Die Party Queen von Manhattan - Roman
Newark. Haut das noch hin?«
»Ja, ja, das wäre ganz wunderbar. Und haben Sie denn da auch noch zwölf Plätze frei?«, fragte ich, in der Hoffnung, einen Engel auf zwei Beinen erwischt zu haben.
Sie lachte. Um genau zu sein, sie gackerte. Kein gutes Zeichen. »Klar habe ich noch zwölf Plätze, aber nicht alle in der Business Class. Das Äußerste, was geht, sind vier in der Business, sechs in der ersten und zwei in der Economy. Für die in der ersten müssten Sie natürlich Aufschlag zahlen, das wären dann insgesamt, Moment, ich seh mal nach... siebzehntausend Dollar. Ist das okay?«
Jetzt war ich mit Gackern an der Reihe. Nicht dass es irgendwas zu lachen gegeben hätte, aber die einzige Alternative war loszuheulen. »Bleibt mir was anderes übrig?«, fragte ich.
»Scheint eher nicht so«, erwiderte sie und hörte sich dabei verdächtig so an, als machte ihr das Ganze einen Heidenspaß.
»Und wie es aussieht, sollten Sie sich wohl rasch entscheiden - einer von den Plätzen in der Business Class ist gerade weg.«
»Dann los!« Ich war kurz vorm Brüllen. »Buchen Sie, und zwar sofort.«
Ich gab ihr die Nummer meiner Firmenkreditkarte durch; immer noch besser, als Mrs. Jay-Z beibringen zu müssen, dass in den späteren Flügen nichts mehr frei war, und damit zu riskieren, dass sie das komplette Unternehmen cancelten. Danach kroch ich zurück unter die warme Decke.
Als sich ein paar Stunden später der Wecker mit seinem nervenden Dauerton in mein Bewusstsein bohrte, hatte ich das Gefühl, die ganze Nacht zusammengerollt auf einem Betonfußboden zugebracht zu haben. Glücklicherweise hatte ich mein Outfit für die Party schon am Abend zuvor in eine Extratüte verpackt und musste deshalb im Augenblick nicht mehr tun, als unter der Dusche aufrecht und bei Bewusstsein zu bleiben.
Wenn es überhaupt einen passenden Zeitpunkt gab, um Geld für ein Taxi auf den Kopf zu hauen, dann jetzt - also ergatterte ich eins, auf halbem Weg die Straße runter, und stürzte mich kopfüber hinein. Statt ohne Empfang in der U-Bahn-Röhre zu hocken, konnte ich hier nebenbei wenigstens noch ein paar Websites mit den neuesten Nachrichten checken, dank meinem brandneuen BlackBerry: ein Geschenk der Firmenleitung, damit ich mich »mit ihrem Produkt vertraut machen« konnte. Ich zog mir Clips von der Premiere von Shrek 3 , der Präsentation von Grey Goose und natürlich die Kolumne aus New York Scoop rein, die Philip, mich und meinen Hosenanzug ganz groß rausbrachte.
Selbstverständlich blieb das Taxi keine drei Blocks von meinem Apartment entfernt im Stau stecken, und selbstverständlich beschloss ich - entgegen dem Rat des Taxifahrers -, um jeden Preis in diesem wohltemperierten Gefährt sitzen zu bleiben, ganz gleich, welche astronomische Summe der Taxameter
anzeigte oder wie lange es dauern mochte, die zwei Meilen durch den Stadtdschungel zurückzulegen. Ich musste noch die Checkliste für die BlackBerry-Party vervollständigen. Ein scharfes Bonbon im Mund und eine Vorfrühstückszigarette zwischen den Fingern (der Fahrer hatte mir seinen Segen gegeben), checkte ich auf meinem etwas demoliert aussehenden Handy, ob Mrs. Jay-Z am Ende in den vier Stunden seit unserem letzten Gespräch noch einmal angerufen hatte. Nein, Gott sei Dank nicht. Aber auch Penelope hatte sich nicht gemeldet, und das beunruhigte mich. Meine Erklärungsversuche, dass die Dinge nicht so waren, wie sie schienen, dass Philip einfach aufgekreuzt war und ich mir nicht irgendeine Story aus den Fingern gesogen hatte, um von ihrem Dinner wegzukommen, hatten sich selbst für mich ziemlich lasch und läppisch angehört - Pen tat sich vermutlich noch schwerer damit. Das Schlimmste an der ganzen Sache war, dass sie und Avery umgebucht hatten und schon an dem Abend fliegen wollten. Wieso sie es derma ßen eilig hatten, kapierte ich nicht, vor allem nachdem Avery erst in gut einem Monat mit der Uni anfing. Ich ging mal davon aus, dass er scharf drauf war, sich an der Westküste möglichst schnell an einen brandneuen Partyzirkel anzudocken. Und Penelope war vermutlich mehr als scharf darauf, Thanksgiving nicht mit ihren oder Averys Eltern verbringen zu müssen. Penelopes Mutter hatte ihre Lakaien angewiesen, sämtliche Kisten und Koffer abzuholen und vorab Richtung Westen zu verfrachten, damit Avery und Pen sich mit nichts als ihren Handköfferchen auf den Weg machen konnten. Michael hatte vor, sie zum Flughafen zu bringen, aber für mich kam das natürlich nicht mal
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