sehen konnte. Dann blieb ich unschlüssig stehen. Er war verschwunden. Ach, nein. Da hinten, den Gang weiter runter, tauchte er wieder auf. Ich schlich in seine Richtung, doch immer, wenn ich bis auf ungefähr sieben Meter näher gekommen war, verschwand er und tauchte zwanzig Meter entfernt wieder auf. So führte er mich über Umwege zurück zu dem Gewölbe, wo die Mole mit den vertäuten Booten lag. Wie erwartet, tauchte er in der Höhle beim Labyrinth auf.
Im flackernden Schein der Fackeln konnte ich zwei Schatten an der Felswand erkennen. Ein seltsamer Geist, der Geist Pans. Er lotste mich zur Öffnung des Labyrinths und dort sollte ich die Augen schließen.
Ich tat es und fühlte die festen, warmen Hände, die ich bereits einmal gespürt hatte. Pan war der Schatten!, schoss es mir kurz durch den Kopf. Aber das widersprach sich mit der Andeutung des Schattens, er habe im 5. Jahrhundert gelebt. Pan war doch viel älter! Ich öffnete meine Augen und sofort waren meine Hände kalt und leer. Pan war verschwunden.
DIE HÖHLE DES DRACHEN
Ich war enttäuscht und ärgerte mich über mich selber. Dennoch schritt ich das Labyrinth alleine weiter ab, sorgsam darauf achtend keinen Stein zu berühren. Als ich am Ende aufsah, war ich ziemlich frustriert: Ich befand mich noch immer in der gleichen Höhle, neben der Mole.
Aber dann sah ich, dass dort, wo vor wenigen Minuten nur ein Boot gelegen hatte, jetzt fünf Boote vertäut waren. Was war hier los? An der Wand neben mir bewegte sich etwas. Der Schatten!
»Was tust du hier?«, flüsterte ich.
Er deutete auf mich.
»Das weiß ich selber nicht so genau. Ich wollte zurück nach London. Wenn ich hier erwischt werde …«
Schon legte er den Zeigefinger im Profil an seine gespitzten Lippen. Ich sprang über die auf dem Boden angeordneten Steine und presste mich hinter einen kleinen Vorsprung an die Felswand.
Sekunden lang geschah nichts, dann hörte ich Schritte.
»… Agent spielen«, hörte ich eine Frau sagen.
»Lass ihn sich austoben. Seine Frau ist ihm bereits vorherbestimmt.«
»Stell dir mal vor, sie wäre dick und hätte einen von diesen komischen Drähten an den Zähnen kleben.«
Die drei Männer lachten.
»Sie
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