Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Party Queen von Manhattan - Roman

Die Party Queen von Manhattan - Roman

Titel: Die Party Queen von Manhattan - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Weisberger Regina Rawlinson Martina Tichy
Vom Netzwerk:
Bühne gegangen ist.«
    »Echt?« Irgendwie wusste ich, dass das ganze Gespräch ein einziger Witz war - schließlich und endlich ging es doch nur
um einen Einsatz als Event-Planerin -, aber das Lob tat trotzdem gut.
    »Klar. Die Frage ist: Gefällt es dir denn?«
    »Na ja, gefallen ist wohl ein bisschen übertrieben ausgedrückt, aber das gilt ja für fast alles, oder?« Er lachte, und ich verkrallte mich in meinen Manteltaschen, um nicht sein Gesicht in beide Hände zu nehmen. »Kein Vergleich mit dem Friedenskorps natürlich, aber für den Augenblick ist es okay.«
    Sofort umwölkte sich seine Miene. »Mhm«, war sein ganzer Kommentar.
    »Und, was machst du an Thanksgiving?« Die Frage rutschte mir heraus, bevor mir aufging, dass sie klang, als wollte ich etwas mit ihm unternehmen - und nicht bloß einfach das Thema wechseln. »Fährst du mit deiner Freundin irgendwohin?«, schob ich lässig nach, um ihm klar zu machen, dass ich im Bilde war.
    Er warf mir einen weiteren düsteren Blick zu und wand sich so ostentativ, dass die Botschaft nicht zu übersehen war. Ich hatte mich zu weit vorgewagt.
    »Ich, äh, ich wollte damit nicht -«
    »Nein, keine Bange«, fiel er mir ins Wort und lehnte sich an die Tür, als wäre ihm plötzlich schwindlig. »Es ist bloß, na ja, alles irgendwie ein bisschen kompliziert. Lange Geschichte. Aber jedenfalls, ich fahre für das Wochenende nach Hause. Meinem alten Herrn geht es nicht so besonders, und ich bin schon ein paar Monate nicht mehr da gewesen.«
    »Und wo bist du zu Hause?«
    Er sah mich neugierig an, als wollte er aus meiner Miene etwas herauslesen, und sagte dann ruhig: »In Poughkeepsie.«
    Hätte er »Laos« gesagt, wäre ich weniger geschockt gewesen. Wollte er mich verarschen? Auf die Schippe nehmen? Hatte er irgendwie herausgefunden, dass ich auch aus Poughkeepsie kam und dieses Wochenende hinfahren wollte, und fand das irgendwie witzig? Aber das harmlose Lächeln, mit dem er mir beim Denken zusah, sprach dagegen.

    »Poughkeepsie, New York?«, brachte ich heraus. »Haargenau.« »Das ist ja irre. Ich komme auch von da -« »Ja, ich weiß. Ich war mir bloß nie sicher, ob du es umgekehrt auch wusstest. Ich erinnere mich noch gut an dich«, sagte er leise und ließ den Blick zur Straße schweifen, auf der es absolut nichts zu sehen gab.
    Und dann fiel es mir natürlich ein. Konkrete Anhaltspunkte hatte es zwar kaum gegeben, aber er war mir die ganze Zeit irgendwie bekannt vorgekommen. Zum Beispiel an dem Abend, an dem wir genau hier gestanden hatten und er witzelte, das Mädel in dem verunglückten Kaftan, das eben reingegangen war, sollte mal bei irgendeiner Landkommune einen Kurs in »Authentischem Hippieschick« belegen. Oder an dem Tag, als er sich bei Starbucks mit der Hand über den Hinterkopf strich und ich hätte schwören können, genau diese Geste schon mal gesehen zu haben. Und dann der allererste Abend, wo er mich nicht zu Penelopes Verlobungsparty einlassen wollte und ich das Gefühl nicht loswurde, dass er mich anstarrte und förmlich darauf wartete, dass ich irgendwas sagte. Es fiel mir wie Schuppen von den Augen. Samuel Stevens, der verboten gut aussehende Typ aus der Highschool, von dem alle dachten, er wäre schwul, weil er so groß und so schön war und in keinem Team mitspielte, sondern meist für sich blieb oder in ein paar bekannten Restaurants am Ort jobbte. Der Typ, der unter uns Teenagern als eingebildet und arrogant galt, weil wir Grünschnäbel nicht checkten, dass er in Wahrheit unendlich schüchtern war, ein Einzelgänger, der seinem Gefühl nach in keine der verschiedenen Cliquen passte. Der Typ, der im Werkunterricht mir schräg gegenübersaß, immer voll konzentriert auf die Holztabletts oder Kaugummispender, die wir da fabrizierten, und der nie flirtete, ins Leere starrte, schlief oder mit seinen Banknachbarn tuschelte. Der Typ, hinter dem eigentlich sämtliche Mädchen hätten her sein müssen und den sie stattdessen hassten,
weil er irgendwie abgehoben war, sein Horizont schon damals über die bescheuerten Spielchen und Rangordnungen der Highschool hinausreichte und er nicht zu bemerken schien, dass es außer ihm noch andere Menschen auf diesem Planeten gab. Ich rechnete rasch nach und kam zu dem Schluss, dass ich ihn zuletzt vor fast zwölf Jahren gesehen hatte. Bei diesem einen gemeinsamen Kurs in Werken war ich in der Neunten und er in der Zwölften gewesen. Danach machte er seinen Abschluss und ward nicht mehr gesehen.
    »Werken

Weitere Kostenlose Bücher