Die Party Queen von Manhattan - Roman
Sekunde erschien, auch schon vorbei. Ich wollte lieber unauffällig verschwinden, statt mich reihum zu verabschieden und die Feier zu stören. Doch als Penelope ewig lange nicht in meine Richtung sah, sondern im Gegenteil meinem Blick regelrecht auswich, schlüpfte ich in einem günstigen Moment einfach hinaus.
Auf dem Bürgersteig bot ich einem adrett gekleideten Mann einen Dollar für eine Zigarette, aber er nahm mein Geld nicht an und schenkte mir eine. Von dem Wagen, der mich abholen sollte, war weit und breit nichts zu sehen. Als ich eben überlegte, ob ich nicht noch für ein paar Minuten wieder reingehen sollte, fuhr eine limonengrüne Vespa vor, die mir schwer bekannt vorkam.
»Hi, mein Herz. Komm in die Hufe.« Philip klappte das Helmvisier hoch, nahm mir die Zigarette aus der Hand und genehmigte sich ein paar Züge. Er drückte mir grob einen Kuss auf den - vor Verblüffung offen stehenden - Mund und stieg ab, um den Beifahrerhelm unter der Sitzbank hervorzuholen.
»Was machst du denn hier?«, fragte ich, nachdem er mir die Kippe zurückgegeben hatte, und sog tief den Rauch ein.
»Was denkst du wohl, was ich hier mache? Wir werden erwartet. Also, sehen wir zu, dass wir es hinter uns bringen, okay? Schicker Anzug.« Grinsend betrachtete er mich vom Scheitel bis zur Sohle.
Sein Handy klingelte beziehungsweise dudelte und zwar »Like a Virgin«. Nun war ich mit Grinsen an der Reihe. Er gab irgendwem Bescheid, dass wir in zehn Minuten da sein würden.
»Ich warte auf den Wagen, den Elisa mir schicken wollte«, sagte ich.
»Kannst du vergessen, Schatzi. Dafür hat sie mich geschickt. Wir fahren zu meinem Freund Caleb, und Elisa liefert uns die BlackBerry-Typen dann frei Haus.«
Das ergab alles überhaupt keinen Sinn, nur eines schien klar zu sein: Er befolgte Elisas Anordnungen. »Und was wollen wir bei deinem Freund?«, fragte ich.
»Er schmeißt eine kleine Geburtstagsparty, ein Kostümfest. Können wir dann?« Das war also die Erklärung für sein Outfit, eine Discokluft im Stil der Siebzigerjahre: braune Schlaghosen aus Polyester, hautenges weißes Hemd und irgendein bunt gemusterter Stofffetzen um den Kopf.
»Philip, du hast doch gerade gesagt, dass wir uns mit Kelly und den BlackBerry-Leuten treffen. Wir können jetzt nicht auf ein Kostümfest. Ich verstehe überhaupt nichts mehr!«
»Schwing dich rauf, mein Herz, und immer schön locker bleiben. Ich weiß schon, was ich tue.« Er ließ den Motor aufheulen, falls man das gemütliche Knattern einer Vespa so nennen kann, und klopfte einladend auf den Beifahrersitz. Ich kletterte so anmutig, wie es mein Hosenanzug zuließ, hinter ihm auf den Roller und legte ihm die Arme um die Taille. Sein Waschbrettbauch war so steinhart, dass ich mich kaum festhalten konnte.
Ich weiß bis heute nicht, warum ich mich umgedreht habe. Es gab keinen Grund, keinen Anlass, wenn man einmal davon absieht, dass ich von einem übergeschnappten, metrosexuellen
Promi auf einer Vespa entführt wurde. Trotzdem sah ich noch einmal zurück, bevor wir losdüsten. Penelope stand auf dem Bürgersteig, meinen Schal über dem starr ausgestreckten Arm. Für den Bruchteil einer Sekunde trafen sich unsere Blicke, dann gab Philip Gas, und weg waren wir.
15
»Bleib cool, Liebes. Wie gesagt, ich weiß, was ich tue.« Philip parkte die Vespa auf dem Teppichläufer vor einem tollen Apartmenthaus im West Village und steckte dem Portier ein paar Scheine zu, was dieser mit einem diskreten Kopfnicken quittierte. Plötzlich ging mir auf, dass ich mich zum ersten Mal seit dem Morgen, an dem ich in seiner Wohnung aufgewacht war, wieder allein mit Philip befand.
»Wie war das? Ich soll cool bleiben?«, kreischte ich los. »Verzeihung, Sir, würden Sie mir wohl bitte ein Taxi rufen?«, sagte ich zu dem Portier, der Philip sogleich einen fragenden Blick zuwarf.
»Bette, sei so gut und reg dich ab. Du brauchst kein Taxi. Die Party findet hier statt. Sei ein braves Mädchen, komm schön mit rein, und dann holt Papi dir was zu trinken.«
Ich traute meinen Ohren nicht. Der Typ hat in Manhattan jedes attraktive weibliche Wesen zwischen sechzehn und fünfundvierzig aufs Kreuz gelegt und faselt was von »Papi« und »braves Mädchen«? Ich konnte mich allerdings nicht länger mit dieser verstörenden Entwicklung aufhalten, weil ich es in spätestens zehn Minuten bis zum Soho House schaffen musste.
Aber er gab partout keine Ruhe. »Elisa hat angerufen, und ich habe ihr gesagt, dass ich auf keinen
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