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Die Pellinor Saga Bd. 1 - Die Gabe

Die Pellinor Saga Bd. 1 - Die Gabe

Titel: Die Pellinor Saga Bd. 1 - Die Gabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Croggon
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weiterredete. »Vor diesem Winter wurde ich von den Barden von Norloch auf eine Mission fern im Norden geschickt. Bei meiner Rückkehr wurde ich von einem Eurer Art gefangen; er haust in einem Berg, der manchen als der Landrost bekannt ist. Er wurde vor langer Zeit vom Namenlosen in eine Falle gelockt und verdorben. Er ist ein Hexer von großer Bosheit und Macht; dennoch stellt er nur einen Sklaven jener Finsternis dar.«
    »Ich weiß, von wem du sprichst«, sagte Ardina. »Aber ich will seinen Namen nicht nennen.«
    »Er warf mich in seine Verliese.« Cadvan verstummte einen Augenblick. »Ich will nicht darüber reden, was mir dort widerfuhr. Aber in seinem Stolz prahlte er mir gegenüber mit der Wiederkunft der Finsternis. In seinem Thronsaal steht ein Becken ähnlich dem Euren, Herrin, oder eher ein böser Abklatsch davon. Kein Licht lebt darin, nur ein unbeschreibliches Dunkel. Und in jenem Spiegel kann man Dinge sehen, die geschehen. Er wollte mich voll Verzweiflung sterben lassen und zeigte mir den Aufbau von Streitkräften in Den Raven, das Wuchern von Verderbtheit an den Orten des Lichts und ein Übel, das über Annar kriecht wie giftiger Rauch. Und zuletzt offenbarte er mir die Rückkehr des Namenlosen.«
    »Die Werkzeuge der Finsternis lügen von jeher«, warf Ardina rasch ein. »Ja, Herrin«, pflichtete Cadvan ihr bei. »Aber ich gelte unter den Barden als Wahrheitsschürfer und besitze die Gabe zu erkennen, was eine Lüge ist und was nicht. Zudem bin ich seit langem an die Täuschungen der Finsternis gewöhnt. Was er mir zeigte, war keine Lüge. Er konnte nicht hoffen, mich mit einem Schwindel oder einem trügerischen Schatten zu quälen - was er sehr wohl wusste.«
    Eine lange Weile herrschte Stille, während der Ardina nachdenklich verharrte. Maerad betrachtete Cadvan mit neuem Erstaunen; bisher hatte er vom Landrost nur einmal kurz während ihrer ersten gemeinsamen Reise nach Inneil gesprochen. Nun erkannte Maerad deutlicher, was Cadvan damit gemeint hatte, dass ihre Begegnung einen seltsamen Zufall darstellte. Sie fragte sich, wie er überleben und flüchten konnte; doch die Herrin fragte nicht danach.
    »Du hast mir noch nicht von der Bürde erzählt, die du trägst«, sprach Ardina schließlich.
    Cadvan, der auf seine Hände gestarrt hatte, schaute auf. Seine Züge zeugten von schmerzlichen Erinnerungen.
    »Es gibt eine weitere Prophezeiung, eine von den Barden im Liede gewahrte Erinnerung, wenngleich sie in Vergessenheit geraten und kaum noch bekannt ist«, erwiderte er. »Sie spricht von einer, die da kommen wird, wenn der Namenlose sich mit geballter Macht zu seiner finstersten Ankunft aufschwingt. Sie ist die Verheißene, die Auserwählte. Und es heißt, die Verheißene wird den Namenlosen bezwingen und seinen stärksten Angriff auf das Licht zunichte machen.«
    »Wird offenbart, wie dies geschehen wird?«, erkundigte sich Ardina.
    »Nein«, antwortete Cadvan. »Und wer ist diese Verheißene?«
    »Ich glaube, dass Maerad von Pellinor die Verheißene ist. Deshalb reisen wir zusammen auf verborgenen Pfaden nach Norloch, damit die Finsternis, die uns fast bis an die Grenzen Eures Reiches verfolgte, unser nicht gewahr wird. Denn in Norloch gibt es Weisheit und Überlieferungen, die helfen könnten, dieses Rätsel besser zu verstehen.«
    Ardina schaute suchend in Cadvans Gesicht. Diesmal begegnete er ihrem Blick. Schließlich wandte sie sich ab und seufzte.
    »Du erinnerst mich fast an König Ardhor«, meinte sie traurig. »Solcher Mut, solche Aufrichtigkeit spricht aus dir. Ich wünschte, es wäre anders, denn du drängst mich auf die Schneide eines Messers, und in welche Richtung ich auch schreite, überall lauert Gefahr.«
    Dann drehte sie sich Maerad zu. Als Maerad in ihre unmenschlichen Augen aufschaute, sah sie darin erstaunt unergründliches Mitgefühl und Traurigkeit. Plötzlich wirkte Königin Ardina nicht mehr wie eine unnahbare Gestalt aus einer Legende, sondern sterblich und zerbrechlich wie Maerad selbst.
    »Ich spüre ein Schicksal auf dir liegen, Schwester«, sprach Ardina leise. Mit einem Schauer wurde Maerad klar, dass Ardina sich der Sprache der Elidhu bediente, nicht der Sprache Annars. »Ich habe es schon gespürt, als ich dein Gesicht zum ersten Mal sah. Doch ich weiß nicht, was ich zu dir sagen soll, denn du schlummerst noch wie die Lilie, die im Winter unter der Erde schläft, und doch liegt in dir ein Feuer unübertroffener Helligkeit verborgen, das zu gegebener Zeit

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