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Die Peitschenbrüder

Die Peitschenbrüder

Titel: Die Peitschenbrüder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Hoffmann
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der Bande wahrscheinlich drohte, nicht vorherzusehen.
    *
    Die dezimierte Horde zog langsam mit ihren Gefangenen nordwärts. Goltan trieb sie immer wieder zu größerer Eile an, und Sar verschaffte seinen Worten mit ihrer Peitsche Nachdruck. Hasserfüllte Blicke schlugen ihr entgegen, und nur der Umstand, dass sie Goltans Schutz genoss, bewahrte sie davor, von ihrem Pony gezerrt und erschlagen zu werden. Ihre Peitsche knallte auf die Rücken der Männer, die durch das Unwetter ihre Reittiere verloren hatten und nun zu Fuß neben den anderen hergehen mussten und dabei den Zug erheblich verlangsamten.
    Fast die Hälfte der Beute war dem Sturm zum Opfer gefallen. Auch jetzt, als der Regen aufgehört hatte, klebte die Kleidung noch nass an den Körpern der Banditen. Immer wieder mussten die zu Fuß Gehenden eine Pause einlegen, um das Wasser aus ihren Stiefeln zu schütten. Jedes Stehenbleiben brachte ihnen Striemen von Sars Peitsche ein.
    Goltan nahm wenig Rücksicht auf sie. Sie mussten rennen, um nicht den Anschluss an die Reiter zu verlieren. Wer erschöpft umfiel und liegenblieb, wurde auf ein Pony gebunden, und ein anderer musste für ihn weitermarschieren.
    Der Wein war längst ausgegangen, und die meisten der Banditen hatten schwere Köpfe. Goltan schonte niemanden. Für ihn gab es nur den Schlupfwinkel, und ihn musste er so schnell wie möglich erreichen, um sich neu zu bewaffnen. Die Strapazen des Weges hinderten seine Anhänger noch daran, sich Gedanken zu machen. Wenn sie wieder soweit erholt waren, um über den Kampf in Lockwergen und die erbärmliche Rolle Goltans nachzudenken, und unerwünschte Schlüsse ziehen konnten, musste er wieder der überlegene Führer sein. Notfalls wollte er den Messerwerfer opfern, um den Zorn der Banditen abzubauen und ihnen etwas zu geben, an dem sie ihre Wut abreagieren konnten. Mit dem Mädchen und dem Barbaren hatte er andere Pläne. Der Barbar war ein Kämpfer, wie Goltan ihn sich an seiner Seite wünschte. Und er glaubte zu wissen, wie er ihn an sich binden konnte.
    Das Mädchen sollte die Männer auf andere Gedanken bringen, bevor er es für seine Pläne benutzen wollte. Die Frauen zu beruhigen, ihren Zorn über den Verlust der halben Beute zu besänftigen war etwas anderes und bereitete Goltan weniger Sorgen.
    Was ihn nicht zur Ruhe kommen ließ, war der Verlust seiner unbezwingbaren Peitsche - unbezwingbar, bis sie auf eine Waffe getroffen war, die noch stärker war als sie, was für Goltan nur bedeuten konnte, dass in diesem Gläsernen Schwert des fremden Recken eine noch größere Magie wohnte als in der Peitsche, von der er nur noch den Griff besaß.
    Dieses Schwert musste er besitzen! Goltan machte den anderen darüber keine Andeutungen, aber er war sicher, dass der Dunkelhaarige die Bande verfolgte, um seine Gefährten zu befreien. Einmal im Versteck, würde er ihn erwarten. Und diesmal würde er vorsichtiger sein. Mit dem Gläsernen Schwert war er noch überlegener. Niemand würde auf den Gedanken kommen, seinen Platz einzunehmen.
    Es wurde Mittag, dann Nachmittag. Noch wenige Stunden bis zu den Hütten. Goltan sah, wie Sar mit der Peitsche arbeitete. Manchmal verachtete er sie, dann wieder hatte er seine Freude an der rothaarigen Hexe.
    Die letzten Kilometer bis zum Räubernest mussten die Banditen zu Fuß zurücklegen. Die Ponys behinderten jetzt nur. Das war der Grund, weshalb Goltan vor langer Zeit schon auf Reittiere verzichtet hatte. Wenn er mit den Peitschenbrüdern auf Raubzug ging, brauchte er sie nicht. Einmal aus den unwegsamen Bergen heraus, gab es genügend Höfe, deren Betreiber Ponys und Pferde besaßen.
    Der Abend begann bereits wieder zu dämmern, als am Ende einer langen, tiefen Schlucht die Felsen zur Seite wichen und den Blick auf das versteckte Tal freigaben, in dem die primitiven Behausungen der Peitschenbande standen. Im Norden wurde es von sanften grünen Hügeln begrenzt.
    Die Männer und Frauen brachen in Triumphgeschrei aus. Die Strapazen des Weges waren vergessen, als sie auf die Hütten zu rannten, in Gedanken schon beim Fest, wie es nach jedem erfolgreichen Raubzug gefeiert wurde.
    Alles in allem betrachtet hatte sich der Zug trotz der verlorenen Beuteteile und der Toten gelohnt.
    *
    Nottr wurde in eine der fünfzehn primitiven Hütten gebracht, an Händen und Füßen gefesselt und zusätzlich mit einem dicken Seil an einen der drei kräftigen Stützbalken in der Mitte gebunden. Er trat nach jedem, der in seine Nähe kam, und steckte

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