Die Partie. Thriller (German Edition)
und verschränkt die Arme hinter dem Rücken.
Frank ist wirklich ein sehr aufmerksamer Helfer. Und er ist vorsichtig. Frank hat viel mitgemacht im Leben und sichert sich gerne ab. Das ist klug.
Es ist grausam, was der Krieg mit Menschen machen kann. Er hat den Krieg immer abgelehnt.
Er kann sich gut daran erinnern, wie er ihn zum ersten Mal traf. Es war erbärmlich. Er hatte sich umgehört in den zwielichtigen Spelunken und herausgefunden, dass in einem Mannheimer Männerwohnheim ein ehemaliger Söldner mit dem Spitznamen Krähe wohnte, der vor nichts zurückschreckte. Die Männer, die ihn kannten, meinten allerdings auch, dass er zu nichts mehr zu gebrauchen sei, seit der Alkohol ihn in seinen Fängen hielt.
Er suchte ihn trotzdem auf. Die Geschichten, die er über den
Mann gehört hatte, hatten seine Neugier geweckt. Er fand ihn schließlich in einem Wohnheim im Jungbusch. Der Weingeist hatte den Mann gezeichnet. Er hatte gerade eine Haftstrafe abgesessen. Wegen Totschlags. Er musste nicht einmal ein ganzes Jahr absitzen.
Es war auf der Mannheimer Messe passiert. Frank war betrunken gewesen. Er wollte sich an einer Bank abstützen, weil er das Gleichgewicht nicht mehr halten konnte, und fiel dabei einfach um. Um ihn herum war die Welt nur noch ein verschwommener Brei. Aber als er spürte, wie sich jemand an seiner Hosentasche zu schaffen machte, zog er reflexartig sein Klappmesser und stach es dem anderen in den Bauch. Am nächsten Morgen, auf dem Revier, konnte er sich an nichts mehr erinnern, so besoffen war er gewesen. Nur seine antrainierten Fähigkeiten als Kampfmaschine funktionierten unter allen Bedingungen, rund um die Uhr. Er war immer noch die Krähe .
Das war es auch, was sein neuer Bewunderer hinter der jämmerlichen Fassade aus Ethanolschleier und vollgesauten Kleidungsstücken sehen konnte. Dieser Mann hatte das, was er für die Taten, die er plante, brauchte.
Er passte Frank vor dem Heim ab. Auf dem Weg zur nächstbesten Trinkstube. Er gab ihm ein paar Bier aus und unterhielt sich mit ihm. Das wiederholte er einige Tage in Folge, bis der ehemalige Söldner Vertrauen zu ihm aufbaute. Frank erzählte ihm von den Albträumen, die ihn plagten, wenn er seinen Körper nicht mit Alkohol betäubte. Und von den Panikattacken.
Der Meister las mehrere Bücher über Kriegstraumata, Psychosen und Alkoholsucht, und er kam zu der Erkenntnis, dass man Frank helfen könnte, die Kontrolle über sein Trauma zu gewinnen – wenn man ihm eine neue Aufgabe gab. Wenn man ihn seine Fähigkeiten wieder ausüben ließ. Er hoffte, dass neue Verantwortung und neue Kämpfe die Erinnerung an die Vergangenheit zurückdrängen würden.
Er hatte Recht behalten.
Zuerst hatte er Frank bei sich aufgenommen und seinen Alkoholentzug überwacht. Es gab einige Rückschläge, doch als er Frank von seinen Plänen erzählt und ihm ein neues Ziel vor Augen gestellt hatte, auf das er zuarbeiten konnte, gelang der Durchbruch.
Der Meister kaufte eine Eigentumswohnung, in der Frank wohnen konnte, nachdem er trocken war. Er schaffte alles für ihn an, was Frank brauchte, um zu trainieren und sein Wissen aufzufrischen.
Der Meister ist stolz auf sich, dass dies alles so wunderbar funktioniert hat. Er hat das Potenzial in einer trostlosen Existenz entdeckt, ausgegraben und gefördert.
»Ich denke, alles ist sicher«, sagt Frank und reißt ihn aus seinen Gedanken. »Der Bürgermeister kann keinen Schaden anrichten, ich habe seine Fesseln überprüft. Die Sicherheitssysteme an den Eingängen funktionieren auch.«
»Mach dir bitte nicht zu viele Sorgen.« Der Meister dreht sich um und sieht seinem privaten Krieger ins Gesicht.
Frank wendet sich ab und öffnet die Tür. Im Türrahmen dreht er sich noch einmal um. »Sagt – Was habt Ihr der Polizei eigentlich für Tipps gegeben?«
»Ach, das ist kaum von Bedeutung. Das werden diese Kretins nicht lösen können.«
Trotzdem sagt er Frank, was er in codierter Schrift auf den Zettel geschrieben hat und was es damit auf sich hat. Frank ist Teil seines Unternehmens, und es spricht nichts dagegen, dass er ihn in seine Spielzüge einweiht.
23
Eva steht am Schalter im Eingang des Polizeipräsidiums und haut auf den Tisch.
»Schon gut, schon gut«, sagt der uniformierte Polizeibeamte.
»Ihr Wagen wurde also gestohlen ... und Sie wollen eine Anzeige erstatten?«
»Was soll ich denn sonst machen?!«
Der Polizist nickt stumm und holt ein Formular und einen Kugelschreiber aus einer Ablage
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