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Die Pellinor Saga Bd. 1 - Die Gabe

Die Pellinor Saga Bd. 1 - Die Gabe

Titel: Die Pellinor Saga Bd. 1 - Die Gabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Croggon
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Ungeduldig stieß Cadvan den Atem aus. »Maerad, ich weiß schon, worauf du hinauswillst. Aber ich kann dieses Wagnis nicht zulassen. Es ist zu groß.« »Welches Wagnis?« Maerad starrte ihn unbeirrt an. Cadvan senkte den Blick auf seine Hände und antwortete nicht sofort.
    »Maerad, die Luft hier strotzt vor Übel. Hast du schon daran gedacht, dass Geister dir einen Streich gespielt haben könnten, damit du etwas hörst, was gar nicht so war, um dich so in eine Falle zu locken?«
    »Es war echt.« Das wusste Maerad mit Sicherheit. »Trotzdem rate ich ab. Ich spüre eine große Gefahr, wenn wir dorthin gehen.«
    Maerad stand auf. »Dann gehe ich eben allein«, sagte sie.
    »Das wirst du nicht.« Auch Cadvan erhob sich, und Maerad erkannte raren Zorn in seinen Zügen. »Glaub mir, Maerad, ich binde dich auf Imi fest, wenn es sein muss.« »Dann werdet Ihr mich bis nach Norloch kreischend ertragen müssen«, gab Maerad zurück. Mittlerweile war ihr die Geduld gerissen, doch ihre Stimme hörte sich leise und gefährlich an. »Und ich werde Euch nie, niemals verzeihen. All das Gerede von wegen Entscheidungsfreiheit! Genau das ist es, nur Gerede. Wir machen, was Ihr sagt und wann Ihr es sagt. Tja, nun sage ich, was ich will. Und mir ist einerlei, was Ihr sagt, denn Ihr irrt Euch.«
    Sie begann Imi zu satteln. Ihre Hände zitterten vor Wut und ihre Augen tränten, sodass sie kaum die Schnallen zu schließen vermochte. Cadvan stand reglos da und beobachtete sie.
    »Maerad«, sagte er.
    Sie hatte ihm den Rücken zugekehrt und antwortete nicht. »Maerad, es tut mir leid. Ich bin zwar immer noch dagegen, weil ich ein ungutes Gefühl dabei habe, aber es war falsch von mir, gegen das zu sprechen, was dein Herz dir rät. Ich begleite dich. Ich beharre nur darauf, dass wir nicht länger als einen Tag suchen können. Wir haben so schon zu viele Tage verloren, das spüre ich. Uns läuft die Zeit davon.«
    Maerad hielt inne und nickte, dann sattelte sie Imi weiter. Obwohl die ärgste Wut verraucht war, fühlte sie sich nicht in der Lage dazu, etwas zu erwidern. Mit einem Schlag fühlte sie sich nur noch zu Tode erschöpft und niedergeschlagen. Sie vermochte nicht zu sagen, weshalb sie einen solchen Drang verspürte, dem Geräusch nachzugehen, das sie letzte Nacht gehört hatte, aber er war überwältigend. Beide stiegen auf die Pferde und bahnten sich einen Weg in die Richtung, aus der sie den Rauch hatten aufsteigen sehen. Als einziges Geleit hatten sie ihre Erinnerung daran, wo die Stelle in etwa gewesen war, und die Landschaft bot keine besonderen Anhaltspunkte. Nach ein paar Stunden beschlich Maerad Hoffnungslosigkeit; es erschien unmöglich, inmitten all dieser Ödnis ein kleines Lager zu finden. Sie konnten es ohne Weiteres bereits in einer der zahlreichen Senken übersehen haben, an denen sie vorbeigeritten waren, und sie könnten noch stundenlang ergebnislos in der falschen Richtung im Kreis herumirren. Ihr Unbehagen wuchs unaufhörlich, bis sie bei jedem Laut zusammenzuckte. Ihre Zappeligkeit übertrug sich auf Imi, doch sie biss die Zähne zusammen und hielt weiter Ausschau. Cadvan schwieg während all der Zeit. Maerad war drauf und dran aufzugeben, als Cadvan ihr zurief und mit dem Arm deutete. Sie schaute über die Schulter zurück nach links und erblickte ein paar hundert Meter entfernt zwei Wagen, die in den Schutz eines der großen Felshügel geschoben worden waren. Einer lag umgekippt auf der Seite, der andere war halb zusammengebrochen. Anzeichen von Leben waren nicht zu erkennen. Cadvan und Maerad drehten um und hielten langsam darauf zu, Maerad plötzlich zutiefst widerstrebend. Es handelte sich eindeutig um das Lager. Zwischen den Wagen befanden sich die Überreste eines Feuers. Die Erde unter der Asche war noch warm, ringsum lag verkohltes, teils zerbrochenes Geschirr. Cadvan ging hinter einen großen Stein, der aus dem Felshügel vorragte, und kehrte alsbald mit grimmiger Miene zurück. »Sie sind dort hinten«, sagte er. »Ich an deiner Stelle würde nicht hingehen.«
    Maerad schluckte, nahm all ihre Willenskraft zusammen und begab sich langsam hinter den Stein. Sie musste es sich selbst ansehen. Cadvan hielt sie nicht davon ab. Der Anblick traf sie wie ein Schlag in den Magen. Selbst die Grausamkeiten in Gilmans Feste hatten sie nicht auf diese Art von Gewalt vorbereitet. Sie würgte, und kalter Schweiß des Entsetzens brach ihr aus. Es waren vier Opfer: zwei Männer, eine Frau und ein kleines Kind. Sie

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