Die Party Queen von Manhattan - Roman
sie los. »Es tut mir so Leid, ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll. Vorhin haben meine Eltern angerufen und mir mitgeteilt, sie hätten für die Woche zwischen Weihnachten und Neujahr eine Villa in Las Ventanas gemietet. Ich habe ihnen gesagt, Neujahr sei bei mir schon verplant, aber sie meinten, sie hätten auch noch Averys Eltern und seinen Bruder eingeladen, das heißt, wir müssen alle mit, und mir bleibt keine Wahl. Wie üblich.«
Das war doch wohl zu schön, um wahr zu sein.
»Echt? Du fliegst also stattdessen nach Mexiko?« Ich fragte bloß nach, um sicherzugehen, dass ich alles richtig verstanden hatte, aber für Penelope klang ich wohl mehr als verstimmt.
»Ach Bette, es tut mir ja so schrecklich Leid. Für das verfallene Ticket komme ich selbstverständlich auf, und ich kauf dir auch ein neues für den erstmöglichen Termin, an dem du Zeit hast. Aber bittebitte verzeih mir. Falls es dich irgendwie tröstet, dann sei versichert, dass dieses Neujahr für mich der absolute Albtraum sein wird …« Sie klang so jämmerlich, dass ich am liebsten durch den Hörer geschlüpft wäre, um sie in den Arm zu nehmen.
»Pen, jetzt mach dir mal keinen Kopf -«
»Echt? Du bist nicht stinksauer auf mich?«
»Wenn wir schon die Karten auf den Tisch legen, dann muss ich dir ehrlicherweise wohl auch sagen, dass ich angerufen habe, weil ich über Neujahr nicht kommen kann. Da verschickt Kelly uns nämlich alle in die Türkei.«
»In die Türkei ?« Jetzt klang sie verwirrt. »Wieso in die Türkei?«
»Zum Arbeiten, ob du’s glaubst oder nicht. Wir haben einen neuen Kunden - irgend so eine Vereinigung von Nachtclubbesitzern -, und die wollen uns als Promoter für das Istanbuler Nachtleben. Heißt, wir kommen mit der Party zu ihnen und garantieren, dass hier fett darüber berichtet wird. Und da bot sich Neujahr wohl als idealer Start an.«
Sie lachte und sagte: »Soll das heißen, du hast mich lang und breit jammern lassen, nur um mir hinterher zu verklickern, dass du sowieso nicht kommen kannst? Du altes Ekelpaket!«
»Ähm,’tschuldigung, du hast mir vor nicht mal einer Minute klar und deutlich zu verstehen gegeben, dass ich nicht zu kommen brauche. Nix mit ›altes Ekelpaket‹!« Wir mussten beide lachen, und mir fiel ein tonnenschwerer Stein vom Herzen.
»Jetzt mal im Ernst, wie cool ist das denn?«, fragte sie. »Habt ihr auch ein bisschen Zeit für Besichtigungen? Die Hagia Sofia soll ja so was wie eine transzendentale Erfahrung sein. Und dann die Blaue Moschee. Der große Basar. Eine Bootstour über den Bosporus! Großer Gott, Bette, ich kann’s kaum fassen...«
Was sollte ich dazu sagen? Dass bislang tagsüber nur Hot-Stone-Massagen auf dem Plan standen und die einzige fest vereinbarte Bootstour eine ausgemachte Sauftour zu werden versprach? Nicht doch. Also murmelte ich irgendwas Beschwichtigendes und versuchte, so schnell wie möglich das Thema zu wechseln. »Ja, es klingt so weit echt super. Was ist denn bei dir so angesagt?«
»Ach, nicht so doll viel«, sagte sie. »Halt dies und das.«
»Penelope! Du bist vor kurzem ans andere Ende des Kontinents
gezogen, wenn ich mich recht erinnere. Na und, wie ist es da? Was läuft so ab? Sag schon!« Ich steckte mir eine Fluppe an, lud mir Millington auf den Schoß und war auf jede Menge Schwärmereien über Wochenend und Sonnenschein in Los Angeles gefasst, aber Penelope klang alles andere als begeistert.
»Also, so weit ist es ganz okay«, meinte sie zögernd.
»Du hörst dich mies an. Was ist denn los?«
»Ach, ich weiß nicht.« Sie seufzte. »Kalifornien ist schon gut. Nein, schön, richtig schön. Wenn man sich von solchem Mist wie diesen albernen Bio-Soja-Süßgras-Drinks fern hält, lebt es sich hier gar nicht schlecht. Wir haben eine Superwohnung in Santa Monica, ganz in der Nähe vom Strand, und es ist traumhaft, dass unsere Eltern so weit weg sind. Ich weiß auch nicht, es ist bloß…«
»Bloß was?«
»Ach, ich dachte, Avery würde es hier ein bisschen ruhiger angehen lassen, aber er hat sich sofort an eine ganze Horde angedockt, die er noch aus der Highschool kennt und die nach dem College hierher gezogen sind. Ich sehe ihn praktisch überhaupt nicht mehr. Die Uni geht erst Mitte Januar los, das heißt, er wird noch einen weiteren vollen Monat die Nacht zum Tag machen, und zwar sieben Tage die Woche.«
Typisch, dachte ich, verkniff es mir aber wohlweislich. »Ach Süße, das ist bestimmt nur die Eingewöhnungsphase. Wenn er erst mal
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