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Die Pellinor Saga Bd. 1 - Die Gabe

Die Pellinor Saga Bd. 1 - Die Gabe

Titel: Die Pellinor Saga Bd. 1 - Die Gabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Croggon
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Hem spähte aus den Augenwinkeln zu ihnen. »Wir hatten vier kräftige Pferde«, erklärte er etwas verächtlich. »So schwierig war es nicht. Die Räuber haben sie gestohlen.«
    »Weißt du, wer diese Männer waren?«
    Abermals spähte der Junge durch halb geschlossene Lider zu ihnen und sah dabei aus, als wollte er nicht antworten. Schließlich gab er widerwillig zurück: »Ja.« »Und wer waren sie?«
    »Schwarze Barden. Sie waren auf der Jagd nach uns. Sharn dachte, in der Valverras wären wir sicher vor ihnen.« Er spuckte zu Boden. »Sharn war ein Narr.« »Schwarzen Barden?«, wiederholte Maerad, schaute zu Cadvan und dachte an Untote. »Wie meinst du das?«
    »Die Menschen denken, sie wären Fürsten«, sagte der Junge mit einem Anflug von Verachtung in der Stimme. »Aber wer Augen im Kopf hat, vermag zu erkennen, was sie wirklich sind.«
    »Und was sind sie wirklich?«, wollte Cadvan wissen.
    Hem drehte sich in seine Richtung und sah ihm in die Augen. Maerad erkannte in seinem abgezehrten Antlitz eine finstere Erinnerung blanken Grauens. Cadvan durchlief ein leichter Ruck, dann beugte er sich vor und ergriff die Hand des jungen. »Ke an de, Hem. ?«, sprach er mit sanfter Stimme.
    Hem zuckte heftig zusammen und sprang auf die Beine. Hätte Cadvan nicht schneller gehandelt, als Maerad zu verfolgen mochte, wäre Hem vermutlich in die Dunkelheit losgeprescht und eine Stunde später immer noch gerannt. Doch Cadvan ergriff ihn und hielt ihn fest. Hem setzte sich verzweifelt zur Wehr, trat ihm gegen die Schienbeine und biss ihn in den Arm. Trotz allem ließ Cadvan nicht los. Schließlich rief er: »Lemmach!«, woraufhin der Junge so plötzlich aufhörte, wie er begonnen hatte. Schlaffund keuchend hing er in Cadvans Armen. Die ganze Zeit hatte er keinen Mucks von sich gegeben. Maerad beobachtete das Geschehen verdutzt. »Wir wollen dir nichts tun, Hem«, sagte sie. »Ich versprech’s. Ich verspreche es.« Sie streckte die Arme aus und nahm den Knaben von Cadvan entgegen. Er war beinahe so groß wie sie, weshalb es sich merkwürdig anfühlte, mit dem Kind auf dem Schoß und den Armen um seine Hüfte dazusitzen. »Ich verspreche es«, wiederholte sie. Hem zuckte mit dem Kopf vor ihrer Hand zurück, doch er sprang nicht aus ihrem Griff. »Warum redet ihr dann so?«, stieß Hem böse hervor. »Das ist Hexersprache.« Cadvan stand noch aufrecht und rieb sich den Arm, wo er gebissen worden war. »Nein, Hem«, widersprach er. »Und ich glaube, du verstehst sie, nicht wahr? Wahrscheinlich fühlt es sich ein wenig beängstigend an, wenn die Tiere mit dir reden, oder?«
    Der Junge schüttelte heftig den Kopf, doch Maerad wusste, dass er log. Abermals musterte sie ihn. Erschrocken wurde ihr klar, dass der »Schimmer«, der sie so verwirrt hatte, das Zeichen dafür war, dass der Junge so wie sie die Gabe besaß; und wie sie wusste er beinahe nichts darüber. Cadvan schüttelte den Kopf und lief rastlos auf und ab.
    »Wenn ich in der Wildnis auf noch mehr wilde Barden stoße, gebe ich das Reisen gänzlich auf«, meinte er schließlich. »Schließlich betreibe ich keine Schule.« Er setzte sich zu ihnen und blickte Hem eindringlich an. »Hem, glaub mir, wir sind keine Schwarzen Barden. Ich glaube, du meinst diejenigen, die wir Untote nennen. Wenn dem so ist, weiß ich nicht, warum ihr von ihnen gejagt wurdet. Ich habe noch nie davon gehört, dass sie Eleven entführen, wenngleich es wohl nicht unmöglich wäre. Ich habe nicht die leiseste Ahnung, weshalb sie Pilanel verfolgen sollten. Du solltest nur wissen, dass sie auch hinter Maerad und mir her sind und wir ihnen ebenso wenig über den Weg laufen wollen wie du. Und falls sich unsere Gefahr erhöht, indem wir dir helfen, möchte ich erfahren weshalb.« Er fuhr sich durchs Haar, dass es ihm zu Berge stand, dann vergrub er das Gesicht in den Händen.
    Eine Weile schwiegen alle drei. Dann kroch Hem linkisch von Maerads Schoß und kauerte sich mit überkreuzten Beinen hin. Er sah Cadvan an, der ihn aufmerksam beobachtete und bereit schien, sich sofort zu bewegen, sollte Hem Reißaus nehmen. »Ihr fühlt euch nicht… böse an«, meinte Hem. Er setzte ab, dann sprudelte er plötzlich hervor: »Die Hexersprache ist vor zwei Jahren in mir … erwacht. Ich musste sie geheim halten, sonst wäre ich ertränkt worden. Dann kam der Schwarze Barde zum Haus. Er wusste Bescheid und hat versucht, mich … mich …« Kurz verstummte er, und sein Gesicht verzog sich ob der Überwindung, die

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