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Die Pellinor Saga Bd. 1 - Die Gabe

Die Pellinor Saga Bd. 1 - Die Gabe

Titel: Die Pellinor Saga Bd. 1 - Die Gabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Croggon
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standzuhalten vermochte, senkte sie den Kopf und rätselte über Ardinas Worte, die sie nicht verstand.
    »Was dich angeht, Wanderer und Wahrheitsschürfer«, fuhr Ardina fort und wandte sich Cadvan zu, »entbiete ich dir nur meinen Segen. Dein Pfad wird dunkel sein, doch ich bezweifle, dass dies etwas Unbekanntes für dich ist. Und an dunklen Orten strahlt Licht umso heller.«
    »Der Segen Ardinas ist nicht gering zu achten«, erwiderte Cadvan. »Ich danke Euch abermals, Herrin. Nicht zu Unrecht preist Euch Euer Volk als den Saft des Lebensbaumes!«
    Ardina hob die Hand zum Abschiedsgruß, dann schien wieder jenes goldene Licht um sie auf. Cadvan und Maerad blinzelten, und als sie wieder hinsahen, war die Königin verschwunden.
    »So war es in den ruhmreichen Tagen der Dhyllin«, seufzte Cadvan nach einer langen Stille. »Ich werde mein ganzes Leben lang dankbar dafür sein, dass mir dieser flüchtige Eindruck zuteil wurde. Und doch vermengt sich die Freude auch mit großem Kummer.«
    Als sie zu ihrem Haus zurückkehrten, stellte Maerad fest, dass ihre Monatsblutung wieder eingesetzt hatte. Sie verfluchte den ungünstigen Zeitpunkt und begab sich in ihr Zimmer, um sich darum zu kümmern. Während sie ihr Bündel nach Kleidern durchwühlte, wurde ihr plötzlich klar, dass sie keine Krämpfe hatte. Sie kauerte sich auf die Hacken zurück und überlegte, ob Ardina sie gelindert haben mochte. Unwillkürlich musste sie an jenen durchdringenden Blick denken, der sich zugleich wie eine Wunde und deren Heilung angefühlt hatte, unbarmherzig und doch mitfühlend. Jedenfalls waren die Schmerzen fort und belästigten sie nie wieder. Maerad grübelte über das nach, was Ardina zu ihr gesagt hatte. Obwohl es unheilverkündend geklungen hatte, empfand sie es als sonderbar tröstlich. Sie hatte den Eindruck, dass Ardina ihre Zweifel, Ängste und Einsamkeit verstanden hatte, wie niemand sonst es konnte. Jener flüchtige Augenblick des Verständnisses erhellte ihre Verwirrung und ließ sie sich irgendwie weniger ausgegrenzt fühlen. Sie würde den Ring immer tragen, genau wie das Juwel, das Silvia ihr geschenkt hatte - als ein Zeichen von Liebe.
    Am folgenden Tag machten sie sich bereit, Rachida zu verlassen, wenngleich mit gemischten Gefühlen. Ardinas Entscheidung war offensichtlich bekannt gegeben worden. Die gesamte Stadt schien zu wissen, dass sie abreisten, und früh am Morgen erwartete sie auf dem Vorbau ein Stapel frischer Vorräte. Allerlei Geschenke wurden ihnen angetragen, doch Cadvan lehnte sie lächelnd ab und nannte als Grund, dass sie nur das Notwendigste mitnehmen konnten, um die Pferde nicht zu überladen.
    An jenem Abend blieben sie trotz zahlreicher Einladungen in ihrem Haus und speisten allein. Beide verspürten das unausgesprochene Bedürfnis, sich für die bevorstehende Reise zu wappnen. Idris traf mit dem Essen ein und verabschiedete sich von ihnen, wobei er tief betrübt wirkte. Als Cadvan dies sah, schenkte er ihm seine Silberbrosche, das Zeichen des Sterns von Lirigon. Idris umarmte sie beide und ging unter Tränen. »Ich will hier nicht weg«, sagte Maerad düster, als sie sich zu ihrem Essen niedersetzten. »Obwohl ich weiß, dass es sein muss.«
    »Ich wurde noch nie unter Fremden mit solcher Herzlichkeit aufgenommen«, erwiderte Cadvan und schenkte für sie beide Wein ein. »Ich habe schon viele, auch majestätischere Orte als diesen besucht, aber noch keiner war so bezaubernd. Wieder etwas Schönes und Wertvolles, das sich zu bewahren lohnt. Bedenke nur, was Ardina bereits getan hat, um ihr Volk zu schützen! Dennoch bezweifle ich, dass diese Leute ihre Abgeschiedenheit noch lange aufrechterhalten können, selbst wenn sie jeden Wanderer fangen, der sich in diese Wälder verirrt.« Missmutig stocherte er in seiner Mahlzeit. »Es gibt bereits zu vieles, um das man fürchten muss.«
    Am nächsten Morgen erwachten sie früh und schlüpften in ihre Reisekluft. Bald darauf trafen sie ihre Führer, die sich als ihre einstigen Häscher Imunt und Penar erwiesen. »Da wir euch hergebracht haben, obliegt uns die Aufgabe, euch in die Freiheit zu geleiten«, erklärte Penar lächelnd und umarmte die beiden. Sie führten die Pferde durch den Ort, wobei ein heftiges Zögern ihre Schritte hemmte. Maerad sah sich mit einem so hungrigen Blick um, als könne sie sich die Schönheit Rachidas in ihr Gedächtnis einbrennen. Die Stadt erstreckte sich unbefleckt vor ihnen, noch feucht vom Morgentau, und als die Pferde mit

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