Die Party Queen von Manhattan - Roman
Morgengrauen, locker. Vielleicht findet sich ja später im Hotel noch eine Gelegenheit, aber fürs Erste muss ich da wieder rein.«
Er ließ die Arme hängen und stieß einen lauten Seufzer aus. »Ich weiß, da kann man wohl nichts machen. Aber es stinkt mir, und zwar gewaltig. Geh du zuerst, ich komme in ein paar Minuten nach.« Er fuhr mir mit den Fingern durchs Haar und zuckte erschrocken zurück, als er seinen Namen hörte.
»Sammy? Bist du da draußen? Hat jemand meinen Kleinen - äh, meinen Assistenten gesehen?«, schallte Isabelles Kreischorgan über das Wasser. Ich drehte mich um und sah sie bei einem der uniformierten Sicherheitsbeamten stehen, der streng aufgepasst hatte, dass uns ja niemand belästigte.
»Großer Gott«, knurrte Sammy, schon auf dem Sprung. »Was ist denn jetzt schon wieder - findet sie die Toilette nicht allein? Also, ich geh dann mal.«
»Warte, überlass das mir«, sagte ich und drückte ihm kurz die Hand. »Hier, Isabelle! Hier ist er!«
Isabelle fuhr herum, entdeckte uns und schien zunächst erleichtert, dann verwirrt. Wobei sie mich komplett überging. »Ich suche schon seit Ewigkeiten nach dir«, maulte sie Sammy an und ließ vor Schreck ihr Weinglas fallen, als ich Nichtswürdige das Wort ergriff.
»Bitte, nicht böse sein, Isabelle, ich habe ihn mir nur kurz ausgeborgt. Marlena und ihr neuer Verehrer waren ziemlich hinüber, und da hat mir Sammy netterweise geholfen, die beiden ins Auto zu verfrachten. Wir wollten gerade wieder reingehen.«
Das schien sie zu besänftigen, auch wenn sie mich weiterhin nicht zur Kenntnis nahm. Ihr Blick blieb auf Sammy gerichtet, der ausgesprochen interessiert seine Füße betrachtete.
»Okay, na, dann werde ich mal nachsehen, was da drin so los ist«, sagte ich munter. Noch auf dem Weg zur Tür hörte ich Isabelle etwas zu Sammy sagen - nicht mehr quengelig, sondern in eiskaltem Ton.
»Ich zahle dir keine Unsummen dafür, dass du dich nicht um mich kümmerst und mich einfach sitzen lässt!«, zischte sie.
»Ach komm, lass es gut sein, Isabelle.« Sammy klang eher ausgelaugt als entnervt. »Ich hab ihr fünf Minuten bei der Aktion geholfen. Von sitzen lassen kann wohl kaum die Rede sein.«
»Was meinst du, wie ich mich fühle, wenn ich mutterseelenallein
da drin hocke und mein Begleiter abschwirrt, um einer anderen Dame unter die Arme zu greifen?«
Leider musste ich jetzt endgültig rein und konnte Sammys Antwort nicht mehr abwarten. Ich kämpfte mich durch die Massen bis zu dem nunmehr total entvölkerten VIP-Bereich. Statt amerikanischem Rap und Hiphop stand nunmehr eine Art türkischer Trance auf dem Programm, zu dem ringsum mehr als spärlich bekleidete Körper im Takt zuckten. Camilla, Alessandra und Monica hatten ebenfalls Verehrer gefunden - einen Fußballer von Real Madrid, einen Nachrichtenmoderator von CNN International und einen englischen Playboy, der behauptete, Philip noch aus Internatszeiten zu kennen - und vergnügten sich mit ihnen weitab vom Schuss in diversen dunklen Ecken, gewissenhaft überwacht von Nedim und den übrigen Nachtclubbesitzern. Elisa und Davide standen abseits der Tanzfläche und waren, ihren Armbewegungen nach zu schließen, kurz davor, den Boxkampf zwischen Muhammad Ali und Joe Frazier nachzustellen. Als ich mich auf Hörweite näherte, wurde mir klar, was hier ablief: Die zwei waren dermaßen zugekokst, dass sie sich schlicht gegenseitig niederbrüllten - in dem Glauben, sie hätten Weltbewegendes mitzuteilen. Wie üblich hatten die Reporter und Fotografen ein Stück abseits von unserer Horde einen Katzentisch mit Beschlag belegt und soffen sich offenbar zügig unter den Tisch. Auf meine Frage, ob man ihnen noch irgendetwas bringen dürfe, hob sich träge der eine oder andere Kopf. Leo konnte ich nirgendwo ausmachen, dafür war Philip mühelos zu lokalisieren - ich musste nur nach der blondesten Blondine mit den üppigsten Titten vor Ort Ausschau halten und dann den Blick ein paar Zentimeter nach rechts wandern lassen. Sie standen vor der DJ-Koje, und das Mädel, um dessen Taille er den Arm geschlungen hatte, kam mir irgendwie bekannt vor, aber von hinten ließ sich schwer etwas Genaues sagen. Ich konnte nur erkennen, dass Philip ein fettes Knäuel Geldscheine aus der Gesäßtasche seiner Designerjeans
zog und dem zaundürren DJ hinwarf, der getreu seinem Berufsbild weiter in der extrem ungesunden Kopfhörer-an-Schulter-gepresst-Stellung verharrte.
»Hey, Kumpel, legst du dafür zur Abwechslung mal
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