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Die Pellinor Saga Bd. 1 - Die Gabe

Die Pellinor Saga Bd. 1 - Die Gabe

Titel: Die Pellinor Saga Bd. 1 - Die Gabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Croggon
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nicht merken.«
    »Das wirst du aber müssen«, mahnte Maerad ihn mit gespielter Strenge. »Versuch doch, mich dazu zu bringen«, entgegnete Hem und bedachte sie mit einem schelmischen Grinsen, das sie zuvor noch nie von ihm gesehen hatte. »Ich wette, das schaffst du nicht.«
    Mein Bruder, dachte Maerad verwundert.
    Sie legten sich hin. Hem schlief in weniger als einer Minute ein. Maerad hingegen war zu aufgewühlt, um Ruhe zu finden. Schließlich setzte sie sich auf und beobachtete Cadvan, der sich mit einem halbherzigen Lächeln auf den aufgeplatzten Lippen kurz zu ihr umdrehte und anschließend wieder prüfend den Horizont betrachtete. Maerad ließ sich schweigend durch den Kopf gehen, was in den vergangenen zwölf Stunden geschehen war. Sie fühlte sich immer noch benommen von dem Geschehenen: erst der Hinterhalt, dann das Erwachen der Sprache in ihr und schließlich die Entdeckung ihres Bruders. Ihren Gedanken sprangen fortwährend hin und her und zauberten eine Vielzahl bruchstückhafter Bilder vor ihr geistiges Auge: Cadvan, der besinnungslos von Darsor fiel, das todbringende Antlitz des Unholds, Hems Medaillon …
    Mit sonderbarem Unbehagen erinnerte sie sich an das Hochgefühl, das von ihr Besitz ergriffen hatte, als sie beim Gefecht an den Gebrochenen Zähnen ihre Gabe angewendet hatte. In jenen Augenblicken hatte sie sich unverwundbar und unermesslich stark gefühlt; die Macht, die sie durchströmt hatte, schien unerschöpflich zu sein, als brauchte sie nur einen Finger zu krümmen, um ganze Städte einstürzen zu lassen. Es war ein berauschendes Gefühl gewesen, doch es ängstigte sie auch. Ardinas Worte bei ihrem letzten Gespräch fielen ihr ein: Womöglich stellst du fest, dass deine größte Gefahr bereits in dir lebt. Hatte sie damit etwa diese beunruhigende Freude gemeint?
    Nach etwa einer Stunde sahen sie Darsor aus der Schlucht der Gebrochenen Zähne kommen, dicht gefolgt von Imi. Das große Pferd trabte zu Cadvan und legte den Kopf auf seine Schulter.
    Ich habe um dich gefürchtet, mein Freund, sagte Darsor. Ich dachte schon, wir wären vielleicht zum letzten Mal miteinander geritten.
    »Das dachte ich auch«, antwortete Cadvan und streichelte das Pferd. »Aber es kam anders.«
    Das Mädchen ist fürwahr eine große Magierin, meinte Darsor. Und dabei ist sie erst ein Fohlen. Wozu wird sie erst in der Lage sein, wenn sie ausgewachsen ist ? »Das weiß allein das Licht«, erwiderte Cadvan.
    Darsor neigte das Haupt und blies in Maerads Ohr. Imi hielt sich nach wie vor mit hängendem Kopf hinter Darsor zurück. Überall an ihr prangten weiße Striemen getrockneten Schweißes, und sie wirkte durch und durch untröstlich. Maerad ging zu der Stute und warf ihr die Arme um den Hals. Imi schnupperte an ihr und richtete die Ohren auf.
    »Jetzt ist alles wieder gut«, sagte Maerad zu ihr.
    Endlich kannst du sprechen! stellte Imi fest, trat einen Schritt zurück und blies den Atem durch die Nüstern aus. Dann senkte sie tief den Kopf. £5 tut mir leid, dass ich weggerannt bin.
    »Es war besser so«, beschwichtigte Maerad sie und streichelte sie.
    »Was hättest du schon tun können? Und jetzt bist du ja weder da, das ist alles, was zählt.«
    Ich musste lange suchen, um sie zu finden, meldete sich Darsor zu Wort. Und dann wollte sie erst nicht mitkommen, weil sie sich so sehr schämte. Aber nun ist sie ja hier. »Es ist keine Schande, vor solchen Feinden Reißaus zu nehmen«, mischte sich Cadvan in die Unterhaltung. »Selbst den Mächtigsten müsste man vergeben, wenn sie der Mut verlassen hätte. Aber nun müssen wir hier weg. Heute Abend werden wir alle fein speisen, ja?«
    Darsor hob das Haupt und wieherte laut, wodurch er Hem weckte, der sich aufsetzte und sich die Augen rieb. Kurz darauf stiegen sie auf und trabten gemächlich die gerade Straße entlang.
    Nach einer Stunde begann der Pfad anzusteigen, dann sahen sie, dass die Höhenzüge gleich einer grünen Woge bergauf zu einem hohen Rücken aus zerklüftetem Stein verliefen. Zwei Stunden nach Mittag gelangten sie zu dem Rücken, der Raur na Nor genannt wurde, die feurige Krone von Norloch. Die Straße durchschnitt auf ihrem geraden, vor vielen Jahrhunderten von den Barden Annars angelegten Kurs den Stein. Sie ritten in einen schmalen Hohlweg, in dem die Krone hoch über ihre Köpfe aufragte und tiefe Schatten über sie warf. Eine Stunde später gelangten sie plötzlich in den nachmittäglichen Sonnenschein hinaus, der sie blinzeln ließ.
    Sie

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