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Die Peitschenbrüder

Die Peitschenbrüder

Titel: Die Peitschenbrüder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Hoffmann
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Mythor konnte nur einige unzusammenhängende Wortfetzen aus ihrem Geheul verstehen. Eine Wolke, wie sie noch nie eines Menschen Auge gesehen hatte, aus der ein Licht drang, das nicht von dieser Welt war.
    Mythor hörte das Heulen des Sturmes. In der Ferne blitzte es. Er hatte keine Zeit mehr, zu warten, bis die beiden sich beruhigt hatten oder in der Lage waren, klare Antworten zu geben. Nur eines wollte er noch wissen: »Waren Männer in der Nähe? Haben Fremde die Stadt besucht, bevor es geschah?« Er gab eine Beschreibung von Caer-Kriegern und Priestern.
    »Keine Männer!« schrie die Zwanzigjährige. »Es gibt keine Männer mehr! Sie sind alle verschwunden. Du bist verschwunden! Es gibt dich nicht! Geh! Geh doch endlich!«
    Wieder warfen sie sich in die Dornbüsche. Resigniert ging Mythor den Weg zurück, den er gekommen war, nicht viel schlauer als zuvor, und fragte sich, wie viele solcher bedauernswerten Geschöpfe es noch in den Wäldern geben mochte.
    Er stieg auf sein Pony und ritt davon. Es war rasch dunkler geworden. Der Himmel war finster, und durch die Äste der Bäume fiel kaum Licht auf den Pfad.
    Mythor trieb sein Reittier an, gönnte ihm keine Rast, ritt über Hügel und durch weite Täler zwischen steil aufragenden Felsen, immer dem Pfad nach, bis er einen anderen Pfad fand, der quer über den Weg führte, den die Plünderer genommen hatten.
    Irgend etwas hinderte Mythor daran, weiterzureiten. Er stieg ab und trat schweigend vor den riesigen behauenen Stein, der tief in den Boden eingelassen war. Es war nicht der einzige. Wie auf einer Straße für Riesen lagen die Quader, in einer geraden Reihe angeordnet, im Boden, von Gestrüpp überwuchert und seit langer Zeit nicht mehr begangen.
    Das musste der Titanenpfad sein! Mythor hatte die Legenden gehört, denen zufolge es auf der Insel einen gewaltigen Pfad gab, der im Norden direkt aus dem Meer kommen und bis nach Gianton führen sollte, der geheimnisvollen Titanenstadt der Caer, die nicht mit dem Herzogssitz Caer selbst identisch war. Nun, als er vor den riesigen Steinquadern stand und mit dem Schwert eine Bresche in das überwucherte Gestrüpp schlug, spürte er eine Ahnung von etwas Gewaltigem, Erhabenem, und er fragte sich, welche Wesen hier in grauer Vorzeit einmal gewandelt sein mochten.
    Jeder Stein ein Schritt.
    Sie lagen in Abständen von zwei bis drei Metern voneinander entfernt. Die Zeit hatte ihre Spuren hinterlassen. Die Steinquader waren verwittert und teilweise mit dickem Moos bewachsen. Mythor sprang von einem Quader auf den nächsten.
    Und er hatte das Gefühl, hier nicht sein zu dürfen, ein Sakrileg zu begehen. Diese Steine und der aus ihnen gebildete Pfad waren für Menschen tabu. Er war seit langer Zeit nicht mehr benutzt worden. Selbst die Peitschenbrüder, die Hölle und Dämonen nicht zu fürchten schienen und bei ihren Raubzügen jedesmal den Titanenpfad überqueren mussten, hatten ihn unberührt gelassen, ebenso wie die Tiere der Wildnis, wie das Gestrüpp bewies.
    Mythor hatte plötzlich das Gefühl, nicht allein hier zu sein. Es war, als beobachteten ihn große, dunkle Augen aus dem Unterholz zu beiden Seiten des Pfades, dunkle Augen, die zu riesigen Gestalten gehörten. Der Sturm bewegte die Bäume und ließ sie in der Dunkelheit wie schwankende Riesen aussehen. Sein Rauschen schwoll an und klang in Mythors Ohren wie das Geheul klagender Stimmen.
    Mythor beeilte sich, wieder auf sein Pony zu kommen und die geheimnisvollen Steine, die wankenden Schatten und die heulenden Stimmen hinter sich zu lassen.
    Erste Regentropfen klatschten auf seine Stirn, als er aus dem Wald herausritt und wieder freies Gelände vor sich hatte. Schroffe Felsen, Berge zu beiden Seiten des Pfades und schmale Täler.
    Dann öffnete der Himmel seine Schleusen. Blitze fuhren krachend in die Bäume. Mächtiger Donner rollte über den Himmel. Der Wolkenbruch verwischte alle Spuren, die die Bande hinterlassen hatte, innerhalb weniger Minuten, und der Sturm peitschte den Regen in Mythors Gesicht. Der Boden wurde schnell schlammig und rutschig.
    Mythor begrub seine Hoffnung, noch an diesem Tag den Schlupfwinkel der Peitschenbrüder erreichen zu können. Wahrscheinlich lag er viel weiter im Norden, als er bisher angenommen hatte. Er musste einen Platz zum Übernachten finden. Die Blitze zuckten nun überall um ihn herum in die Felsen und Bäume. Gewaltige Tannen wurden geknickt wie Grashalme. Die Blitze machten die Nacht zum Tag, und die Donnerschläge

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