Die Partie. Thriller (German Edition)
Stuhllehne baumeln, »ich denke, das hängt davon ab, wer gewinnt.«
Er nimmt eine der bereits geschlagenen Figuren des Gegners in die Hand, die neben dem Spielfeld liegen. Ein Bauer. Unablässig wirft er ihn in die Luft und fängt ihn wieder auf.
»Passen Sie auf. Ich erkläre Ihnen die Regeln, weil ich sehe, dass Sie ein intelligenter Mann sind. Es beginnt sogar ein wenig Spaß zu machen, gegen Sie zu spielen. Sie sind der Oberbürgermeister von Mannheim, Sie verkörpern die Stadt in diesem Spiel. Ich bin der Mann mit der Krähenmaske, ich verkörpere die Lehre der Vernunft.«
»Was verkörpern Sie?«
»Unterbrechen Sie mich nicht, Sie brauchen nicht jedes Detail zu verstehen. Noch nicht. Selbst wenn ich Ihnen jede Facette dieses Wettkampfes sofort erklären würde, Sie würden es doch nicht auf einmal erfassen können. Schließlich sind wir hier, um Ihre geistige Verfassung gegenüber der reinen Wahrheit zu testen. Ist es nicht so?«
Der Bürgermeister weiß nicht, was er antworten soll.
»Ich bin die Vernunft, und ich habe Ihre Stadt zu einem Wettkampf herausgefordert. Sehen Sie«, der Maskierte deutet auf das Schachbrett, »jedes dieser Felder symbolisiert ein Quadrat Ihrer Stadt. Jedes Mal, wenn eine Ihrer Figuren eine von meinen schlägt, dann lasse ich der Polizei, die ebenso wie Sie die Stadt Mannheim verkörpert, einen Hinweis zukommen.«
Der Bürgermeister starrt fassungslos und verwirrt auf das Feld. Was will der Mann, der ihm gegenübersitzt, wirklich? Das kann doch nicht sein Ernst sein.
»Und was, wenn Sie eine von meinen Figuren schlagen?«
»Dann«, wieder machte der Entführer eine Pause, »lasse ich auf dem entsprechenden Quadrat mindestens einen Polizisten töten!«
Er zieht ein seidenes Taschentuch hervor und hustet. Als er sich wieder gefangen hat, lehnt er sich zurück, legt das Tuch vor sich auf den Tisch und starrt den Bürgermeister an. Seine Pupillen blitzen durch die Augenschlitze der Maske auf. »Für heute haben wir genug gespielt.«
13
»So wird das nichts.« Kimski setzt noch einmal mit der Haarnadel in seiner Hand an, doch sie bricht in der Mitte durch, als er sie in das Schloss führt.
Er tastet nach der Waffe in seinem Pistolenhalfter. Der Beamte hat nicht darauf geachtet, dass er ein Schulterhalfter mit einer Waffe trägt, bevor sie ihn eingesperrt haben. Das ist gut, auch wenn die Glock ihm jetzt nicht weiterhelfen wird.
»Haben Sie vielleicht irgendwas anderes in Ihrer Tasche?«
»Ich glaube nicht, dass etwas davon für Sie von Nutzen sein könnte. Die haben mir sogar mein Handy abgenommen.«
»Zeigen Sie mal her.«
Sie steht auf, um ihm ihre Handtasche zu zeigen, doch sie stolpert. Der Motor des Gefangenentransporters ist angelassen worden und der Wagen fährt an.
»Jetzt bringen sie uns wohl aufs Revier.«
Kimski dreht sich um und sieht durch die Scheibe auf die Straße.
Die Straßenlaternen werden in diesem Moment angeschaltet. Am Seiteneingang sieht er zwei Beamte in Uniform, die sich unterhalten. Sie werden immer kleiner, während der Bus an Fahrt gewinnt. Sind das nicht die beiden Polizisten, die eben noch für dieses Fahrzeug verantwortlich waren? Aber wer befindet sich dann in der Fahrerkabine und steuert den Wagen?
»Wohin fahren wir denn?«, fragt Eva, als der Bus in Richtung Industriehafen abbiegt.
»Ich weiß nicht«, antwortet Kimski. »Vielleicht hat der Mörder es jetzt auf uns abgesehen. Oder Pflüger ist so sauer auf Sie, dass er uns beseitigen und uns in den Rhein werfen lässt.«
Der Bus holpert über eine Brücke, die über ein Hafenbecken führt. Der Fahrer biegt nach rechts ein und fährt einige Meter die Straße entlang, dann zieht er den Wagen in einer scharfen Rechtskurve herum und fährt zwischen zwei Betonwänden auf einen unscheinbaren Parkplatz, der direkt unter einer großen Verkehrsbrücke liegt.
Kimski legt seine Hand unter die Jacke, auf die Waffe. Der Bus kommt zum Stehen. Kimski sieht sich um. Auf der rechten Seite ist ein Schild, das darauf hinweist, dass sich hier eine Bahnstation befindet. Er hört, dass die Tür der Fahrerkabine geöffnet wird und blickt aus dem Fenster. Ein großer, stämmiger Mann tritt in sein Sichtfeld.
Der Mann hat eine Sporttasche umgehängt. Sein Gesicht ist nicht zu erkennen, da er sich gerade eine schwarze Skimaske über den Kopf zieht.
Der Fahrer stellt sich hinter den Bus und sieht sich nach links und rechts um. Dann zieht er eine große Pistole aus der Tasche, die er mit beiden
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