Die Party Queen von Manhattan - Roman
nicht so eng. Hauptsache, die Presse bekommt nichts davon mit . Ist das klar?«
»Selbstverständlich.« Ich nickte feierlich und fragte mich
im Stillen, wie um alles in der Welt ich die Kolumnisten und Fotografen von demjenigen fern halten sollte, mit dem wir sie auf der Einladung gelockt hatten. Aber darüber würde ich später nachdenken. »Eins noch, Kelly. Es tut mir so schrecklich Leid wegen dem ganzen Mist im New York Scoop. Ich komme mir allmählich vor wie eine wandelnde Zielscheibe, bloß weil ich angeblich was mit Philip Weston habe. Ein Glück, dass ich nicht paranoid veranlagt bin, sonst wäre ich bestimmt überzeugt, dass diese Ellie es auf mich abgesehen hat.«
Sie warf mir einen merkwürdigen, fast schon mitleidigen Blick zu. Setzten die ganzen Kommentare ihr doch mehr zu, als sie es sich hatte anmerken lassen? Bisher hatte sie all meine Entschuldigungsversuche wegen der Online-Kolumne abgeschmettert und mir versichert, mit Philip Weston in irgendeine Verbindung gebracht zu werden, sei auf alle Fälle gut und hätte das Image der Firma aufgemöbelt, aber vielleicht war sie die verbalen Angriffe nun doch langsam leid. Womit wir schon zu zweit wären.
»Bette, ich muss dir etwas mitteilen«, sagte Kelly langsam und holte dabei die dritte Flasche Cola Light aus der Kühlbox.
Klang nicht gut. Klang gar nicht gut. Okay, es ist so weit , dachte ich. Jetzt feuert sie mich wegen was, wofür ich absolut nichts kann. Und man sieht ihr an, wie sie sich abquält deshalb - immerhin steht sie bei Will nach wie vor im Wort, aber wie es aussieht, lasse ich ihr keine andere Wahl. In dieser Szene dreht sich alles um die Presse, und da bin ich nun mal baden gegangen. Was bleibt ihr übrig, es ist verdammt noch mal ihre Pflicht, mich zügig an die Luft zu setzen - sie hat den Laden hier aufgebaut, und kaum bin ich dabei, schädige ich nachhaltig seinen Ruf. Wie soll ich das bloß Will beibringen? Oder meinen armen alten Eltern? Im Geist rechnete ich schon durch, wie lange ich für eine durchgreifende Umgestaltung meines Lebenslaufs und entsprechend anders formulierte Bewerbungen brauchen würde, als Kelly sich nach einem weiteren Schluck vernehmlich räusperte.
»Bette. Versprich mir, dass das, was ich dir jetzt erzähle, ganz, ganz strikt unter uns bleibt.«
Puh. Glück gehabt. Das hörte sich nicht nach der klassischen Kündigungsmitteilung an.
»Ja natürlich«, blubberte ich erleichtert los. »Wenn du das so sagst, klar.«
»Ich war gestern mit einer Frau von Ralph Lauren zum Mittagessen verabredet. Und ich hoffe sehr, dass wir sie unter Vertrag kriegen - das wäre bis jetzt unser mit Abstand größter und bedeutendster Kunde.«
Ich nickte und ließ sie weiterreden.
»Und eben deswegen musst du unter allen Umständen dichthalten, was das angeht. Wenn es vorher durchsickert, wenn du irgendwem davon erzählst, weiß sie, von wem es letztlich kommt - und dann können wir uns das Ganze abschminken.«
»Verstehe«, sagte ich, die Seriosität in Person.
»Es betrifft New York Scoop …«
»Du meinst: Ellie Insider?«
Kelly sah mich an. »Ja. Wie du weißt, handelt es sich dabei natürlich um ein Pseudonym. Sie hat sich schwer Mühe gegeben, um unerkannt durch die Gegend zu ziehen und ahnungslose Zeitgenossen auszuquetschen. Keine Ahnung, ob dir der Name was sagt, aber das Mädel, das diese Kolumne schreibt, heißt in Wirklichkeit Abigail Adams.«
Keine Ahnung wieso, aber eine Hundertstelsekunde vorher wusste ich, was da aus Kellys Mund kommen würde. Abby. Ich hatte nie auch nur im Traum erwogen, dass es sich bei der Kolumnistin um jemanden handeln könnte, den ich von früher kannte - oder dem ich zumindest irgendwo schon mal begegnet war -, doch in dem Moment überkam mich die Erleuchtung. Und haute mich nichtsdestoweniger vom Hocker. Ich starrte Kelly an und hatte dabei das gleiche Gefühl wie damals in der fünften Klasse, als mir der rote Kickball in der
Sportstunde mit voller Wucht in die Magengrube knallte und mir die Luft wegblieb. Wieso war ich da nicht schon längst draufgekommen? Wie vernagelt konnte man eigentlich sein? Ich versuchte wieder zu Atem zu kommen und zu kapieren, was Kelly da sagte. Der ganze Mist im New York Scoop - all die schamlosen Übertreibungen, Ausschmückungen, Schlussfolgerungen und nackten Lügen - stammte von niemand anderem als von Abby, dem selbsternannten Fokus der Medienwelt. Warum, zum Teufel, hasst sie mich so?, dachte ich wieder und wieder. Warum? Warum? Warum?
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