Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Papiermacherin

Titel: Die Papiermacherin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Conny Walden
Vom Netzwerk:
Meister, seinen Gesellen und eine junge Frau, die das Geheimnis des Wasserzeichens kennt. Sie sollen ihre Sachen packen und mit uns kommen.«
    »Was hat das zu bedeuten?«, stieß Li hervor, die sich von ihrem Lager erhoben hatte.
    Firuz sah zu ihr hinüber und musterte sie von oben bis unten. Auch wenn sie jetzt wegen der Kälte mehrere Schichten Lumpen übereinander trug und darauf geachtet hatte, ihr Haar schicklich zu verbergen, war sie nicht allein wegen ihrer hellen, klaren Stimme sofort als Frau zu erkennen.
    In den Augen des Händlers stand ein Ausdruck, der ihr nicht behagte. Es geziemte sich nicht, wie er sie ansah, und dabei machte es keinen Unterschied, ob er Muslim, Christ oder Manichäer war.
    Firuz nahm ein Dokument hervor, das hinter seinem Gürtel steckte, und entrollte es. »Ich habe euren Schuldbetrag ausgelöst! Man könnte auch sagen, der Statthalter hat euch an mich verkauft!« Firuz lächelte breit und auf eine Art und Weise, die Li gleich eine tiefe Abneigung empfinden ließ. Er ging durch den Raum und sah sich um. Gao hustete.
    »Wohin werdet Ihr uns bringen?«, fragte Meister Wang an Firuz gerichtet.
    Dieser machte eine wegwerfende Geste und befühlte das aufgeschichtete Papier. »Seid nur froh, dass ihr von hier fortkommt! Es scheint nicht zum Besten um Samarkand und die anderen Städte von Mawarannahr zu stehen … Der Statthalter braucht dringend Einnahmen, und der Emir versucht, eine große Armee auszurüsten, bevor es wieder wärmer wird! Denn wenn der Frühling kommt, wird es Krieg geben, dessen kann man gewiss sein!« Er betastete eines der unteren Blätter, zog es aus dem Stapel und rieb seinen Daumen darüber. »Gute Qualität …«, lobte er. »So etwas findet man in Bagdad selten …« Er drehte sich um und sah noch einmal Li an. »Man hat mir gesagt, du seist am geschicktesten, was die Wasserzeichen betrifft.«
    »Die Bescheidenheit verbietet es mir, darauf zu antworten«, sagte Li.
    »Eigentlich dachte ich immer, Frauen sind für andere Dinge geschaffen, als Lumpen zu zerstampfen und daraus Blätter zum Schreiben zu machen!« Er lachte auf abstoßende Weise. »Aber es soll mir gleichgültig sein. Deine Arbeit ist gut, und es wird dabei viel Silber herausspringen. Und nun beeilt euch! Ich will das Tageslicht für die Reise nutzen!«
    Die wenigen Habseligkeiten waren schnell zusammengepackt. Sie verabschiedeten sich kurz von Meister Mohammed. Gao ging es nicht gut. Der Husten hörte sich immer noch schlimm an, allerdings waren seine Augen nicht mehr so glasig wie an den Tagen zuvor.
    »Es soll euer Schaden nicht sein, mit mir zu kommen!«, meinte Firuz etwas später, als sie die Straße entlanggingen, an der die Werkstatt lag.
    Eine Karawane von siebzig Kamelen gehörte Firuz, dazu ein Dutzend Pferde und ein paar Esel. Der ganze Zug wartete im Innenhof einer Herberge, die sich nur ein paar Straßen weiter befand. Bewaffnete Männer gehörten ebenso dazu wie Frauen und Kinder. Offenbar reiste er mit seiner gesamten Sippe durch die Lande. Die Kamele waren voll beladen mit begehrten Handelswaren, wie sie auf den Basaren von Samarkand den Besitzer wechselten. Ballen aus Seide waren darunter, aber Li bemerkte auch den Geruch von Seife.
    Anders als es bei den Nomaden üblich war, wurden die Kamele nicht nur als Lasttiere benutzt, sondern auch zum Reiten. Es gab in dieser Karawane niemanden, der zu Fuß gehen musste. Offenbar wollte Firuz schneller vorankommen. Auch Li wurde auf eines der ihrem Empfinden nach riesigen Tiere gesetzt, das sich vor ihr niederbeugte. Ein einziger Befehl reichte dazu aus, aber die Zügel überließ man ihr ohnehin nicht. Die wurden am voranlaufenden Tier festgemacht. Bei dem schaukelnden Gang fürchtete Li im ersten Moment, dass ihr übel werden müsste. Aber sie konnte sich beherrschen.
    Dann ging es mitten durch die Stadt zum Haupttor. Die Wächter ließen sie passieren, und es dauerte nicht lange, da waren die Türme und Kuppeln von Samarkand bereits sehr fern. Der Wind wehte den Ruf des Muezzins zu ihnen herüber. Firuz war allerdings offenbar kein so frommer Muslim, dass er die Karawane angehalten und den Weg unterbrochen hätte, um zu beten.
    Er ritt auf einem gescheckten Pferd an der Spitze der Karawane. Manchmal ließ er sich zurückfallen, um bei den Kamelen nach dem Rechten zu sehen, die in einer langen Reihe geführt wurden. Hin und wieder gab es auch Schwierigkeiten mit einem der törichten Esel.
    Am Abend wurden mit wenigen Handgriffen Zelte

Weitere Kostenlose Bücher