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Die Pellinor Saga Bd. 1 - Die Gabe

Die Pellinor Saga Bd. 1 - Die Gabe

Titel: Die Pellinor Saga Bd. 1 - Die Gabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Croggon
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ihn das Reden kostete. Schließlich flüsterte er: »Er hat versucht, mich zu überreden, ihn zu begleiten. Als ich nicht wollte, drohte er, es allen zu sagen, sodass sie mich töten würden. Als er dann über mich lachte, hat es sich angefühlt wie Messerstiche. Ich bin weggerannt.« Völlig verdutzt schaute Maerad zu Cadvan, doch dessen Gesicht lag im Dunklen. »Du musst uns nicht jetzt davon erzählen«, sagte er. »Wenn es dir lieber ist, kannst du das später tun. Aber Hem, ich möchte unbedingt erfahren, woher diese Untoten, diese Schwarzen Barden, kamen und weshalb sie die Pilanel-Familie jagten. Waren sie hinter dir her? Oder hinter etwas anderem?«
    Der Junge krümmte sich vornüber. »Nein, sie waren nicht hinter mir her«, flüsterte er. »Sharn hatte etwas von ihnen gestohlen, und das wollten sie zurück. Da bekam Sharn es mit der Angst zu tun, weshalb wir uns in die Wildnis geschlagen haben. Von mir wussten sie nichts.«
    »Bist du sicher?«
    Der Knabe nickte. Cadvan ergriff sein Kinn und zwang Hem, ihm in die Augen zu blicken; trotzig starrte der Junge zurück, bis Cadvan ihn letztlich mit überschatteten Zügen losließ.
    »Was hat er gestohlen, das die Untoten unbedingt zurückwollten?«
    »Ich weiß es nicht.«
    Wieder spürte Maerad, dass Hem log, aber Cadvan ließ es dabei bewenden. Hem berichtete ihnen, dass die Untoten in Imdradh am Aldern und zu fünft gewesen waren. Vor etwa einem Jahr waren sie dort eingetroffen, hatten wie die Fürsten im Haus von Laraman, dem Bürgermeister, gelebt und sich als Würdenträger ausgegeben. Die Gegend wurde von Krankheiten und allerlei anderen Problemen heimgesucht, weshalb man ihnen wenig Beachtung schenkte. Aber Hem hatte sie gesehen und erkannt. Was Sharn ihnen gestohlen hatte oder warum er es getan hatte, wollte Hem nicht preisgeben. Auch über seine früheren Begegnungen mit den Untoten erzählte er nicht mehr. Seine Antworten beunruhigten Cadvan, dennoch bedrängte er ihn nicht. Maerad, die das Geschehen angespannt verfolgte, schlug plötzlich vor: »Warum werft Ihr nicht einfach einen Seelenblick in ihn?«
    Überhastet schaute Cadvan auf. »Gegen seinen Willen?«
    »Warum lässt du Cadvan nicht einen Seelenblick in dich werfen?« Maerad blickte unverwandt in das Gesicht des Jungen, doch er sah sie nicht an.
    »Ich lasse keinen dreckigen Hexer in meinem Kopf herumwühlen«, zischte Hem und versteifte sich, als wollte er neuerlich die Flucht ergreifen. »Ich habe davon gehört, was sie tun.«
    Cadvan bedachte Maerad mit einem vielsagenden Blick, und sie verwarf den Einfall. »Also kein Seelenblick«, sagte er. Hem schien ihm zu glauben und entspannte sich. In jener Nacht unterhielten sie sich kaum noch, und bald kroch Maerad mit Hem unter ihre Decke und schlief ein. Der Junge lag reglos da, bis auch er einschlief, doch in seinen Träumen warf er sich hin und her und schrie auf, bis sie die Arme um ihn schlang, um ihn festzuhalten. Nach einer Weile beruhigte er sich und atmete leise gegen ihre Schulter.
    Den Großteil des folgenden Tages verbrachten sie damit, sich hang-aufwärts vorzukämpfen. Schließlich erreichten sie den Kamm eines mächtigen Hügelrückens. Auf der gegenüberliegenden Seite fiel das Land zu einem weitläufigen Tal hin ab. Mitten hindurch verlief das silbrige Band eines breiten Stromes. Um zum Fluss zu gelangen, mussten sie den Schutz der Felshügel verlassen und einen kahlen Hang hinabreiten, auf dem es nur kurzes, borstiges Gras, Heidekraut und große Steinblöcke gab. Schließlich hielten sie im Windschatten eines großen Felsens an, und Cadvan ließ den Blick prüfend über das Gelände wandern. Nichts regte sich vor ihnen, und wenn ein Kaninchen über jene offenen Weiten gehoppelt wäre, hätten sie sogar das gesehen.
    »Wir müssen dieses Tal durchqueren, was wohl kaum ungesehen möglich sein dürfte, falls es jemand beobachtet«, sagte Cadvan. »Das ist der Aldern. Auf der anderen Seite, jenseits dieses Rückens dort, treffen wir wieder auf Menschen. Dies ist - oder war ein reiches Land mit zahlreichen Gehöften und Dörfern. Der einzige Weg hinüber ist jene Brücke.«
    Maerad spähte mit verkniffenen Augen hinab und erkannte eine winzige Brücke, die sich über den Fluss spannte, außerdem eine Straße, die sich durch das Tal wand und anschließend auf der fernen Seite den Fluss entlang verlief. Sie sah und hörte nichts in der verwaisten Landschaft, nur das schrille Krächzen von Krähen, dennoch wurde sie von einem

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