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Die Peitschenbrüder

Die Peitschenbrüder

Titel: Die Peitschenbrüder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Hoffmann
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etwas erregte Mythors Aufmerksamkeit. Ein Rascheln in den Büschen zu seiner Rechten, als er ein grünes Tal durchritt. Die Hänge der Hügel waren hier bis dicht unterhalb ihrer felsigen Kuppen mit dunklen Nadelhölzern bewachsen. Immer größere Wegstrecken führten nun durch Tannen- und Fichtenwald. Vereinzelte Birken ragten erhaben in die Höhe. Dann und wann führte der ausgetretene Pfad an dichten Sträuchern mit Waldbeeren vorbei.
    Mythor brachte sein Pony zum Stehen. Er sah sich um und lauschte. Einige Vögel raschelten im Gebüsch und flogen davon, als er sich vom Pony gleiten ließ und ein paar Steine warf.
    Er hatte ein anderes Geräusch gehört. Irgend etwas Größeres war in der Nähe. Vielleicht ein Bär. Wölfe hatten sich durch ihr Geheul verraten und wären den Banditen gefolgt, der größeren Beute.
    Wieder hörte er das Geräusch. Das Pony am Seil mit sich ziehend, bahnte er sich mit dem Gläsernen Schwert eine Gasse durch das Gestrüpp, bis er die beiden Frauen fand.
    Sie hatten sich in einer winzigen Lichtung zwischen Waldbeersträuchern versteckt und versuchten nun, als sie ihn kommen hörten und sahen, durch das Dickicht zu entkommen. Lange Dornen bohrten sich in ihr Fleisch und hinterließen blutige Striemen.
    »Bleibt doch!« rief Mythor. »Ich tue euch nichts.« Sie hörten nicht auf ihn, sondern drangen noch tiefer in das Gebüsch ein. Mythor fiel etwas ein. »Ich komme aus Lockwergen wie ihr.«
    Es war ein Schuss ins Blaue gewesen, doch er traf. Mit weit aufgerissenen Augen drehten die Frauen sich zu ihm um.
    Er nickte und versuchte zu lächeln. »Kommt her! Ihr reißt euch ja das letzte vom Leib, was ihr noch habt.«
    Tatsächlich trugen sie nur noch Fetzen einstmals prächtiger Kleider. Ihre Haare hingen in Strähnen in ihre Gesichter. Unzählige dünne rote Linien bedeckten ihre Arme und Beine. Wie lange mochten sie schon in diesen Dornbüschen stecken?
    Langsam und vorsichtig, Mythors Schwert nicht aus den Augen lassend, kamen sie näher. Mythor dachte kurz daran, dass der Vorsprung der Peitschenbrüder wieder größer wurde, aber sie konnten ihm jetzt nicht mehr entkommen. Er brauchte nur den geraden Weg nach Norden zu nehmen, um unweigerlich wieder auf sie zu stoßen.
    »Aus Lockwergen, sagst du?« fragte die Jüngere der beiden. Ihre Stimme war kaum mehr als ein dünnes Krächzen. Mythor schätzte sie auf zwanzig Jahre, die andere doppelt so alt. Sie lachte irr. »Dann kommst du aus dem Reich der Toten, wie?«
    Was zunächst nur eine Vermutung gewesen war, bestätigte sich. Mythor hatte zwei der Wahnsinnigen vor sich, von denen der alte Bauer gesprochen hatte. Aber wie waren sie zu Fuß so weit nach Norden gekommen, noch dazu ohne etwas an den Füßen?
    Die Ältere hatte Mythors Beutel und den Schlauch erspäht. Dünne, gierige Finger griffen danach. »Gib uns zu essen!«
    Wortlos machte Mythor die Beutel los und ließ sie von seinem Wein trinken. Sie tranken gierig. Die kostbare Flüssigkeit rann ihnen das Kinn und den Hals hinunter. Diese noch vor Tagen stolzen Frauen waren vollkommen verwildert. Ihr Blick war gebrochen und zeugte von dem Unheimlichen, das sie gesehen haben mussten. Sie rissen Brot und Fleisch aus den Beuteln und aßen laut schmatzend. Mythor überlief es kalt, als er sah, wie sie sich um das Essen stritten. Geduldig und beherrscht wartete er.
    Immer wieder sah er zum Himmel auf. Über den Bäumen, die von ersten leichten Böen geschüttelt wurden, braute sich das Unwetter zusammen, das er befürchtet hatte.
    Ein Gewitter, vielleicht ein Schneesturm, hier im kühlen Norden. Jedenfalls war es besser, in der Nähe des Bandenunterschlupfs zu sein, wenn es losbrach.
    »Genug jetzt!« sagte er barsch. »Ihr wart also in der Nähe der Stadt, als es geschah. Was habt ihr gesehen? Eine Wolke?«
    »Eine Wolke!« Die Frauen stießen sich mit den Ellbogen an und kicherten. Nicht das geringste erinnerte noch an die stolzen Bewohnerinnen Lockwergens, die Mythor auf den vielen Bildern gesehen hatte. Sie hatten wahrscheinlich vergessen, wer sie einmal gewesen waren.
    »Das sind Wolken!« Die Jüngere hob die Hand und zeigte zum Himmel. »Es war anders, ganz anders.« Wieder lachte sie schrill. »Viel heller, verstehst du?« Sie fuhr mit den Fingern vor Mythors Gesicht umher, als wolle sie ein Bild in die Luft malen. »Der Himmel, riss auf, und aus ihm kam das Licht, und mit dem Licht.«
    Plötzlich schrie sie gellend auf und warf sich der anderen in die Arme. Sie weinte, und

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