Die Pan-Trilogie, Band 3: Die verborgenen Insignien des Pan (German Edition)
dazu.
Ich erklomm den letzten Fels und stand auf einer Plattform. Soweit war ich noch nie gekommen. Erstaunt sah ich eine Höhle vor mir. Eine Höhle, deren Eingang von aufgestellten Steinen und darüber liegenden Felsblöcken gesäumt wurde. Eindeutig bronzezeitlich. Oder noch älter.
Ich wandte mich noch einmal zurück zum Steinkreis. Die Welle spülte gerade wieder zurück ins Meer und die Steine standen nass und unbeeindruckt da.
Der Schlag kam quasi aus dem Nichts. Ich spürte einen scharfen Schmerz am Hinterkopf, dann wurde mir schwarz vor Augen.
DIE LAGE SPITZT SICH ZU
»Felicity! Felicity! Wach auf!«
Wer rief da? Kannte ich die Stimme? Weitläufig. Aber nein, eigentlich nicht. Ich schloss die Augen und beschloss weiterzuschlafen.
»Felicity, wach sofort auf.«
Ich blinzelte – und sah nichts. Alles um mich herum schien düster. Da war kein Lichtschimmer zu sehen. Wo war ich? Noch in der Anderwelt? Ein Schreck durchfuhr mich. Hatte man mich etwa geschnappt und ins Moor geworfen? Ich betastete meine Ärmel. Nein. Trocken. Oder zumindest beinahe. Aber jedenfalls nicht schleimig oder schmierig. Definitiv kein Moor. Außerdem konnte ich atmen. Ich holte tief Luft, um mich davon zu überzeugen.
»Gott sei Dank. Das wurde auch Zeit.«
Die Stimme kam mir mit einem Mal doch bekannt vor. Aber es fehlte etwas. Etwas Piepsiges und Untrainiertes.
»Ich schaffe dich jetzt hier raus und dann siehst du zu, dass du weit wegkommst. Du darfst auf keinen Fall zurück nach England. Hast du mich verstanden? Geh nach Deutschland oder noch besser nach Amerika. Nur weit genug weg.«
Deutschland? Amerika?
»Kennen wir uns?« O Gott, ich lallte. Schwerfällig stützte ich mich auf meinen Helfer.
»Ich bin‘s. So langsam solltest du mich kennen. Ich habe mich zumindest in den letzten Monaten sehr darum bemüht, dass du mich kennenlernst.«
Jetzt klang mein Helfer beleidigt. Ich aber spürte nur die Kopfschmerzen und mein Denken war arg eingeschränkt. Vor mir tauchte ein winziger Lichtpunkt auf. Dann erkannte ich um uns herum eine Höhle.
Mein Kopf schien hundert Kilo zu wiegen, trotzdem hob ich ihn, um meinen Helfer anzusehen. Das gab mir den nötigen Adrenalinstoß. Erschrocken sprang ich zur Seite und stieß ihn von mir. Allerdings machte mir dabei mein Gleichgewicht zu schaffen und ich prallte voller Wucht gegen die Felswand hinter mir. Sofort wurde mir wieder auf die Beine geholfen.
»Paul!« Ich starrte ihn an. Wenn Prinz Harry da gestanden hätte, meine Überraschung wäre nicht größer gewesen. Paul, am Horton College auch als Popel-Paul bekannt, war jemand, der ständig übersehen wurde – sogar von den Lehrern. Auch wenn er mir seit Januar auf Schritt und Tritt folgte wie ein Hund seinem Herrchen, hätte ich ihn niemals hier in … wo waren wir überhaupt?
»Du bist in großer Gefahr«, erklärte mir Paul. »Die wollen dich umbringen, weil sie Angst haben, dass du den Elfen die Insignien in die Hände spielst. Mit den Insignien werden sie auch die letzten von uns finden und töten.« Er half mir auf die Beine und schlang einen Arm um meine Taille, um mich besser zu stützen.
»Uns?«, wiederholte ich noch immer perplex.
»Ich bin ein Drachenkind, Felicity. Man hat mich auf dich angesetzt. Ich sollte dich verführen, ehe es ein Elf tut.«
»Nichts für ungut, Paul«, ich tätschelte fahrig die Hand an meiner Seite.
»Ich weiß, ich habe versagt. Wir haben alle nicht erkannt, dass Lee in Wirklichkeit ein Elf war. Unser Informant bei den Elfen hatte uns dieses Detail verschwiegen.«
Ihr Informant? Damit konnte er nur Ciaran meinen.
So benommen ich mich auch fühlte, Paul wirkte mit seinem trägen Dackelblick auch in diesem Zustand wenig verführerisch. Lee dagegen mit seinem charmanten Lächeln und den lässigen Sprüchen … Nein, an Lee mochte ich nicht denken.
»Ich habe versagt, du hast den Halbelfen erhört und jetzt wollen sie dich töten. Aber da mache ich nicht mit. Ich bringe dich jetzt zu einem Boot, das die Halbinsel umrundet und bis zur Seine-Mündung fährt. Von dort aus nimmt es Kurs auf Paris. Da musst du dir ein Bahn- oder Flugticket besorgen und zusehen, dass du so weit wie möglich wegkommst. Brich alle Kontakte zu jedem in England ab. Das ist ganz wichtig. Hörst du?«
Ich starrte Paul an. Der verträumte Paul, der gedankenverloren im Unterricht gepopelt und nie gesprochen hatte.
Wir hatten den Eingang der Höhle erreicht. Eine schwache Erinnerung kehrte zurück. Da unten befand
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