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Die Paulis in Tatukaland (German Edition)

Die Paulis in Tatukaland (German Edition)

Titel: Die Paulis in Tatukaland (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gernot Gricksch
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die Kimono-Frau und drehte wie verrückt am Steuerrad.
    »Wir sollten abtauchen und warten, bis der Drache über uns weggeflogen ist!«, schlug die zweite Kimono-Frau vor.
    »Abtauchen?«, rief Arne entsetzt. »Das ist doch kein U-Boot!«
    »Nicht?«, wunderte sich die Kimono-Frau.
    »Fliegen kann es auch nicht zufällig, oder?«, fragte Kimono-Frau Nummer drei.
    »Es kommt immer näher!«, schrie Cicek aufgeregt und zeigte auf die finstere Sturmfront, die sich jetzt wie ein riesiges, gefährliches Monster vor ihnen erhob und den gesamten Himmel ausfüllte. Das Boot begann dramatisch zu schaukeln. Dennis, der in seinem Rollenspiel schon so manch stürmische Bootsfahrt zwischen den Inseln seines Fantasyreichs überlebt hatte und wusste, dass man gut daran tat, bei einem Unwetter im Bauch des Schiffes Schutz zu suchen, befahl: »Alle unter Deck und gut festhalten!«
    Die Kinder kreischten voller Angst. Das Schiff schaukelte inzwischen hin und her wie ein Wasserball im Wellenbad.
    »Nein!«, rief jetzt Annabelle, die im Gegensatz zu ihren Cousinen nicht völlig irre zu sein schien. »Alle Kinder sofort ins Rettungsboot!«
    Annabelle zeigte auf ein Kunststoffboot, das an der Reling hing.
    »Was?!« Arne war entsetzt. »Das kleine Boot auf den riesigen Sturmwellen? Da kentern die Kinder doch sofort!«
    Doch der heulende Sturmwind war so laut, dass keines der Kinder Arnes Einwand hörte. Fünf Kinder waren bereits, assistiert von zwei der Kimono-Frauen, in das Boot geklettert. Gerade stiegen Flummi und Karina hinein.
    »Flummi! Nein! Nicht!«, rief Arne panisch. Doch Flummi hörte ihn nicht und Annabelle hielt Arnes Arm mit eisernem Griff.
    »Lassen Sie die Kinder in das Boot steigen!«, sagte sie streng, und sosehr Arne auch zerrte, Annabelles Griff war zu fest, als dass er sich befreien konnte.
    »Lassen Sie mich los, Sie Verrückte!«, rief Arne.
    Arne versuchte jetzt mit aller Kraft, sich loszureißen und die Kinder davor zu bewahren, in einer wackligen Nussschale in ein tosendes, sturmgepeitschtes Meer hinabgelassen zu werden. Doch die zarte Annabelle hatte nahezu unmenschliche Kräfte und hielt Arne weiterhin fest.
    Lea und Dennis waren als Letzte in das Boot gestiegen. Nun riefen sie aufgeregt zu Arne hinüber: »Arne! Komm! Steig ein!«
    Doch Arne blieb neben Annabelle stehen und zappelte nur wie verrückt herum.
    »Die hält ihn fest!«, rief Dennis entsetzt. »Warum hält die ihn fest?!«
    Das Schiff begann immer wilder zu schaukeln. Die Kinder fühlten sich wie in einer kaputten Achterbahn auf dem Jahrmarkt. Sie schrien und weinten immer lauter.
    »Arne!!!!«, kreischte Lea. »Komm zu uns!«
    Und dass selbst Lea, die Arne vom ersten Tag an nur mit Ablehnung gestraft hatte, so verzweifelt nach ihm rief, verlieh Arne nun eine Kraft und Entschlossenheit, die es ihm ermöglichte, sich von der bärenstarken Annabelle zu lösen. Er schubste die Frau mit enormer Wucht von sich und rannte auf das Rettungsboot zu. Fast wäre er über die Reling ins Meer gestürzt, weil das Schiff wie wahnsinnig hin und her schaukelte, er konnte sich aber in letzter Sekunde noch festhalten und dann halbwegs sicheren Fußes weiterlaufen.
    Die Kimono-Frauen hatten das Rettungsboot schon halb heruntergelassen. Es hing bereits einen Meter unter der Reling an der Außenseite des Schiffes. Bald würde es auf die tosenden Wellen treffen.
    Dennis, Lea und Flummi schauten alle panisch nach oben und flehten, dass dort endlich Arnes Gesicht auftauchte.
    »Arne!«, schrien sie immer wieder, »Arne! Arne!«
    Inzwischen hatte sich bei den Kindern blankes Entsetzen breitgemacht. Am lautesten heulten Bully und Marcel nach ihrer Mama.
    Der Sturm tobte, wie noch nie ein Sturm getobt hatte. Die Gischt der Wellen schwappte bereits ins Rettungsboot, obwohl es immer noch einen halben Meter über der Wasseroberfläche an der Außenwand des Schiffes baumelte.
    »Arne! Arne! Arne!«
    … und da tauchte Arnes Gesicht endlich über der schaukelnden Reling auf, kaum erkennbar inmitten des spritzenden Wassers.
    Arne sah das Rettungsboot weit unter sich, zögerte nur kurz und sprang dann todesmutig über die Reling. Wenn er Glück hatte, würde er im Boot landen – und könnte den Kindern inmitten dieses Jahrhundertsturms beistehen, so gut es eben ging. Wenn er aber das Ziel verfehlte, würde er binnen Sekunden von den tosenden Fluten verschlungen werden.
    Die Kinder hielten den Atem an, als sie Arnes Körper über die Reling fliegen sahen. Arne fiel – und

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