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Die Papiermacherin

Titel: Die Papiermacherin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Conny Walden
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normalerweise einen ungehinderten Zugang zu diesen Wasserzeichen und den Papieren haben, die damit gemacht wurden! Petros Makarios selbst und Ihr, Evangelia! Davon abgesehen hat man Botschaften sichergestellt, die nahelegen, dass Kaiser Otto sich insgeheim mit den Bulgaren verbündet hat und Arnulf ebenfalls ein Spion ist!«
    »Aber das ist doch alles nicht wahr!«, stieß Li hervor.
    »Es ist ein Komplott«, sagte Fra Branaguorno. »Und dahinter steckt vermutlich Thorkild Eisenbringer, der um jeden Preis verhindern will, dass wir nach Magdeburg zurückkehren. Seine Verbindungen scheinen weiter zu reichen, als ich es für möglich hielt …«
    »Und jetzt sollen wir einfach davonlaufen?«, fragte Arnulf.
    »Wir haben keine andere Wahl und können froh sein, wenn wir es noch schaffen.«
    »Woher wisst Ihr das alles?«, wollte Li erfahren.
    »Ein Bote hat mich aufgesucht. Petros Makarios hat ihn geschickt, und ich zweifle nicht im Geringsten an seinen Worten.«
    »Aber warum sollte Petros Makarios uns warnen?«
    »Weil er – falls es uns gelingt zu fliehen – möglicherweise nicht mehr selbst in die Sache hineingezogen wird, denn dann wird man den Verdacht vollends auf uns richten und unsere Flucht als Eingeständnis der Schuld werten. Wie gesagt, Petros Makarios hätte ebenfalls Zugang zum Wasserzeichen und zu den damit hergestellten Papieren gehabt …«
    Arnulf drehte sich zu Li um. »Pack das Nötigste zusammen. Wir werden nicht viel mitnehmen können.«
    »Und wo soll es hingehen?«, fragte Li.
    »Zuerst ins Händlerquartier der Venezianer – und anschließend auf Lorenzo D’Antonios Schiff, die San Marco. Ob er allerdings bereit sein wird, auch Evangelia mitzunehmen, wird sich zeigen«, erwiderte der Mönch.
    »Ich muss Euch etwas beichten, Fra Branaguorno«, erklärte Arnulf.
    »Beichten?«, echote Fra Branaguorno leicht irritiert. Aber dann verstand er. »Ihr habt ihn bereits mit der Dame Eures Herzens bekannt gemacht? Nein, Ihr braucht mir nichts zu beichten, Arnulf … Ich kann mir denken, was geschehen ist.«
    Arnulf und Li zogen sich vollständig an, dann überlegte Li fieberhaft, was sie mitnehmen sollte. Ein paar Kostproben ihrer Handwerkskunst durften auf keinen Fall fehlen. Sie nahm einige Blätter an sich. Es konnte nicht schaden, so etwas bei passender Gelegenheit parat zu haben. Das hatte Li mehr als einmal erfahren. Und natürlich das Schöpfsieb aus Rosshaar, das von ihrem Vater stammte.
    Eigentlich hatte Li dieses Sieb kaum noch in Gebrauch, da es in ihrer Werkstatt weitaus bessere gab. Aber es war das Einzige, was ihr als Erinnerung an ihren Vater geblieben war.
    Li schnürte rasch ein kleines Bündel zusammen. Sie hatte Lorenzo um Bedenkzeit gebeten, um sich zu entscheiden – und nun war ihr die Entscheidung abgenommen worden.
    Fra Branaguorno bestand darauf, dass sie kein Licht machten. Wenig später traten sie ins Freie.
    Zwei Pferde standen dort. Fra Branaguorno hatte sie besorgt, vielleicht mit Hilfe von Bruder Markus. Der Mönch stieg in den Sattel eines der Tiere, Arnulf nahm das andere und half Li dabei, sich hinter ihn in den Sattel zu setzen. Sie hielt sich an ihm fest. Ihr Bündel hatte sie mit einem Riemen auf dem Rücken befestigt und den Umhang eng um die Schultern gezogen.
    »Wir müssen noch Christos mitnehmen!«, beharrte sie.
    »Wer ist dieser Christos?«, fragte Fra Branaguorno.
    »Ein blinder Tagelöhner, auf dessen Dienste ich nicht verzichten kann!«, sagte Li.
    »Und wo finden wir ihn?«
    »Er wohnt in einem der herrenlosen Häuser, wo so viele Arme unterkommen …«
    »Du weißt nicht zufällig, um welches dieser Häuser es sich handelt?«, fragte Arnulf.
    »Er wollte nie, dass ich es erfahre.«
    »Ihr werdet diesen Christos hier zurücklassen müssen«, stellte Fra Branaguorno fest. Dann ließ er sein Pferd voranpreschen, und Arnulf folgte ihm. Fra Branaguorno sorgte dafür, dass sie sich überwiegend auf den Nebenstraßen bewegten. Einmal wichen sie einer Gruppe von Warägergardisten aus, die ihre nächtliche Patrouille durchführten.
    Schließlich erreichten sie das venezianische Händlerquartier, das aus mehreren Gebäuden um einen Innenhof samt Kapelle bestand. Es lag direkt am Goldenen Horn und hatte einen eigenen kleinen Hafen, in dem mehrere Schiffe ankerten.
    Das gusseiserne Tor, das zu diesem befestigten Quartier gehörte, war geschlossen. Die Venezianer ließen das Gelände auch bei Nacht bewachen.
    »Öffnet!«, rief Fra Branaguorno. »Öffnet und

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