Die Party Queen von Manhattan - Roman
auf. »Hm, nein, mir ist nichts bekannt. Klingt es denn ernst? Ich meine, was echt Übles sollte doch tunlichst nicht durchsickern, oder?«
Elisa goss sich die dritte Tasse Kaffee ein und genehmigte sich dazu einen armseligen kleinen Powerriegel - eine Anstrengung, von der sie den totalen Flattermann bekam. »Am besten warten wir wohl erst mal ab, oder? Ich versuch jetzt doch noch eine Runde zu schlafen - soll mich schließlich in ein paar Stunden in diesem tollen türkischen Bad von Kopf bis Fuß abrubbeln lassen. Angeblich haut das noch mehr rein als ein Laserpeeling. Na dann, bis später.«
Damit stelzte sie auf ihren streichholzdünnen Beinen davon. Ich sah ihr nach und fragte mich, warum unser Gespräch bei mir so einen seltsamen Nachgeschmack hinterlassen hatte. Doch dann fiel mir ein, dass ich ja selbst einen Massagetermin vereinbart hatte, um später bei der Sightseeingtour voll fit zu sein. Also Schluss mit Frühstück, ab in den Wellnessbereich, und zu dem Üblichen noch ein Paraffinbad für die geschundenen Füße. Man gönnt sich ja sonst nichts.
26
»Also ich muss sagen, das hier ist, glaube ich, mein absoluter Favorit«, verkündete Will und reichte mir einen Computerausdruck über den Tisch. Allzu amüsiert hörte er sich nicht an. Er hatte es sich zur Aufgabe gemacht, seit meinem Eintritt bei Kelly & Company sämtliche Zeitungsausschnitte zu sammeln, in denen mein Name vorkam, und die sichteten wir nun beim Brunch. Seit einer Woche war ich wieder zurück von dem - in meinen Augen - überaus erfolgreichen Trip in die Türkei. Erfolgreich nicht zuletzt deshalb, weil anscheinend niemand auch nur den Hauch einer Ahnung hatte, was wirklich mit Philip und Sammy vorgefallen war. Aber da hatte ich mich offensichtlich zu früh gefreut.
Abby war allgegenwärtig, anders konnte ich es mir nicht erklären. Irgendwie musste sie an John, den dicken Fotografen, geraten sein - und hatte aus einem Quäntchen Wahrheit eine fette, widerliche Lügengeschichte gebastelt. Erschienen war dieses Schmuckstück der Boulevardpresse am Freitag, und wenn Kelly davon keinen Herzanfall bekam, musste sie echt hartgesotten sein:
PR-Agentin macht PR in eigener Sache: Quellen zufolge soll es bei einer Pressereise, die Bettina Robinson, ständige Begleiterin von Philip Weston, letzten Monat nach Istanbul führte, zu intimen Begegnungen zwischen ihr und Rick Salomon (dem wir das unvergessliche Sex-Tape von Paris Hilton verdanken) gekommen sein - pikanterweise
in ebendem Hotel, in dem Robinson gemeinsam mit Weston abgestiegen war. Dürfen wir uns auf eine aufgefrischte Version des berühmten Sex-Tapes freuen, diesmal mit der beliebten Planerin von New Yorks angesagtesten Partys in der Hauptrolle?
Das Begleitfoto zu dem entzückenden kleinen Schriftstück dieses tückischen kleinen Miststücks zeigte mich im Eingang zu Sammys Zimmer; in der einen Hand hielt ich meine Sandalen, mit der anderen fuhr ich mir durch das von der Nacht verwüstete Haar. Das Kinn höchst unvorteilhaft runtergeklappt, das Make-up um die Augen total verschmiert, kam ich exakt so flittchenmäßig rüber wie Paris, fehlten nur die Superfigur und die edlen Klamotten. Im Hintergrund war verschwommen eine weitere Gestalt zu sehen; wenn man genau hinschaute, erkannte man einen Mann, der ein Bettlaken um die Taille geschlungen hatte, aber näher identifizieren ließ er sich nicht. Es war natürlich Sammy - was dieser Arsch von Fotograf, der geschlagene fünf Tage mit ihm verbracht hatte, haargenau wusste. Bloß hatte er sich nicht die Mühe gemacht, Abby davon in Kenntnis zu setzen, als er ihr das Foto verkaufte. Und sie hatte vermutlich nicht allzu viel Zeit mit Überlegungen verschwendet, wer der Kerl wohl sein mochte, sondern sich einfach irgendeinen besonders rufschädigenden Typen herausgesucht und ihm die Rolle als mein verbotener nächtlicher Bettgeselle zugeschustert.
Zum ersten Mal, seit ich für sie arbeitete, war Kelly merklich unglücklich über einen Bericht. Sie fragte mich geradeheraus, ob an der Sache irgendwas dran war, und wollte wissen, warum Abby mich dermaßen auf dem Kieker hatte. Ich versicherte ihr, dass ich Mr. Sex-Tape nie im Leben begegnet war und schon gar nicht mit ihm geschlafen hatte, weder bei laufender Kamera noch unter sonstigen Umständen. Das schien sie mir abzunehmen. Seltsamerweise kam sie nicht auf die Idee nachzufragen,
wer der Typ denn nun tatsächlich gewesen war - somit kam ich ums Schwindeln herum. Nach diesem kurzen
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