Die Party Queen von Manhattan - Roman
Atmen vergessen hätte. »Ich wär dir dankbar, wenn du den ganzen Kram für dich behalten könntest. Es braucht ja nicht jeder zu wissen, was ich vorhabe.«
Da hatte er Recht. Es war besser, wenn keiner wusste, woher man kam und wohin man wollte. Sonst wurde man sofort in eine Schublade gesteckt, in die ganz persönliche »Muss-man kennen«- oder »Kann-man-getrost-übersehen«-Kategorie eingeordnet. Man lief Gefahr, aus dem Weg geschubst oder ins Abseits gedrängt zu werden, und wenn man nicht aufpasste, gruben einem die anderen, nur um selbst besser dazustehen, das Selbstvertrauen ab. Onkel Will meinte es scherzhaft, wenn er sagte: »Was ich nicht haben kann, mache ich nieder.« Ganz anders die meisten Szeneleute, von denen Sammy gesprochen hatte. Ihnen war es mit dieser Einstellung bitterernst. Ja, ich hatte verstanden. Laut und deutlich.
»Aber klar. Kein Problem. Das sehe ich ein. Ich... also, ich finde es total cool, was du alles machst«, antwortete ich.
Wieder so ein Strahlelächeln. Ah! Während ich überlegte,
womit ich ihm noch einmal den Sonnenschein ins Gesicht zaubern konnte, fiel ihm ein, dass wir ja eigentlich etwas Geschäftliches zu bereden hatten.
Von der Verletzlichkeit, die er eben noch an den Tag gelegt hatte, war nichts mehr zu spüren, als er sagte: »Ich hole mir eben einen Kaffee, dann stehe ich dir für Fragen wegen der Veranstaltung zur Verfügung. Soll ich dir etwas mitbringen?«
Ich schüttelte den Kopf und deutete auf meine halb volle Tasse.
»Sag bloß, du willst keinen doppelten zuckerfreien Latte mit Vanillesirup und fettarmem Milchschaum?«
Lachend schüttelte ich noch einmal den Kopf.
»Du glaubst wohl, ich mache Witze, hm? Aber das bestelle ich hier immer.«
»Nie im Leben.«
»Ist aber wahr, Ehrenwort. Zwanzig Lebensjahre und ein paar Zerquetschte bin ich wunderbar mit stinknormalem Bohnenkaffee ausgekommen. Mal mit, mal ohne Zucker, spätabends auch mal entkoffeiniert, aber immer ganz simpler Kaffee. Bis mir ein Freund von Milchkaffee vorgeschwärmt hat. Und der nächste von Milchkaffee mit Vanillesirup. Der Rest ergab sich dann von selbst. Mir wäre es fast lieber, sie würden sich weigern, mir dieses Gebräu zu verkaufen, und mir ins Gewissen reden: ›Nimm dich zusammen, Sammy. Sei ein Mann und trink eine Tasse guten, alten Filterkaffee.‹ Aber das fällt ihnen gar nicht ein. Und ich kann leider nicht anders.« Damit stand er auf und ging zur Theke.
Das Lächeln der Bedienung war leicht zu deuten: Du brauchst nur mit den Fingern zu schnippen, und ich bin dein. Ich behielt ihn so scharf im Auge, dass ich den Atem anhielt, und erst als er sich wieder zu mir setzte, atmete ich laut wieder aus.
»So. Jetzt reicht es aber wirklich mit meinen Geschichten. Wollen wir dann die Party besprechen?« Er strich sich über den Hinterkopf, mit einer Geste, die mir unendlich vertraut vorkam.
»Gern. Wo fangen wir an?« Ich nippte an meinem Kaffee und spielte die coole Eventmanagerin.
»Mit wie vielen Gästen rechnet ihr?«
»Kann ich nicht genau sagen, weil ich noch keine endgültige Liste habe« - genauso wenig wie eine vorläufige, aber das musste ich ihm ja nicht unbedingt auf die Nase binden. »Ich schätze, ein paar hundert werden es schon werden.«
»Und wie stellt ihr euch das mit dem Personal vor? Leute von Kelly & Company oder von uns?«
Auch darauf hatte ich noch keine Antwort parat und musste mir schnell etwas halbwegs Plausibles aus den Fingern saugen. »Da wir uns definitiv um Sponsoren bemühen, werden wir wohl den Alkohol stellen, aber beim Bedienungspersonal auf euch zurückgreifen. Und dann brauchen wir natürlich noch eure, hm, eure...«
»Security?«, half er mir auf die Sprünge. Er schien zu spüren, dass ich das Wort »Türsteher« vermeiden wollte.
»Ja, genau. Das muss ich allerdings noch abklären.«
»Klingt gut. Momentan ist an dem Abend nur Lot 61 frei, aber es wäre durchaus möglich, dass Amy am Belegungsplan noch was ändert. Wer spielt den Gastgeber?«
»Äh, ein gewisser Philip Weston. Er, er...«
»Ist dein Freund, ich weiß. Ich hab euch in der letzten Zeit öfter zusammen gesehen. Da wird Amy sicher begeistert sein. Mach dir keine Gedanken um Bungalow 8, ich bin mir sicher, ihr könnt ihn haben.«
»Nein, nein, das hast du falsch verstanden«, sagte ich hastig. »Er ist nicht mein Freund. Nur ein Bekannter, der... »
»Schon gut, was geht es mich an? Ich hatte immer das Gefühl, er wäre ein ziemliches Arschloch, aber was weiß ich
Weitere Kostenlose Bücher