Die Party Queen von Manhattan - Roman
Professor drohte, beide durchfallen zu lassen. Mit Penelope, die Abby ungefähr zur gleichen Zeit kennen lernte, war ich mir einig, dass man sie tunlichst meiden sollte. Sie war mir von Anfang an unsympathisch, eine von den Frauen, die einem mit wohl gezielten fiesen Bemerkungen den Freund, die Frisur oder die Klamotten madig machen und anschließend die Zerknirschte spielen, wenn man gekränkt ist. Wir zeigten ihr immer wieder die kalte Schulter, aber sie kapierte es einfach nicht. Sie suchte hartnäckig den Kontakt zu uns, um uns niederzumachen. Kein Wunder also, dass sie nie eine echte Freundin hatte. Aber wenigstens blieben ihr noch die Herren der Schöpfung. Es gab kaum eine Studentenvereinigung oder Sportmannschaft, die sie nicht in- und auswendig kannte.
»Im Fokus der Medienwelt, hm? Nein, das wusste ich nicht. Wo arbeitest du denn?«, fragte ich gelangweilt. Ich schwor mir, mich von ihr nicht reizen zu lassen.
»Hm, mal sehen. Anfangs war ich bei der Elle , und dann habe ich zur Slate gewechselt - ein Blatt mit wesentlich mehr Klasse. Dann war da noch der Abstecher zu Vanity Fair , aber da war es mir viel zu spießig. Jetzt schreibe ich freiberuflich - meine Artikel erscheinen überall!«
Komisch, ich konnte mich nicht erinnern, ihren Namen irgendwo gelesen zu haben.
»Und du, Sweetie? Wie gefällt dir dein neuer Job?«, kreischte sie.
»Ach, ich bin ja erst seit einer Woche dabei. Bis jetzt läuft jedenfalls alles bestens. Ich kann nicht genau sagen, ob wir im Fokus der PR-Welt stehen, aber mir macht die Arbeit Spaß.«
Entweder prallte mein Sarkasmus an ihr ab, oder sie ignorierte ihn einfach. »Super, Bette. Eine Spitzenfirma; ihr repräsentiert die allerbesten Kunden. Und was für ein hinreißendes Top! Dieser Schnitt! Genau das Richtige, wenn man ein
kleines Bäuchlein kaschieren will. Ich trage diese Tops auch immer!«
Ohne es zu wollen, zog ich den Bauch ein.
Bevor ich mit einer fiesen Bemerkung kontern konnte, fuhr sie fort: »Und sonst? Siehst du manchmal noch was von Cameron? So hieß doch dein Freund, oder? Man munkelt, er hätte dich wegen eines Models sitzen gelassen, aber das habe ich natürlich nicht geglaubt.«
»Cameron? Ich wusste gar nicht, dass du ihn kennst. Aber andererseits … Er ist ein Mann, und er lebt in New York …«
Sie ging nicht auf meinen Seitenhieb ein.
»Ach, Bette, es ist wirklich zu schön, dich zu treffen. Kann ich dich mal zum Lunch einladen? Wir haben uns so viel zu erzählen. Ich wollte mich schon seit Ewigkeiten bei dir melden, aber nach dem College warst du wie vom Erdboden verschluckt! Mit wem hängst du jetzt so ab? Immer noch mit diesem stillen Mäuschen? So ein liebes Ding. Wie hieß sie noch gleich?«
»Du meinst bestimmt Penelope. Sie ist fantastisch und verlobt, und, ja, ich treffe mich oft mit ihr. Ich kann sie ja von dir grüßen.«
»Unbedingt, aber unbedingt. Dann rufe ich dich nächste Woche im Büro an, und wir gehen irgendwo superschick lunchen, okay? Und Glückwünsche noch mal, dass du nicht mehr in der Bank versauerst, sondern in der realen Welt angekommen bist. Ich kann es gar nicht erwarten, dich allen vorzustellen. Es gibt so viele Leute, die du kennen lernen musst!«
Während ich an einer noch witzigeren Antwort feilte, gesellte sich Elisa zu uns. Ich hätte nie gedacht, dass ich jemals so erfreut sein würde, sie zu sehen.
»Elisa, das ist Abby«, sagte ich mit einer halbherzigen Geste.
»Abigail, um genau zu sein«, warf Abby ein.
»Stimmt, ja. Und das ist meine Kollegin Elisa, Abby.«
»Kennen wir uns nicht?«, nuschelte Elisa mit einer Zigarette
zwischen den Zähnen und kramte in ihrer Handtasche nach einem Feuerzeug.
»Doch, bestimmt«, antwortete Abby. Sie schnappte sich ein Streichholzheftchen vom nächsten Tisch und gab Elisa galant Feuer. »Könnte ich vielleicht eine schnorren?«
Sie tauschten Kippe gegen Feuer und fingen an, sich angeregt über eine neue Klatschkolumne zu unterhalten, die New York Scoop hieß. Bei uns im Büro hatte sie auch schon für Gesprächsstoff gesorgt. Ohne dass sie je viel beachtet worden wäre, dümpelte sie anscheinend schon jahrelang vor sich hin. Erst seit eine neue Kolumnistin frischen Wind hineingebracht hatte, war sie plötzlich in aller Munde. Die Tratschtante schrieb unter dem wenig originellen Pseudonym Ellie Insider. Die Kolumne erschien zweimal die Woche, sowohl in einer Papier- als auch in einer Online-Version. Anders als sonst üblich ohne Foto der Verfasserin. Für Abby war
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