Die Party Queen von Manhattan - Roman
unter die Arme zu sprühen, meine Haare mit Trockenshampoo zu entfetten und mich mit duftender Bodylotion einzuschmieren. Während ich durch die Wohnung spurtete, um irgendetwas Frisches zum Anziehen aufzutreiben, überlegte ich, wie ich wohl jemals eine gute Mutter abgeben sollte, wenn ich sogar meinen Hund vernachlässigte. Millington hockte schmollend unter dem Couchtisch und strafte mich mit Missachtung, weil ich sie die ganze Nacht allein gelassen hatte. Außerdem hatte sie mir aufs Kopfkissen gepieselt, aber für eine große Putzaktion war jetzt nicht die Zeit. Ich quetschte mich mit den anderen Pendlern in die U-Bahn und schaffte es mit nur einer Minute Verspätung ins Büro. Während ich noch davon träumte, meinen Kater mit dem einzigen mir bekannten Gegenmittel zu bekämpfen - ein Riesenbecher Kaffee und ein Brötchen mit Butter, Speck, Ei und Käse -, winkte Elisa mich zu sich herüber. Sie hatte mir einen Platz vor dem sonnigsten Fenster freigehalten und schien sehr darauf erpicht, mit mir zu reden.
Das Büro, ein riesiger rechteckiger Raum, war an den Seiten von schicken Ledersofas und Sitzgruppen gesäumt. Im Grunde genommen gab es keine Einzelarbeitsplätze, nur zwei große, halbmondförmige Tische, ein Kreis mit zwei schmalen Lücken, durch die wir an die Faxgeräte und Drucker herankamen, die in der Mitte standen. Jeder Mitarbeiter hatte einen eigenen Laptop, den er abends entweder einschließen oder mit nach Hause nehmen konnte. Bei der Verteilung der Plätze herrschte das Prinzip »Wer zu spät kommt, den bestrafen die Kollegen«. Alles kämpfte um die zwei, drei Stellen im Kreis, die Kelly aus ihrem Büro nicht einsehen konnte. Elisa hatte uns echte Spitzenplätze gesichert. Ich stellte meinen Laptop auf den Tisch und nahm mit äußerster Vorsicht den Becher mit dem Kaffee aus der Papiertüte. Ich durfte von meiner dringend benötigten Medizin auch nicht den kleinsten Tropfen verschütten. Elisa blieb vor Aufregung fast die Luft weg.
»Los, Bette. Nun setz dich schon endlich hin. Erzähl mir alles. Ich dreh gleich durch.«
»Was willst du denn hören? Es war sehr schön gestern Abend. Danke für die Einladung.«
»Das doch nicht!«, kreischte sie. »Wie war …« Dramatische Kunstpause. Tiefer Atemzug. »Phillipe?«
»Phillipe? Meinst du Philip? Besonders französisch kam er mir nicht vor.«
»Wen interessiert denn das? Aber ist er nicht sagenhaft?«
»Ich fand ihn irgendwie daneben«, erwiderte ich, was immerhin teilweise der Wahrheit entsprach. Dass ich ihn zugleich auch ziemlich interessant fand, brauchte ich Elisa ja nicht unbedingt auf die Nase zu binden. Sie japste und fasste mich scharf ins Auge.
»Was hast du gesagt?«, raunte sie.
»Was ich gesagt habe? Dass ich ihn irgendwie …«
»Ich hab dich schon verstanden«, knurrte sie. »Mir ist bloß schleierhaft, wieso du so was von dir gibst. Das sah mir gestern noch ein bisschen anders aus, so wie du dich beim Tanzen an ihn rangeschmissen hast. Er hat echt was drauf, was? Übung macht eben doch den Meister. Wer etwas anderes behauptet, lügt.«
Natürlich hätte sie noch immer über die Tanzerei reden können, aber etwas an ihrer verträumten, abwesenden Miene verriet mir, dass sie etwas anderes meinte.
»Elisa, worauf willst du hinaus?«
»Ach, Bette, nun tu doch nicht so! Wir reden hier schließlich über Philip Weston!«
»Und was soll mir das sagen?«
»Meine Güte, Bette. Wie peinlich für dich. Ist das dein Ernst? Du hast keine Ahnung, wer er ist?« Sie zählte es mir an den Fingern ab. »Eton-Schüler, Oxford-Absolvent, Jurastudium in Yale. Der jüngste Rechtsanwalt, der es bei Simpson Thatcher jemals zum Partner gebracht hat. Sein Großvater ist ein Herzog; seinem Vater gehören zwischen London und Manchester ganze
Landstriche plus ein paar schöne Filetgrundstücke in Edinburgh. Ein Treuhandvermögen, das größer ist als so mancher Staatshaushalt. Exlover von Gwyneth, derzeit Gespiele mehrerer Topmodels, von Vanity Fair zum ›Nightlife Adonis‹ gekürt. Und, klingelt es jetzt bei dir?« Sie kriegte kaum noch Luft.
»Nicht sehr laut«, sagte ich. Das wollte erst einmal verarbeitet werden. Ein Herzog? Gwyneth? Mir rauschte das Blut in den Ohren.
»Welche Ironie des Schicksals«, murmelte sie vor sich hin. »Jede Frau auf diesem Planeten hat nur das eine Lebensziel, mit Philip Weston Sex zu haben, und du schaffst es und weißt noch nicht mal, wer er ist. Das halte ich im Kopf nicht aus.«
»Wie bitte? Sex mit ihm
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