Die Partie. Thriller (German Edition)
die Maske ab. Dann streckt er sich bekleidet aus und schließt die Augen.
Kimski und Eva rennen den ganzen Weg bis über die Planken. Erst im Lamey-Garten in R 7 stellt Kimski sich hinter ein Gebüsch und hält an.
»Danke«, ruft Eva keuchend. »Ich bin nicht für so etwas trainiert!«
»Ich glaube, wir haben den Verfolger abgehängt«, sagt Kimski mit ernster Miene. »Machen wir zwei Minuten Pause, dann geht es weiter.«
»Sagen Sie, Leonard, was ich Sie schon den ganzen Abend fragen wollte«, sagt Eva, als ihre Atmung sich wieder normalisiert hat.
»Wieso haben Sie mich heute Abend angerufen, nachdem Sie gesagt hatten, ich soll Sie in Ruhe lassen?«
»Und Sie denken wirklich, jetzt wäre der Moment passender für eine solche Frage?«
»Warum nicht?«
»Kommen Sie«, sagt er und geht weiter, ohne sie zu beachten.
»Aber ...« Sie folgt ihm.
»Gegenfrage. Können Sie mir sagen, warum Kriminalrat Pflüger meint, dass etwas nicht mit Ihnen stimmt?«
»Nein, das kann ich Ihnen nicht sagen.«
»Sehen Sie.«
Er sieht nach rechts und blickt auf den Ring in Richtung Wasserturm. Blaulicht erhellt die Häuserfluchten.
»Was ist das?«
»Eine Polizeisperre. Die suchen nach dem Bombenleger. Und nach uns.«
Kimski blickt zu Eva. Sie umklammert ihren Oberkörper mit beiden Armen und starrt in die Nacht.
»Keine Angst. Die kontrollieren nur Autofahrer. Kommen Sie.«
Er greift vorsichtig nach ihrer Schulter und zeigt schräg über die Straße.
»Wir müssen in die andere Richtung.«
Die Wohnung von Alois Brun liegt gegenüber dem neuen Nationaltheater. Kimski betrachtet die Klingelschilder. In jedem Stockwerk gibt es zwei Parteien. Brun wohnt in der 3. Etage.
»Und was jetzt?«, fragt Eva.
»Na ja, bei Herrn Brun zu klingeln wäre nicht schlau. Wir wollen ihn nicht gleich verschrecken. Also machen wir es wie das SEK.«
»Das heißt?«
»Wir stürmen die Wohnung. Falls er sich als harmlos herausstellt, entschuldigen wir uns später ganz offiziell.«
»Aber das SEK ist bestimmt besser als wir ausgerüstet, um Türen aufzubrechen!«
»Das stimmt. Aber bei unserem Training war es immer besonders wichtig zu üben, wie man in schwierigen Situationen improvisieren kann.«
Kimski sieht sich den Hauseingang genau an. Das Haus ist ein Jugendstilbau und die Türe ist auch nicht die neuste. In der oberen Hälfte der Tür sind vier Milchglasscheiben. Kein Sicherheitsglas.
»Hoffentlich wecken wir niemanden auf«, sagt er und drückt den Türknauf zur Kontrolle, ob tatsächlich abgeschlossen ist – bevor er eine der Scheiben einschlägt. Nichts bewegt sich.
Er sieht sich um. Auf der Straße ist nichts zu entdecken, was er zum Glasbrecher umfunktionieren könnte. Also zieht er sein Jackett aus und wickelt es sich um die rechte Hand, bis das Knäuel so groß ist wie ein Boxhandschuh. Er fummelt mit der Linken die Glock aus dem Halfter, kontrolliert die Sicherung und steckt die Waffe ins Jackett.
»Eigentlich ist die Knarre nicht für so etwas gedacht«, flüstert er mit bedauerndem Unterton. Dann holt er aus und lässt den Griff der Glock in die Scheibe links unten donnern. Glas splittert. Er zieht die Hand zurück.
»Hoffen wir, dass die Tür nicht von innen abgeschlossen ist.«
Er schlägt noch zweimal zu, bis alle Scherben aus der Fassung fallen. Er nimmt die Waffe in die Linke und führt seinen rechten Arm langsam durch die Öffnung. Er drückt den inneren Türgriff nach unten. Die Tür springt auf.
»Gut.«
Er zieht die Eingangstür auf und läuft in den Hausflur.
»Kommen Sie.«
Kimski hält die Waffe in beiden Händen und presst seinen Körper mit dem Rücken an die Wand. Die Tür fällt hinter ihnen zu.
»Alles ruhig.«
Eva zieht ihre Pistole hervor und hält sie fest umklammert. Kimski blickt zu ihr. Ihre Hände zittern.
»Keine Angst. Ich gehe voran. Sie müssen mir nur Feuerschutz geben. Passen Sie auf. Wenn wir im dritten Stock sind, werde ich irgendwie die Tür aufbrechen und in die Wohnung stürmen. Sie bleiben im Hausflur stehen, verschanzen sich hinter dem Türrahmen und zielen in den Raum. Wenn ich Ihnen ein Zeichen gebe, dass der Raum sicher ist, dann kommen Sie rein, aber suchen sich sofort eine neue Deckung. Haben Sie das verstanden?«
»Was ist, wenn da wirklich bewaffnete Typen sind und auf uns schießen? Was dann?«
»So weit wird es nicht kommen. Abschreckung und Einschüchterung sind der Schlüssel. O.k.?«
Sie nickt.
»Gut.« Wenig Mondlicht fällt durch die Fenster im
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