Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Pellinor Saga Bd. 1 - Die Gabe

Die Pellinor Saga Bd. 1 - Die Gabe

Titel: Die Pellinor Saga Bd. 1 - Die Gabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Croggon
Vom Netzwerk:
es sich dabei um etwas Heilendes wie einen Stein, könnten ‘sogar alle drei im Spiel sein. Mir persönlich sind solche Erörterungen einerlei.«
    Maerad lauschte aufmerksam und blickte gefesselt ins Feuer. »Und wozu zählt Ihr?« »Ich bin des Lesens mächtig«, antwortete er. »Die meisten Barden finden früh heraus, wo ihre Stärken liegen, wozu sie sich hingezogen fühlen. Das Lesen gilt als die gefährlichste Kunst, denn dabei kann ein Barde am einfachsten verderbt werden. Deshalb müssen Barden über alle drei Bescheid wissen; denn ein Barde, der Macht und Kenntnisse als die höchste Fähigkeit ansieht, sich jedoch zu verstehen weigert, wie die Künste einander ergänzen und nähren, ist ein schlechter Barde. Nach den Regeln der Bardenkunde wird allen drei Künsten dieselbe Ehre beigemessen.« »Und Malgorn zählt zu den Behütern? Silvia wohl auch, vermute ich… Und Dernhil beherrschte das Lesen?«
    Cadvans Züge versteiften sich wieder. Er blickte tief ins Feuer und schwieg eine lange Weile. Maerad bedauerte schon, Dernhils Namen ausgesprochen zu haben, doch dann begann Cadvan zu singen.
     
    »Süß fällt der Regen auf die Berge von Inneil,
    wie Kinder trippelt er hinab durch die Kiefernhaine,
    mit Stimmen aus Eis gleich frohlockendem Gelächter
    sucht er die Harfenklänge Dernhils von Gant.
    Doch er kann sie nicht hören, seine Musik ist zu Ende.
    Wohin ist er verschwunden ? Seine Kammer steht leer,
    und es glitzern die Tränen in Orons hohen Hallen,
    wo leichtfüßig er schritt, tiefe Geheimnisse singend,
    aus des Herzens Gewölben hinaus in die Welt.
    Dunkel sind die Tore, die sich öffneten und winkten
    und sich hinter ihm schlossen, im schwindenden Zwielicht
    und das Gewebe seines Bardentums in Stille falteten.
    Nie wieder wird er singen in der Pracht des Herbstes,
    die golden färbt die Birken von Löwen und Braneua:
    Die Haine Ileadhs werden vergeblich seiner harren.
    Er wird die Felder der Musik nicht mehr betreten,
    um uns Frohsinns-Garben und Ernten der Wonne zu bescheren.
    Verklungen ist seine Harfe, verstummt seine Stimme:
    Traurig murmeln die Bäche im Tal von Inneil.«
     
    Er verstummte, vergrub das Gesicht in den Händen und weinte. Maerad wandte sich ab, da sie in den eigenen Augen Tränen aufsteigen spürte, die sie letztlich fließen ließ. So verharrten sie eine lange Weile und trauerten jeder für sich, während das Feuer niederbrannte.
    Schließlich setzte Cadvan sich auf und warf mehr Holz auf die Flammen. Er schaute zu Maerad. »Es ist hart, einen solchen Freund zu verlieren«, sagte er. »Dernhil hat mir vor vielen Jahren in einer dunklen Zeit geholfen. Er hat mir viel über Demut beigebracht. Und über Freundschaft. Und jetzt … war der Finsternis ihre Rache vergönnt. Ich hätte die Gefahr erkennen müssen«, fügte er verbittert hinzu. »Hätte ich ihn nicht gebeten, dich zu unterrichten, hätten ihn keine Untoten aufgesucht.«
    »Vielleicht nicht«, räumte Maerad ein und dachte an das zurück, was Cadvan ihr früher an jenem Tag gesagt hatte: Es ist nicht deine Schuld, dass es auf dieser Welt Böses gibt. »Aber ich denke, er hätte es selbst dann getan, wenn er das Wagnis gekannt hätte. Und irgendwie glaube ich, er wusste sogar darum.«
    »Dernhil war kein Narr, aber er wusste wenig mehr über dich, als dass du meine Schülerin bist«, entgegnete Cadvan.
    Plötzlich fiel Maerad das Pergament ein, das Dernhil ihr gegeben hatte. »Nein, er hat mehr geahnt«, widersprach sie. »Er hat mir etwas gegeben. Bis jetzt hatte ich es ganz vergessen, aber er meinte, ich sollte es Euch zeigen.«
    Sie kramte in ihrem Bündel, bis sie das Pergament fand, und teilte Cadvan mit, was Dernhil ihr gesagt hatte. Cadvan begutachtete es eingehend und erblasste dabei. »Weißt du, was es besagt?«, fragte er.
    »Dernhil hat es für mich übersetzt«, antwortete Maerad. »Aber ich verstehe nicht, was es bedeutet.«
    Cadvan las das Pergament erneut, dann gab er es ihr zurück. »Versteck es!«, forderte er sie auf. »Ich bin nicht sicher, vielleicht sollten wir es sogar verbrennen, aber ich möchte es Nelac zeigen.«
    »Nelac? Wer ist Nelac?«, wollte Maerad wissen, die vergessen hatte, dass dies der Name von Cadvans altem Lehrer in Norloch war. Cadvan antwortete ihr zunächst nicht. Seine düstere Miene wirkte nachdenklich.
    »Maerad«, meinte er schließlich, »wenn die Finsternis weiß, was Dernhil wusste, stecken wir in größeren Schwierigkeiten, als ich dachte. Beim Licht, ich wünschte,

Weitere Kostenlose Bücher