Die Party Queen von Manhattan - Roman
ansatzweise in Frage.
Die einzige Nachricht stammte von Kelly: Sie wollte morgens gleich als Erstes die ausgefüllte Checkliste auf dem Schreibtisch haben und dann mit mir durchgehen, was noch zu allerletzt zu erledigen war. Ich faltete die mittlerweile ziemlich verknitterten Blätter auseinander und zog mit den Zähnen die
Kappe vom Stift. In den paar Minuten, die mir im Taxi noch blieben, einfach nur auf die Liste zu starren, war genau die passende Beschäftigung, fand ich; schließlich hatte ich noch reichlich Zeit, bis Kelly ins Büro kam, und das Wichtigste war im Augenblick, Jay-Z und seine Equipe von dem umgebuchten Flug in Kenntnis zu setzen und dafür zu sorgen, dass sie ohne irgendwelche Probleme an Bord gelangten.
Ich schaute noch kurz beim Skandalalarm rein - sieh an, welch freudige Überraschung. Die Typen von der Gesellschaftsseite hatten sich an die Absprache gehalten und einen Artikel über meine Party geschrieben, der etwas Exklusives, Aufregendes und vor allem Endcooles erwarten ließ:
Wie wir hören, ist Jay-Z als Überraschungsgast der Party im Bungalow 8 vorgesehen, bei der BlackBerry heute Abend sein neues Palmtop-Design vorstellen wird. Bette Robinson von Kelly & Company wollte diese Info zwar nicht bestätigen, doch Beobachter gehen fest davon aus, dass es sich bei dem geheimnisvollen Unbekannten um den Rapper handelt, der mit ihrem Lover Philip Weston eng befreundet ist. In diesem Zusammenhang noch ein weiteres pikantes Detail: Offenbar wurde Mr. Weston mit ein paar Freunden am Samstagabend bei einer Halloween-Party gesichtet, wo sie brasilianischen Models (das jüngste von ihnen knapp vierzehn) an die Wäsche gingen.
Das war die beste Werbung für den neuen BlackBerry, die man sich vorstellen konnte. Alles Wesentliche, vom Firmennamen über die Erwähnung von BlackBerry bis hin zu der geschickt eingestreuten Mutmaßung über den Stargast des Abends, entsprach exakt meinen Vorgaben. Kelly würde vor Begeisterung im Sechseck springen, wenn sie das sah, das wusste ich. Ich klopfte mir selbst auf die Schulter, wie schön ich da Erwähnung
gefunden hatte, und dachte an eine der kleinen Lektionen zurück, die Elisa mir mal erteilt hatte.
»Denk immer dran, es gibt einen Riesenunterschied zwischen Knüller und Bonbon«, hatte sie gesagt, mit einem Haufen ausgedruckter Klatschkolumnen vor sich auf dem Arbeitstisch.
»Was? Was meinst du damit?«
»Na, guck mal hier.« Sie deutete auf ein paar Sätze einer aufstrebenden Stylistin, die bemerkt hatte, dass Julia Roberts ihre Kostüme weiter machen lassen musste, vermutlich, so das Mädel, weil sie schwanger war. Die Gesellschaftsseite sprach als Erste mit der Stylistin, der als Erster die Veränderung aufgefallen war. »Was ist das - Knüller oder Bonbon?«
»Das fragst du mich?«
»Bette, solche Sachen musst du wissen. Wie, zum Teufel, willst du unseren Kunden sonst die Berichterstattung verschaffen, für die sie uns bezahlen?«
»Ich weiß nicht... Knüller«, sagte ich aufs Geratewohl.
»Richtig. Und warum?«
»Elisa, mir ist klar, dass es hier irgendwie um was Wichtiges geht, aber ich weiß nicht, was es ist. Sag’s mir doch einfach, statt mit mir lustige Fragespielchen zu veranstalten, das würde uns vermutlich eine Menge Zeit sparen.«
Sie verdrehte dramatisch die Augen und sagte: »Wenn du genau hinschaust, erkennst du den Unterschied zwischen Knüller und Bonbon. Alles, was pikant und nach Enthüllung und ein bisschen Skandal klingt, ist ein Knüller. Auftritte von Promis bei einer Party oder in der Öffentlichkeit, oder die Erwähnung der Location, wo sie waren, sind Bonbons. Du kannst dich von den Klatschkolumnisten nicht ständig mit Bonbons eindecken lassen, ohne ihnen je einen Knüller dafür zu liefern. Das ist so eine Art Tauschhandel - je mehr Infos du hast, desto mehr Bonbons kriegst du.«
»Das heißt also, irgendeine PR-Agentin wollte, dass ihre
Kundin in der Kolumne erwähnt wird, und hat dafür dieses Häppchen über Julia Roberts geliefert?« Es klang so abgeschmackt, aber es ergab zweifellos einen Sinn.
»Exakt. Die PR-Agentin hat der Gesellschaftsseite diese Stylistin auf dem Silbertablett präsentiert und kam dann im Gegenzug mit einer ihrer eigenen Klientinnen an, über die berichtet werden sollte.«
Na, das war ja wohl nicht weiter schwierig. Vielleicht hatte die Gesellschaftsseite also Interesse an Meldungen über heißbegehrte New Yorker Junggesellen in Begleitung brasilianischer Küken, die mit knapper Not
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