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Die Pellinor Saga Bd. 1 - Die Gabe

Die Pellinor Saga Bd. 1 - Die Gabe

Titel: Die Pellinor Saga Bd. 1 - Die Gabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Croggon
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ich wüsste, was letzte Nacht geschehen ist.«
    »Aber was bedeutet der Text?«, ließ Maerad nicht locker. Cadvan betrachtete sie ernst, als sähe er sie zum ersten Mal. Sie begegnete seinem Blick und hielt ihn fest, bis er schließlich leise lachte und sich etwas entspannte.
    »Maerad, ich glaube, dass du die Verheißene bist, deren Ankunft vorhergesagt ist, die vom Schicksal Ausersehene«, sagte er leise. »Lanorgil galt als einer der bedeutendsten Seher, und er hat dich vorhergesehen. Haltet Ausschau nach der, die der Sprache ungewahr aus den Bergen kommt: einer Bardin, ungeschult und doch von dieser Schule. Er hat dich gemeint. Dieses Rätsel ist wohl kaum schwierig zu lösen, und Dernhil hatte recht: Es war kein Zufall, dass dieses Schriftstück ausgerechnet jetzt aufgetaucht ist. Die Verheißene ist laut den Überlieferungen diejenige, die den Namenlosen bei seinem dunkelsten Aufstieg vernichtend schlagen wird. Es ist eine uralte Mär, wenngleich mittlerweile weitgehend vergessen - außer von den Weisen, denn sie vergessen nie.«
    Maerad lauschte ihm in angespanntem Schweigen und mit wild hämmerndem Herzen. Cadvans Worte erfüllten sie mit einer namenlosen Angst, derselben Angst, die sie verspürt hatte, als Dernhil ihr das Pergament zum ersten Mal zeigte.
    »Es kann nicht von mir handeln«, widersprach sie und lachte verkniffen, um ihre Verwirrung zu übertünchen. »Ich bin nicht… Ich bin nicht wichtig …« »Es ist eine Überlieferung, die auch von der Finsternis nicht vergessen wurde«, sagte Cadvan und starrte sie düster an. »Die Finsternis vermutet anscheinend bereits, dass du die Ausersehene bist; sie kennt deinen Namen, und inzwischen weiß sie bestimmt auch, wie du aussiehst. Sie kann nicht mit Gewissheit sagen, dass du gemeint bist, aber der bloße Verdacht genügt, um dir den sicheren Tod zu bringen, sollte die Finsternis dich je in die Klauen bekommen. Allerdings sucht man uns vielleicht noch nicht so dringend, wenn es sich vorläufig nur um einen Verdacht handelt - es sei denn, es ist den Untoten gelungen, Dernhils Gedanken zu lesen. Oder die Finsternis weiß etwas, das wir nicht wissen.«
    »Aber warum? Warum hat sie mich im Verdacht?«, fragte Maerad. »Woher sollte sie es überhaupt wissen? Das ist Unsinn, Cadvan.« Allmählich regte sich Zorn in ihr. »Ein… ein dummer Traum auf einem Stück Papier, und überhaupt, da steht ja noch nicht mal, dass ich es bin… «
    »Es könnte da stehen. Ich denke, es ist durchaus möglich.« Cadvan setzte ab. »Ich glaube, mit der Feuerlilie meint Lanorgil den Namen der Ausersehenen, die da kommen wird.« Er zitierte Lanorgils Worte:
    »Suchet und behütet die Feuerlilie, die vom Schicksal Ausersehene, die an   finstren Orten umso strahlender erblüht und lange in Dunkelheit geschlafen hat; aus einer solchen Wurzel wird die Weiße Flamme neu ersprießen. Die Lilie ist das Zeichen Pellinors. Aber dort verwendet man den Aronkelch, eine andere Lilienart. Die Feuerlilie, Elednor in der Hohen Sprache, ist eine gänzlich andere Blume.« »Aber mein Name ist nicht Elednor!« Vor Erregung stand Maerad auf. »Mein Name ist…«
    »Maerad, du kennst deinen Namen nicht. Bis du in deine volle Macht als Bardin kommst, kennt ihn niemand. Und wenn dein Name Elednor lautet, bist du mit Sicherheit die von Lanorgil Verheißene.« Cadvan sprach in sehr mildem Tonfall, und aus seinen Augen sprach ein seltsames Mitgefühl.
    »Was, wenn ich es nicht bin? Was, wenn Ihr völlig falsch liegt? Was dann?« Cadvan zuckte mit den Schultern. »Wie ich schon sagte, dann habe ich mich eben geirrt.« Er schwieg eine Weile, ehe er bedächtig weitersprach. »Dir ist nicht klar, Maerad, wie stark deine Gabe ist und wie ungewöhnlich es ist, dass ein Barde gänzlich ungeschult - aus dem Nichts zu solcher Kraft gelangt«, sagte er. »In mir haben sich erste Vermutungen geregt, nachdem ich den Seelenblick an dir vorgenommen hatte. Und zweifellos sind durch unsere kleine Auseinandersetzung mit dem Landrost auch andere auf dich aufmerksam geworden. Selbst mit deiner noch eingeschränkten Macht bist du gefährlich und solltest aus ihrer Sicht besser zum Schweigen gebracht werden, ehe sie voll erblüht. Bis du zur Bardin erhoben wirst, ist es nur ein Verdacht, allerdings ein Verdacht, der in mir ständig stärker wird. Offensichtlich hegte Dernhil denselben Gedanken. Und wenn die Untoten jetzt wissen, was Dernhil wusste, ist unsere Gefahr noch größer. Ich frage mich bloß, wie die Untoten

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