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Die Patin

Titel: Die Patin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Gier
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hundertprozentig auch schon dabei. Ist die schwanger oder nur dick?«
    Es wurde ein Foto von Baby Justin eingeblendet. Es sah aus wie Angela Merkel.
    »Oh Gott, wie süß«, sagte Mimi ungeachtet dessen und schniefte. Der Anblick von Baby Merkel hatte ihr Tränen in die Augen getrieben.
    »Ey, wie du in der Gegend rum piiiiep, ey, da kann man das ja wohl gar nicht wissen«, sagte der vermeintliche Kindsvater Robert. Da wir noch helllichten Vormittag hatten, mussten die meisten seiner Worte durch einen schrillen Piepton ersetzt werden. »Du bist echt die letzte piiiiiep und piiiiep und was anderes als piiiiiiiep kannste sowieso nicht.«
    »Bei dem piept's wohl«, scherzte ich.
    »Wenn du immer von dir auf andere schließen tust, Robert«, sagte die mit dem getigerten Pony. »Dann tuste mir Leid.«
    Die Moderatorin sah ein wenig besorgt aus: »Jenny, wir haben hier den Jörg, und der sagt, er habe in der fraglichen Zeit auch mal was mit dir gehabt. Stimmt das?«
    »Piiiiep, piiiiiep, piiiiiep«, sagte Robert zu Jörg. »Ja, schon«, sagte Jenny und kaute auf ihrer Unterlippe. »Aber nur einmal.«
    »Und was war mit Jens?«
    »Das war davor!«
    »Und Jeremy?«
    »Dem habe ich nur einen ge-piiiep!«
    »Jennys Mutter hatte auf jeden Fall mal was mit einem Schaf«, sagte ich. »Weißt du schon, dass wir von zwei Kampfhunden angegriffen wurden?«
    »Na, ihr habt's ja offensichtlich überlebt«, sagte Mimi.
    »Es war wirklich knapp. Wir konnten gerade noch so eben auf einen Baum klettern. Unter uns die bissigen Tiere und weit und breit niemand, der uns helfen konnte. Nelly hat sogar schon ihr Testament gemacht.« Mimi guckte glasig auf den Bildschirm, als würde sie mich überhaupt nicht hören. Ich quatschte einfach weiter. »Aber dass Trudi sich verliebt hat, weißt du schon, oder?«
    »Ihre Sache«, sagte Mimi.
    »Außerdem haben wir noch einen wirklich sehr netten Lehrer kennen gelernt. Er ist frisch geschieden, wird von seiner Frau gnadenlos ausgebeutet und darf seine Tochter nur alle zwei Wochen mal sehen. Eine traurige Geschichte. Die Frau fährt einen Audi TT, hat goldene Wasserhähne, und der arme Exmann muss in einer Einzimmerwohnung hausen und mit der Straßenbahn fahren. Wie findest du das?«
    »Total uninteressant«, sagte Mimi.
    »Und sie ist arbeitslos und hat einen Liebhaber. Und statt das Geld für eine Schaukel auszugeben, hat sie sich Botox spritzen lassen«, fuhr ich fort.
    Jenny auf dem Bildschirm sah total belämmert aus, weil sich soeben herausgestellt hatte, dass weder Robert noch Jörg noch Jens noch Jeremy der Vater eines ihrer Kinder war.
    Robert verließ beleidigt und von Piep-Tönen untermalt die Bühne.
    »Ja, wer käme denn dann noch infrage?«, wollte die Moderatorin wissen.
    Jenny wusste es nicht. »Also höchstens noch der Onkel von dem Robert«, sagte sie nach einer Weile.
    »Und rate mal, wie die Frau und ihr Liebhaber heißen«, sagte ich. »Bernhard und Bianca! Bernhard und Bianca! Komisch, oder?«
    »Nicht wirklich«, sagte Mimi. Jenny hatte die Bühne verlassen, allerdings wollte sie mit Roberts Onkel noch mal wieder kommen, zur nächsten Talk-Show, vielleicht zum Thema: Ich bin fünfzig und habe einen Bierbauch, aber eine Frau über fünfundzwanzig kommt mir nicht ins Bett.
    Es klingelte an der Tür.
    »Soll ich aufmachen?«
    »Ist sicher der Postbote mit ein paar Kondolenzschreiben«, sagte Mimi. »Meine Schwägerin hat mir erst gestern einen ganz lieben Brief geschrieben und sich vielmals dafür entschuldigt, dass sie wieder schwanger ist. Warte, er liegt hier irgendwo. Am besten ist die Stelle, wo sie schreibt, dass ich Verständnis dafür haben soll, wenn sie mich vorerst nicht sehen will, weil mein Unglück sie im Augenblick zu sehr belastet.«
    »Hä?«, fragte ich begriffsstutzig.
    Es klingelte erneut.
    »Mach schon auf«, sagte Mimi. »Meine andere Schwägerin ist bestimmt auch schwanger und möchte sich dafür entschuldigen, dass sie meinen Anblick nicht mehr erträgt.«
    Ich öffnete die Tür und bereute es augenblicklich, als ich sah, wer davor stand: Frauke und Sabine von der hiesigen Mütter-Society mit einem Strauß rosafarbener Nelken. Frauke war Laura-Kristins Mutter und zur Zeit mit ihrem vierten Kind schwanger. Sabine hatte zwei kleine Kinder, von denen sie das eine immer mit sich führte. Es hieß Karsta und hatte eine fatale Ähnlichkeit mit dem jüngsten Kind der Simpsons, Maggie mit dem Dauerschnuller. Sabine arbeitete bei Alsleben Pharmazeutik für AntonsVater,

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