Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Pellinor Saga Bd. 1 - Die Gabe

Die Pellinor Saga Bd. 1 - Die Gabe

Titel: Die Pellinor Saga Bd. 1 - Die Gabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Croggon
Vom Netzwerk:
befanden sich in beträchtlicher Höhe und blickten auf ein breites Tal hinab, das sich über etliche Meilen nach Süden und Westen erstreckte. Die Straße verlief den Hang hinab ins schöne Tal von Norloch, das vor ihren Füßen in Stufen abfiel und von Bächen durchzogen war. Weit unter sich erspähten sie die winzigen Formen von Häusern, Scheunen und Heuschobern, vereinzelt auch die dunkleren Klümpchen nicht ummauerter Weiler und Wälder.
    »Dort unten gibt es eine Herberge mit Namen Hardellach«, erklärte Cadvan, der sich erschöpft anhörte. Er deutete auf eine Ortschaft, die sich etwa fünf Meilen entfernt an die Seite des Hügels schmiegte. »Es ist viele Jahre her, dass ich zuletzt hier war, aber früher wurde sie von Colun von Gant betrieben, und ich hoffe inständig, das ist immer noch so. Weiter entfernt am Meer könnt Ihr das Licht des Turms von Machelinor erkennen, des höchsten Turms von Norloch. Wir brauchen nur noch dorthin zu reiten, dann können wir uns ausruhen.« Ausruhen, dachte Maerad. Es erschien ihr das wunderbarste Wort, das sie je gehört hatte.
    Fern im Süden sahen sie den Aleph, der sich gemächlich durch Ackerland wand und in der Nachmittagssonne glitzerte wie eine riesige goldene Schlange, die auf einem grünen Rasen schlummert. Hem lugte mit benommenem Blick unter Cadvans Mantel hervor, als dachte er, die sagenumwobenen Länder des Südens erreicht zu haben. Mit einem unerfindlichen Gefühl der Furcht erspähte Maerad in weiter Ferne einen weißen Lichtblitz, winzig zwar, aber hell wie ein Stern, und dahinter einen blau schimmernden Schleier.
    Es war ihr erster Blick auf Norloch, Zitadelle der Weißen Flamme, die Hochburg der Barden; und ihr Herz schlug schneller in der Brust.

Kapitel zwanzig

Das Haus Nelac
    Vier Tage später erreichten sie die weitläufigen Weiden von Carmal-lachen mitten im Tal von Norloch. Endlich sahen sie die Stadt richtig, die sich groß und weiß aus den Feldern erhob, und Maerad sog scharf die Luft ein: Selbst aus dieser Entfernung wirkte Norloch größer und majestätischer, als sie sich den Ort je vorgestellt hatte. Die Zitadelle schwang sich Zinnenmauer um Zinnenmauer empor, und ihre hohen Türme ragten anmutig wie Lilien in den Himmel, aber zugleich stolz, mächtig und streng. Die Spitze des Turmes von Machelinor widerspiegelte das Sonnenlicht gleich einem Kristall, und die Stadt wirkte wie eine strahlende Krone, überhöht von einem lebendigen Stern. Jenseits der Zitadelle erstreckten sich blaue Weiten, bei denen es sich um den Himmel handeln mochte, die aber ebenso das Meer sein konnten, das unter dem sommerlichen Dunst schlummerte. Maerad vermeinte den leisen Klang einer Glocke über die Wiesen zu ihnen her dringen zu hören.
    Seit dem Hinterhalt an den Gebrochenen Zähnen waren sie forsch geritten. Maerad war nach dem Gefecht mit dem Unhold erschöpft gewesen, doch sie hatten keine Zeit gehabt, sich länger auszuruhen. Nur eine Nacht hatten sie in Hardellach verbracht, wo der Barde Colun die Wunden in Cadvans Gesicht vernäht hatte. Schon früh am folgenden Morgen waren sie zu einem scharfen Ritt durch das Tal von Norloch aufgebrochen.
    Hätte Maerad nicht alles durch einen verschwommenen Schleier der Erschöpfung wahrgenommen, sie hätte den Ritt vermutlich genossen. Es herrschte schönes, aber nicht zu heißes Wetter, der Himmel war von einem tiefen, klaren Blau, und über ihnen hörte sie bisweilen das leise Zwitschern von hoch in den sommerlichen Aufwinden treibenden Lerchen, wenngleich sie die Vögel nicht sehen konnte. Rings umher erstreckte sich eine friedliche, fruchtbare Landschaft, die in einem leichten Hitzeflimmer döste. Sie passierten zahlreiche von üppigen Gärten umgebene Gehöfte, die von den Hügeln, welche das Tal säumten, auf sie herabblickten.
    Die Straße verlief stetig bergab, vorbei an Weiden saftigen Grases, die in breiten Terrassen wuchsen, häufig von silbrigen Bächen geteilt und von prächtigen Buchen-, Birken- oder Ulmenhainen umstanden. Herden von weißen Rindern oder von Schafen mit schwarzen Gesichtern grasten darauf, vereinzelt auch ein paar träge in der Sonne dösende Pferde, die mit den Schweifen die Fliegen verscheuchten. Um die grauen Steinhäuser waren kleine, von Hecken umgebene Felder angelegt, bepflanzt mit Gerste, Hafer oder Weizen. Auf anderen Feldern wuchs dunkelgrüner Kohl oder Erbsen, die rosig und weiß blühten, und überall waren Obstgärten mit Äpfeln, Mandeln und Kernfrüchten. Gelegentlich

Weitere Kostenlose Bücher