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Die Pellinor Saga Bd. 1 - Die Gabe

Die Pellinor Saga Bd. 1 - Die Gabe

Titel: Die Pellinor Saga Bd. 1 - Die Gabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Croggon
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Kreis endete die Mauer am Hafen, einer kleinen, felsgesäumten Bucht mit einer schmalen Mündung, an die sich auf der Stadtseite derbreite Steinkai anschloss.
    Der ursprüngliche Fels war verstärkt und erweitert worden, sodass er nun eine schier uneinnehmbare Festung bildete, auf einer Seite vom Meer geschützt, auf der anderen von den Sümpfen und vom Feuchtland des Aleph. Der einzige freie Zugang zum Neunten Tor führte von Norden her, ansonsten konnte man allein auf dem Seeweg in die Stadt gelangen, über die schmale Öffnung des Hafens, die schwierig zu befahren war und immer nur ein Schiff durchließ. Unter der Stadt gab es Gräben und Höhlen, die tief in den Fels reichten und Vorräte beherbergten, um die Stadt viele Monate zu versorgen, sollte sie belagert werden. Die Garnison von Norloch lebte in den Dritten und Vierten Kreisen und bestand aus Kompanien gut ausgebildeter Krieger, deren Zahl in die Tausende ging. Sogar in den Tagen von Maninae, als Norloch längst von seiner einstigen Größe abgefallen war, galt sie noch als stolz und stark. Bis zum vierten Kreis konnten sie sich ungehindert bewegen. Erst dort hielt sie ein Mann in der silbernen und blauen Livree der Zitadelle auf. Maerad verbarg sich unter ihrer Kapuze und fürchtete plötzlich, man könnte sie nicht einlassen. Ihr fiel auf, dass Hem sich völlig unter Cadvans Mantel versteckt hatte. Doch als der Soldat Cadvan erkannte, verneigte er sich tief und wich beiseite, um sie einzulassen. So wiederholte es sich bei jedem höher gelegenen Tor.
    Als sie das letzte Tor zum Ersten Kreis durchschritten, brach der Sturm los. Ein greller Blitz erhellte einen Lidschlag lang gleißend die hohe Zitadelle, ehe der Regen herabzuprasseln begann. Bevor der Niederschlag in einen Guss ausartete, der die Sicht verhüllte, sah Maerad schimmernd weiße, hoch in die Dunkelheit emporragende Wände, Straßen gesäumt von Bäumen, die nun vom Sturm gepeitscht wurden, und hohe Sockel, auf denen Statuen standen, teils mit Gold verziert und funkelnd, teils schwarz in der Düsternis.
    »Es ist nicht mehr weit«, brüllte Cadvan über die Schulter zurück. »Aber beeil dich! Verlier mich nicht!« Damit preschte er in forschem Handgalopp los. Imi, die ob der Blitze bebte, folgte Darsor beinahe mit der Nase an seinem Schweif. Obwohl die Straßen hell beleuchtet wurden, wäre es nur allzu einfach gewesen, Cadvan im heftigen Regen und den unsteten Schatten aus den Augen zu verlieren. Das Wasser strömte ihnen bereits von den Mänteln, als sie endlich das Haus erreichten, das Cadvan suchte. Es wies mit einer schmucklosen, hohen Mauer zur Straße. Darin eingelassen war eine Doppeltür mit einem Fries über dem Sturz. Cadvan stieg ab und zog einen kleinen Eisenhebel in der Wand. Maerad vermutete, dass er an einer Glocke angebracht sein musste. Sie warteten und pressten sich in dem Versuch, dem ungestümen Wind zu entgehen, eine schiere Ewigkeit gegen die Mauer. Tatsächlich dauerte es nur kurz, bis die Türen sich öffneten. Vor ihnen stand ein alter, bärtiger Mann in einem dicken, grauen Mantel. Er trug eine Lampe.
    »Wer da?«, fragte er und spähte in die Dunkelheit. »Beim Licht, Cadvan! Komm rein, komm rein. Bei diesem Wetter würde man nicht mal Ratten vor die Tür jagen!« Er winkte sie hinein, und sie führten die Pferde durch die Tür auf einen breiten, mit Steinplatten ausgelegten Hof. Endlich gelangten sie so aus dem Wind, wenngleich der Regen immer noch herabprasselte und sich schwallweise von den Dächern ergoss. Der Mann verriegelte hinter ihnen die Tür.
    »Nelac«, sagte Cadvan und umarmte den Greis. »Was ist es schön, dich zu sehen!« Maerad fiel auf, dass er plötzlich erschöpft und bleich aussah, als hätte er sich durch schiere Willenskraft zusammengenommen und wandelte nun, da er sein Ziel erreicht hatte, am Rande des Zusammenbruchs. Der alte Mann trat mit den Händen auf Cadvans Schultern zurück und musterte ihn eingehend.
    »Es ist auch schön, dich zu sehen, Cadvan, mein lieber Freund. Ich habe dich vermisst. Aber wie ich sehe, ist dir Schlimmes widerfahren.« Er nickte in Maerads und Hems Richtung. »Entfliehen wir diesem Wetter, bevor wir uns unterhalten. Kommt mit.« Er führte sie über den Hof zu Ställen. »Zuerst müssen wir uns um die Tiere kümmern.«
    Im Schutz der Stallungen herrschte plötzlich Stille. Vom heimeligen Geruch von Heu und Pferden beruhigt, atmete Maerad durch. Rasch nahmen sie den Pferden die Sättel ab, striegelten die

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