Die Party Queen von Manhattan - Roman
unzweideutigen Stellen zu betatschen. Ein weiterer als Frau verkleideter Typ (in Ganzkörperkostüm, mit nackten Brüsten, Glitzereyeliner und schwarz-weiß-kariertem Kopftuch à la Jassir Arafat) kam zu uns rüber und verkündete, in ein paar Minuten wären die Wagen da und würden uns ins Bungalow 8 karren, zu Calebs »eigentlicher« Party.
»Die wird hoffentlich besser als meine schrottige Geburtstagsparty letztes Jahr«, meinte Philip.
»Wieso schrottig?«, fragte ich. Eigentlich war es mir egal, aber ich wollte irgendwie so tun, als gehörte ich dazu, damit keiner merkte, dass mir fast die Augen aus dem Kopf fielen.
»Die Dumpfbacken an der Tür haben jeden reingelassen, und binnen einer Stunde war alles voll mit den letzten Schwachköpfen. Echt übel.«
»Stimmt«, sagte der verweiblichte Arafat. »Rundum übel. Aber heute Abend sieht es besser aus. Der Riesenkerl, wie heißt er noch, Sammy, macht den Türsteher. Er ist kein Genie, aber auch kein totaler Blödmann.«
Sammy! Bei der Vorstellung, ihn in Kürze zu sehen, hätte ich am liebsten seinen Namen herausgeschmettert, den Typen umarmt, der ihn gerade ausgesprochen hatte, und einen Veitstanz aufgeführt. Aber erst musste ich das hier hinter mich bringen.
»Und, als was gehst du?«, fragte mich der Turbanträger.
»Als zugeknöpftes Bies... Businessweib«, antwortete Philip zuvorkommend statt meiner. Und nach einem Blick in die Runde fragte ich mich, wieso sich auf Kostümpartys die Typen eigentlich immer als Mädels verkleiden und die Mädels als Schlampen. Egal wie cool die Party und wie teuer der Alkohol, den man kredenzt bekommt, es ist jedes Mal das Gleiche, so sicher wie das Amen im Gebet. Ich hielt Ausschau nach den üblichen, spärlich bekleideten Kätzchen, Krankenschwestern, Prinzessinnen, Sängerinnen, französischen Zimmermädchen, Cheerleaderinnen, Klosterschülerinnen, Teufelinnen, Engelchen und Tänzerinnen, aber mit solchen Kategorien hielt sich die hier versammelte weibliche Welt nicht weiter auf. Streng genommen trug keine von ihnen ein richtiges Kostüm, sondern lediglich ein paar glänzende Stofffetzen und Glitzeraccessoires, die einzig und allein dem Zweck dienten, sie mehr oder weniger so zu präsentieren, wie Gott sie in ihrer ganzen Pracht geschaffen hatte.
Auf einem Diwan rekelte sich eine Brünette in magentaroten Pumphosen, die unterhalb der Hüften von einem Gürtel zusammengehalten wurden und an den Knöcheln bauschig zusammenliefen. Durch den hauchfeinen, fließenden Stoff sah man ihren mit Diamanten besetzten Tanga, eingebettet zwischen zwei superknackigen Gesäßbacken. Mit Diamanten besetzt war auch der BH, der ihr Dekolleté auf jene makellose Art und Weise zur Geltung brachte, die zum Hinschauen einlud, ohne zu suggerieren, dass hier eine zweite Pamela Anderson auf ihre Entdeckung wartete. Sie war in Begleitung einer Freundin, die keinen Tag älter als sechzehn sein konnte, mit ihren Haaren herumspielte und über endlos lange Beine verfügte, die in den silbernen Netzstrümpfen abschnittsweise wie geschuppt wirkten. Die roten Ledershorts, die sie darüber trug, fingen oben dermaßen tief unten an und hörten unten dermaßen weit oben auf, dass dafür bei der Wachsenthaarung garantiert eine
Sonderbehandlung nötig gewesen war. Vervollständigt wurde ihr »Kostüm« nur noch durch zwei silberne Troddeln an ihren Apfelbrüstchen und einen gigantischen Kopfputz aus buntscheckigen Federn und Fellen, der lang über ihren Rücken herabfiel. Kein einziges Mal in den siebenundzwanzig Jahren meines Lebens habe ich mich je sexuell zu Frauen hingezogen gefühlt, aber die zwei da hätte ich am liebsten auf der Stelle vernascht.
»Großer Gott, die könnten glatt für Unterwäsche Reklame machen«, murmelte ich vor mich hin.
»Tun sie auch«, gab Philip zurück und beäugte sie mit unverhohlener Lust. »Sag bloß, du weißt nicht, wer die beiden sind? Raquel und Maria Thereza, die Top of the Pops bei Victoria’s Secret in diesem Jahr, der jüngste brasilianische Superhit.«
Dass die Fotos von den Mädels nicht entfernt so retuschiert waren, wie ich mir immer eingeredet hatte, machte mich völlig fertig. Wir drehten eine Runde entlang der halb hohen Glaswände, die dem Dach als Begrenzung dienten. Philip klatschte nacheinander Jimmy Fallon und Derek Jeter ab und tauschte Wangenküsschen (immer knapp am Mund vorbei) mit einer Reihe von Modemagazinredakteurinnen, Sitcom-Schauspielerinnen und Hollywood-Sternchen. Ich checkte kurz
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