Die Partie. Thriller (German Edition)
das? Können Sie irgendetwas über den Mann herausfinden? Was will Kimski von ihm?«
Vollmer greift zur Maus und ruft weitere Anwendungsfenster auf. Nach zwei Minuten gibt er auf.
»Scheint ein unbescholtener Bürger zu sein.«
Pflüger nickt.
»Na gut. Geben Sie die Adresse weiter. Ich trommle die SEK-Truppe zusammen. Werden wir doch mal sehen, ob Kimski uns noch länger an der Nase herumführen kann!«
27
Den Schlüssel für die Schublade hat er in einer Dose gefunden, die auf der Arbeitsfläche des Sekretärs steht. Das Buch der Zwei Krähen liegt in der Schublade. Kimski nimmt das Buch in die Hand und riecht daran. Carlo hat recht, der Geruch von über zweihundert Jahre altem Papier ist unbeschreiblich intensiv. Er klemmt das Werk unter seinen Arm und tritt in den Flur.
»Eva?«
Keine Antwort.
Durch den offenen Türspalt sieht er, dass in dem Arbeitszimmer das Licht ausgeschaltet ist. Er macht einen Schritt zurück und legt das Buch zur Seite. Dann zieht er die Glock aus dem Schulterhalfter.
Er lehnt sich mit dem Rücken an die Wand neben dem Türrahmen und drückt die Tür mit einer Hand vorsichtig nach innen auf.
Es floppt zweimal kurz, so wie wenn jemand Korken aus einer Weinflasche zieht und die Luft freigesetzt wird. Zwei Pistolenkugeln bohren sich durch das Holz der Tür und schlagen in der gegenüberliegenden Wand im Flur ein.
Das ist nicht gut. Überhaupt nicht gut.
Kimski läuft ins Wohnzimmer und hängt einen schmalen Spiegel ab. Er geht zurück in den Flur. Er kauert sich in die Ecke und schraubt die Lampe von seiner Pistole ab. Er schaltet sie ein, dann wirft er sie in die Mitte des Arbeitszimmers. Im Bruchteil einer Sekunde hebt er den Spiegel in den Türrahmen, sodass er von seiner sicheren Position aus in den Raum sehen kann.
Die Lampe dreht sich auf dem Boden. Im vorbeihuschenden Lichtschein kann Kimski Eva in der Ecke des Zimmers sehen. Hinter ihr steht ein Mann mit einer Skimaske über dem Kopf, der ihr den Mund zuhält.
Ein weiterer Schuss reißt Kimski den Spiegel aus der Hand. Er erhebt sich. Er erinnert sich an den Balkon, der vom Arbeitszimmer aus zu erreichen ist. Er dreht sich um und geht ins Wohnzimmer, direkt zum Fenster auf der linken Zimmerseite.
Er öffnet es und sieht hinaus in den Innenhof. Wie er gehofft hat, ist der Balkon nur etwa einen Meter vom äußeren Rand des Fensters entfernt.
Er steckt die Waffe in das Halfter und windet seinen Körper durch den Fensterrahmen. Auf der Außenseite des Hauses richtet er sich auf dem Fensterbrett auf, soweit es geht. Mit den Händen hält er sich am oberen Rand des Rahmens fest. Dann springt er.
Kimski stößt einen kurzen, schrillen Schrei aus, als seine linke Hand eine Strebe des Geländers zu greifen bekommt und die Schwerkraft seinen Körper weiter in Richtung Erde zieht. Die Intensität, mit der die Kräfte an seinem Arm zerren, erschreckt ihn im ersten Moment.
Kimski spürt, wie seine verschwitzte Handfläche von dem glatten Metall abgleitet. Mit einem weiteren Schrei zieht er sich mit seinem Arm hoch und packt mit der rechten Hand eine weitere Geländerstrebe.
Möglicherweise hat der Maskierte ihn gehört. Mit letzter Kraft reißt er seinen Körper empor. Er winkelt sein rechtes Bein an und kann sich im Geländer einhaken. Der Rest ist einfach. Er zieht das zweite Bein hinterher, richtet sich auf und hievt sich über das Geländer auf den sicheren Untergrund.
Die Balkontür wird aufgeschleudert. Kimski muss die Arme hochreißen, um den Aufprall auf sein Gesicht abzuwenden. Im Augenwinkel sieht er, wie Eva zu Boden fällt. Der Maskierte hat sie von sich gestoßen.
Kimski prallt gegen das Geländer. Er fängt sich ab. Ein Schalldämpfer taucht in der Tür auf. Kimski schlägt mit der Handkante auf die Waffe, bevor der Maskierte feuern kann. Die Pistole knallt auf den Steinboden des Balkons. Ein Schuss löst sich. Kimski spürt einen stechenden Schmerz im rechten Oberschenkel. Er fühlt, wie sein Körper zusammensacken will, aber er kämpft dagegen an. Der Maskierte steht bereits vor ihm auf dem Balkon.
»HA!« Kimski stößt einen kurzen Kampfschrei aus und prescht nach vorne. Unwissende deuten das Brüllen bei asiatischen Kampfsportarten oft als albernes Gehabe. In Wirklichkeit ist es eine effektive Technik, um die Muskulatur anzuspannen und die Atemwege bei Gegentreffern zu entlasten.
Kimskis rechte Faust donnert auf den Kopf des Maskierten, die linke Faust kommt gleich hinterher. Diese Stoßfolge
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