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Die Pellinor Saga Bd. 1 - Die Gabe

Die Pellinor Saga Bd. 1 - Die Gabe

Titel: Die Pellinor Saga Bd. 1 - Die Gabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Croggon
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so rasch misstrauisch werden konnten. Was genau wollen sie?« »Dernhil hätte uns nicht verraten«, meinte Maerad unsicher. Sie stand immer noch mit vor der Brust verschränkten Armen im Licht. Ein lebhaftes Bild von Dernhils Gesicht tauchte vor ihr auf, und sie sah erneut die Entschlossenheit unter seiner Freundlichkeit.
    »Das ist keine Frage des Verrats«, gab Cadvan zurück. »Du weißt nicht…« Kurz zuckte Schmerz über seine Züge, und er verstummte eine Weile. »Dernhil war stark und ein reiner Barde. Ich denke, die Untoten hätten ihn lieber benutzt, als ihn zu töten; sie hätten ihn wohl lieber zu ihrer Marionette, ihrem Spitzel in Inneil gemacht, um einfacher an dich heranzugelangen. Ein Mord musste die Schule zwangsläufig auf ihre Gegenwart aufmerksam machen; somit können sie dort nicht mehr bleiben, denn selbst Untote sind Barden wie Malgorn und Oron nicht gewachsen.« Nachdenklich setzte er ab. Maerad betrachtete Cadvans schattige Züge, und schließlich setzte sie sich wieder ans Feuer.
    »Ich halte es für wahrscheinlich«, fuhr Cadvan letztlich fort, »dass Dernhil sich selbst getötet hat, damit sie nicht in seinen Geist eindringen konnten. Und ich denke, damit spricht nicht nur meine Hoffnung aus mir.« Er schauderte. »Glaub mir, Maerad, es gibt schlimmere Dinge als den Tod.«
    Er starrte tief ins Feuer. »Kargan zufolge haben sie versucht, in Malgorns und Silvias Haus zu gelangen. Kurz nachdem wir dort eingetroffen sind, habe ich einen Türbann angebracht, einen Zauber zum Schutz des Hauses, was sich eindeutig als gut erwiesen hat. Er hat sie nicht nur vertrieben, Malgorn und Silvia können daraus auch ablesen, wer versucht hat, die Tür zu öffnen. Es könnte sein, dass die Untoten glauben, wir wären immer noch in der Schule. Aber ich weiß es nicht mit Sicherheit.« Maerad schwieg und dachte über das nach, was Cadvan gesagt hatte. Es stimmte, dass Dernhil tot war. Vielleicht stimmte dann auch, dass die Finsternis nach ihr suchte, wie Cadvan vermutete. Sie spürte, wie eine Woge schwarzer Angst in ihr aufstieg. »Wie können wir Sicherheit gewinnen?«, fragte sie schließlich. »Ich meine, wenn ich einen Namen habe, wie erkenne ich ihn?«
    »Niemand weiß etwas mit Sicherheit«, antwortete Cadvan milde. »Was den Beginn der Weisheit darstellt.« Er setzte ab. »Maerad, du musst zur Bardin erhoben werden, und zwar so rasch wie möglich. Deshalb sind wir nach Norloch unterwegs: An keinem anderen Ort können wir all die Prüfungen umgehen, die zu bewältigen es jahrelangen Lernens bedürfte. Das war mir schon immer klar, aber jetzt betrachte ich es als absolut vorrangig.«
    »Was - man wird mich dort einfach zur Bardin erheben?«, fragte Maerad ungläubig. »Zur vollwertigen Bardin? Ich kann doch kaum lesen …«
    »Unter besonderen Umständen schon, ja«, bestätigte Cadvan. »Und mir erscheinen die gegebenen Umstände als sehr besonders.«
    Er seufzte. »Wenn du die Ausersehene bist, Maerad, trifft dich ein hartes Los, das du nur freiwillig annehmen kannst. Und dennoch, tust du es nicht, verweigerst du dich oder versuchst du, ihm zu entkommen, wird es dich trotzdem ereilen.« »Tolle Aussichten«, meinte Maerad trocken. Sie hob einen Zweig auf, schob ein Ende ins Feuer und beobachtete ihn, bis er in einen kleinen Flammenbaum aufging. Plötzlich musste sie an ihre Mutter denken. Hatte Milana mehr über sie gewusst, als sie ihr erzählt hatte? Manchmal hatte ihre Mutter über das Schicksal gesprochen, nur hatte Maerad nie verstanden, was sie meinte, sie war einfach noch zu jung gewesen … Die Flamme verzehrte den Zweig, bis sie beinahe ihre Finger erreichte, und sie warf ihn zurück ins Feuer. »Cadvan, was sind Untote?«
    »Untote?« Cadvan beugte sich vor und schien zögerlich zu sprechen, fast gegen seinen Willen. Lange, von den Flammen geworfene Schatten fielen über sein Gesicht. »Untote sind - oder waren - Barden. Sie besitzen die Macht von Barden. Allerdings dienen sie dem Namenlosen.«
    Kurz verstummte er, und in der Stille hörte Maerad den Atem der Pferde, das Rascheln der Bäume, den Ruf eines Nachtvogels. »Wie du weißt, war der Namenlose selbst einst ein Barde und hat, um den Tod zu überlisten, seinen Namen verworfen. Das ist ein schweres Verbrechen, ein Verbrechen, das nur Barden begehen können. Die Untoten sind an seine Macht gebunden, wenngleich sie, im Gegensatz zu vielen anderen seiner Sklaven, durchaus einen eigenen Willen besitzen. Auch sie sterben nicht auf

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