Die Party Queen von Manhattan - Roman
sicher die Woche im Internet was darüber lesen«, sagte sie leichthin und lachte. Aber mir machte sie
nichts vor; sie war immer noch verärgert. »Apropos, hast du heute schon reingeschaut?«
Mein Herzschlag setzte eine Zehntelsekunde aus. »Heute? Es ist Sonntag! Wovon redest du?«
»Ach, es war halb so wild, längst nicht so übel wie manches, was man sonst so liest. Kein Grund zur Sorge«, versuchte sie mich rasch zu beschwichtigen, erzielte damit aber haargenau den gegenteiligen Effekt. »Avery hat mir die Kolumne vor ein paar Minuten gezeigt. War bloß ein ziemlich gehässiger Kommentar dabei, dass du zu einer Kostümparty im Businessdress aufgekreuzt bist.«
Echt nicht zu fassen! Relativ gesehen war der Beitrag vermutlich vollkommen harmlos, aber aus irgendeinem Grund fuchste er mich noch mehr als all die Lügen und verzerrten Darstellungen bezüglich meiner nächtlichen Aktivitäten: Wenn ich nicht mal mehr anziehen konnte, was ich wollte, ohne mir öffentliche Kommentare dafür einzuhandeln, dann hatte ich meinem Gefühl nach kein Fitzelchen Privatleben mehr.
»Na toll. Echt toll«, brachte ich mit einiger Mühe heraus. »Dann steht also fest, dass ich tatsächlich gestern Abend bei der Kostümparty gewandet war wie zu einer Vorstandssitzung. Immerhin kannst du daraus schließen, dass ich nicht vorhatte, mich von deinem Dinner zu verkrümeln.«
»Das weiß ich doch, Bette. Das Thema hatten wir schon, okay?«
Kurz vor dem Auflegen fiel mir ein, dass ich Penelope noch gar nicht zu der BlackBerry-Party eingeladen hatte.
»Hey, Pen, wie ist es, kommst du am Dienstag mit? Schleif Avery auch hin, oder komm allein, ganz wie du magst. Wird bestimmt lustig.«
»Echt?« Sie klang erfreut. »Klar, klingt super. Dann können wir zwei mal endlich in aller Ruhe quatschen. Das haben wir schon seit Ewigkeiten nicht mehr gemacht, hm?«
»Nichts lieber als das, Pen. Wirklich, ich würde mich gern
mit dir in irgendeine Ecke verdrücken und über alle ablästern, aber, weißt du, ich werde dabei nicht eine Sekunde Luft haben. Ich bin für den ganzen Event zuständig, und das heißt, ich rase durch die Gegend wie angestochen und muss hundert Sachen gleichzeitig machen. Ich fänd’s superschön, wenn du vorbeischaust, aber um gemütlich zu quatschen, ist das wohl nicht der richtige Abend.«
»Oh, stimmt. Natürlich. Hab ich mir schon fast gedacht«, sagte sie.
»Wie wär’s denn gleich nach Thanksgiving?«, fragte ich. »Treffen wir uns da doch zum Abendessen, nur wir zwei, bevor ihr umzieht.«
»Äh, ja, klar. Lass uns telefonieren, wenn’s so weit ist, okay?« Schon war sie wieder auf Abstand; so wie sie klang, wollte sie bloß noch weg vom Hörer.
»Okay. Ja dann, äh, noch mal, tut mir Leid wegen gestern Abend. Freu mich auf nächste Woche...«
»Mhm. Schönen Tag noch, Bette. Ciao.«
»Ciao, Pen. Bis ganz bald.«
17
Wenn es dir im zarten Alter von siebenundzwanzig Jahren passiert, dass mitten in der Nacht das Telefon klingelt, gehst du normalerweise davon aus, dass irgendein Typ trotz schwerer Schlagseite deine Nummer auf die Reihe gekriegt hat und findet, du könntest doch noch auf eine Runde rüberkommen - und denkst nicht etwa, dass in der Arbeit irgendwas katastrophal schief gelaufen ist, was Auswirkungen auf dein gesamtes künftiges Leben haben wird. Auf die Nacht vor der BlackBerry-Party traf das nicht zu. Als mein Handy morgens um halb vier anfing zu schrillen, wusste ich sehr genau, was mir blühte.
»Spreche ich mit Betty?«, hörte ich eine nicht mehr ganz junge, weibliche Stimme fragen, sobald ich das Teil aufgeklappt hatte.
»Hallo? Wer ist denn da? Ja, hier Bette«, sagte ich, immer noch ziemlich ausgeknockt, obwohl ich mittlerweile aufrecht saß und einen Stift in der Hand hielt.
»Betty, hier spricht Mrs. Carter«, sagte die Stimme.
»Verzeihung. Würden Sie Ihren Namen bitte noch einmal wiederholen?«
»Mrs. Carter.« Aha. »Die Mutter von Jay-Z.«
AHA!! »Hi, Mrs. Carter.« Die Einzige, die bei der Einteilung auf der Partyliste zwei Kategorien belegt hatte, als »Promi« und »Mutter«.
»Ist ja total spannend, dass wir morgen Ihren Sohn und seine ganze Baga … äh, seine ganzen Freunde bei uns willkommen
heißen dürfen. Wir freuen uns schon sehr!«, sagte ich und klopfte mir insgeheim selbst auf die Schulter, wie überzeugend ich mich doch anhörte.
»Ja, Liebes, eben deswegen rufe ich an. Es ist hoffentlich nicht schon zu spät? Eine Partyplanerin von Ihrem Format ist doch
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