Die Party Queen von Manhattan - Roman
großspurig wissen, er sei Nedim, der Besitzer des weitläufigen Unterhaltungskomplexes mit dem schönen Namen Bella, der sich vor uns erstreckte. Die Anlage verfügte über einen eigenen Yachthafen, der Promis und VIPs die demütigende Einlassprozedur ersparte; sie konnten direkt vom Boot auf die Polsterbänke umsteigen und sich dort nach Strich und Faden verwöhnen lassen. Clubbesitzer wie Nedim gab es zuhauf: der klassische kettenrauchende, kurz geschorene Vintage-T-Shirt-und-Retro-Sneakers-Träger, der nur dadurch auffiel, dass er den obligatorischen roten Porsche fuhr und flaschenweise Champagner spendierte.
»Meine Damen und Herren, willkommen im Bella, der ersten Adresse im Istanbuler Nachtleben«, verkündete er mit gro ßer Geste. »Wie Sie sehen, liegt unser Club am Bosporus, unmittelbar an der Nahtstelle zwischen Europa und Asien, und unsere Klientel spiegelt genau dieses internationale Flair wider. Folgen Sie mir nun bitte, und genießen Sie alle Annehmlichkeiten, die das Bella zu bieten hat.«
Er geleitete uns zu einem riesigen runden Tisch direkt am
Wasser, der zusammen mit etlichen anderen durch eine Kordel abgegrenzt war - offensichtlich einer der VIP-Bereiche des Clubs. Vom Fluss trennte uns lediglich ein allenfalls hüfthohes, windiges Teakholzgeländer; spätestens nach der zweiten Flasche Schampus waren da die Katastrophen geradezu vorprogrammiert. Der Ausblick war unglaublich: Kleinere und größere Schiffe kreuzten gemächlich durch die trüben Fluten, vorbei an einer traumhaft erleuchteten Moschee, deren Minarette bis zu den Sternen zu reichen schienen. Wir saßen auf gepolsterten Bänken mit Bezügen aus golddurchwirktem Seidenbrokat, die Füße auf edel schimmerndem, nahezu schwarzem Holzbelag unter freiem Himmel. Nur hier und da bauschten sich über uns ein paar weiße Zeltleinwände im Wind, die dem Ambiente einen erotisch-exotischen Touch verliehen; als Lichtquellen dienten orientalische Glaslaternen und hunderte von Teelichtern in Haltern mit Perlendekor. Auf sämtlichen Tischen standen Schüsseln aus naturbelassenem Holz mit winzigen Aprikosen und Pistazien. Es war definitiv der heißeste Club, den ich je gesehen hatte, ungleich unverfälschter in seiner Eleganz als all die coolen Schuppen in New York oder Los Angeles, die, kaum als angesagt deklariert, schon so ein unsägliches »Hier geht-die-Post-ab«-Gehabe entwickelten.
Eine Armada durchgestylter Kellner umringte unverzüglich unseren Tisch und nahm die Getränkebestellungen auf. Binnen einer halben Stunde waren alle angenehm benebelt, und als die Uhr auf Mitternacht vorrückte, tanzten Elisa und Philip auf den Tischen und rieben verzückt ihre Becken aneinander. Die Fotografen ließen es nur so klicken, doch Nedim und seine Crew deckten sie dermaßen mit Alkohol, Mädchen und weiß Gott was noch ein, dass ihnen ein Schnappschuss von Marlena durch die Lappen ging, die rittlings auf einem berühmten türkischen Fußballspieler hockte. Bevor am Ende noch irgendwer was davon mitbekam, trennte ich die zwei Hübschen und legte ihnen nahe, ihre Leibesübungen doch lieber in Marlenas
Hotelzimmer fortzusetzen; sie ließen sich brav von mir zu einer draußen wartenden Mietlimousine führen und protestierten mit keinem Wort, als ich den Chauffeur anwies, sie zurück ins Four Seasons zu bringen. Eben hatte ich dem Herrn an der Rezeption telefonisch das feste Versprechen abgenommen, die zwei auf der Stelle in Marlenas Zimmer zu schleusen und keine Knipser oder Reporter über die Schwelle zu lassen, da stand auf einmal Sammy neben mir.
»Hey, wo hast du dich denn versteckt?«, sagte er, schlang von hinten die Arme um mich und küsste mich auf den Nacken. »Die ganze Nacht habe ich dich im Auge behalten, und auf einmal warst du weg.«
»Na, du?«, sagte ich.
Er vergewisserte sich mit einem Blick, dass sich weder Isabelle noch Philip oder ein Kameraträger in der Nähe befand. »Los, verziehen wir uns«, sagte er rau. »So sturzbetrunken wie die alle sind, kriegen die das doch überhaupt nicht mit.« Er küsste mich noch mal auf den Hals, diesmal etwas heftiger, so dass mich eine Ahnung beschlich, dass Sammy mehr war als nur ein lieber guter Junge. Gottlob.
»Ist nicht drin, Sammy. Ich würde echt gern, aber ich muss den Überblick behalten - das ist schließlich meine einzige Verpflichtung hier.«
»Es ist doch schon fast zwei. Wie lange werden die schon noch durchhalten?«
»Das müsstest du nun wirklich am besten wissen. Bis zum
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