Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Party Queen von Manhattan - Roman

Die Party Queen von Manhattan - Roman

Titel: Die Party Queen von Manhattan - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Weisberger Regina Rawlinson Martina Tichy
Vom Netzwerk:
uns schenken.
    Das Szenevolk verband eines: Man gehörte zu den schicksten und schönsten der Schicken und Schönen. Alle waren in der gleichen Altersklasse, zwischen Mitte zwanzig und Mitte dreißig, und alle offensichtlich nicht zum ersten Mal hier. Die Frauen waren sehr groß, sehr schlank und stellenweise sehr nackt. Tief geschnittene Dekolletés und hoch geschlitzte Röcke gaben den Blick auf jede Menge Haut frei. Die Männer, die mit ihnen tanzten, bewegten sich mit geschmeidiger Eleganz, ohne auch nur für eine Sekunde ins Schwitzen zu geraten oder zu vergessen, ihren Partnerinnen zwischendurch aufmerksam
nachzuschenken. Mein einziger Abend in einer Disco hatte anders ausgesehen. Ich, der rebellische Teenager, verschüchtert in einer Ecke, davor eine Masse sich windender, zuckender Leiber.
    Während ich noch dastand und staunte, hatte Leo sich bereits einen dunkelhaarigen Schönling geangelt. Sie tanzten mit einem Pärchen wie aus einer Castingshow, hautnah und rhythmisch perfekt aufeinander abgestimmt. Hin und wieder drehten sie sich, so dass sich die »Girls« Becken an Becken gegen überstanden und verführerisch mit den Hüften kreisten.
    Ich ging aufs Klo. Auf dem Rückweg schlangen sich plötzlich zwei Arme um mich. Ich konnte bloß erkennen, dass ihre Besitzerin hüftlanges, gewelltes Haar von unbestimmbar mausbrauner Farbe hatte. Außerdem schlug mir ihr Atem entgegen, eine ausgewogene Mischung aus Zigarettenqualm und Mundwasser.
    »Bette, Bette! Mein Gott, haben wir uns lange nicht mehr gesehen!«, kreischte es begeistert an meiner Schulter. Sie steckte mit dem Kinn zwischen meinen Brüsten, was mir, gelinde gesagt, nicht gerade angenehm war, nachdem ich noch immer nicht wusste, um wen es sich bei dieser anhänglichen Person eigentlich handelte. Sie drückte mich noch einmal, und als sie mich endlich freiließ, staunte ich erst mal eine Runde Bauklötze.
    Abby Abrams.
    »Abby? Bist du das? Mensch, das ist ja wirklich schon eine Ewigkeit her«, sagte ich. Ich wählte meine Worte mit Bedacht. Sie musste ja nicht gleich merken, wie sehr sich meine Wiedersehensfreude in Grenzen hielt. Aus unserer gemeinsamen Collegezeit waren mir von ihr nichts als böse Erinnerungen geblieben, und nachdem wir alle nach New York umgesiedelt waren, hatte ich ihre Existenz total verdrängt. Bis jetzt war die Stadt groß genug gewesen, dass ich ihr immerhin fünf Jahre lang nicht über den Weg gelaufen war. Doch nun hatte
mich mein Glück verlassen. Sie sah härter aus als früher, härter und älter, als sie war. Sie hatte sich die Nase korrigieren und die Lippen mit Collagen aufspritzen lassen, aber am auffälligsten war der neue Silikonbusen. Bei ihrem zwergenhaften Wuchs schien Abby nur noch aus ihrer opulenten Oberweite zu bestehen.
    »Ich nenne mich inzwischen Abigail«, verbesserte sie mich sofort. »Verrückter Zufall, was? Aber ich hatte schon läuten hören, dass du jetzt bei Kelly arbeitest, da mussten wir uns früher oder später hier über den Weg laufen.«
    »Wieso? Wie meinst du das? Wie lange wohnst du denn schon in New York?«
    Sie starrte mich mitleidig an und zerrte mich mit sich zur nächsten Couch. Ich wollte die Hand wegziehen, aber sie hielt sie eisern umklammert und rückte mir beängstigend nah auf die Pelle. »Sag mal, ist das dein Ernst? Weißt du das denn nicht? Ich stehe doch im Fokus der Medienwelt!«
    Ich musste mir die freie Hand vor den Mund halten und so tun, als ob ich einen Hustenanfall hätte, damit sie nicht merkte, dass ich losprustete. Schon auf dem College hatte Abby gern verkündet, dass sie im Fokus von irgendwas stand, sei es bei einer Studentinnenverbindung, beim Basketballteam der Männer oder der Studentenzeitung. Was es genau bedeuten sollte, wusste keiner, aber nachdem sie den Ausdruck irgendwo aufgeschnappt hatte, konnte sie ihn sich nicht mehr abgewöhnen. Im ersten Studienjahr wohnten wir auf derselben Etage. Ich merkte gleich, dass sie eine fast unheimliche Begabung dafür hatte, die Achillesfersen anderer Leute aufzuspüren. Dauernd fragte sie mich aus, auf welchen Jungen ich stand, nur um sich dem Betreffenden dann keine zwölf Stunden später »rein zufällig« an den Hals zu werfen. Einmal bekam ich mit, dass sie eine asiatische Studentin fragte, wie man mit dem Eyeliner diesen »schicken Schlitzaugenlook« hinbekam. Ein andermal »borgte« sie sich von einer Kommilitonin
eine Hausarbeit und gab sie als ihre eigene aus. Sie gestand das »Versehen« erst ein, als der

Weitere Kostenlose Bücher