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Die Pellinor Saga Bd. 1 - Die Gabe

Die Pellinor Saga Bd. 1 - Die Gabe

Titel: Die Pellinor Saga Bd. 1 - Die Gabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Croggon
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Umständen fand. Bisher bin ich bei all meinen Reisen noch über kein einziges gestolpert. Es hat sich für mich nach wesentlich mehr als blankem Zufall angefühlt. Und ich habe mich oft gefragt, was es war, das dich mit solchem Nachdruck zum Lager der Pilanel rief. Eine Zeit lang dachte ich an eine böse Kraft; für mich sah es nach einem dunklen Omen aus, weshalb ich dem Ort so sehr fernbleiben wollte, wie du hinwolltest. Aber vielleicht war es etwas tiefer Verwurzeltes, ein Ruf der Verwandtschaft; und selbst wenn die Finsternis bei diesen Ereignissen die Finger im Spiel hatte, wie ich vermute, so versteht die Finsternis rein gar nichts von Liebe. Derlei Dinge übersteigen die Fähigkeit der Finsternis, sie vorauszuberechnen. Ich erinnere mich an Dorn, Maerad; und Hem ist unzweifelhaft ein Pilanel. Das würde auch erklären, weshalb die Untoten auf ihn aufmerksam wurden. Aber natürlich könnte ich mich auch irren.«
    »Du irrst dich nicht oft«, entgegnete Maerad mit einem verschmitzten Lächeln, eingedenk der Worte, die er vor langer Zeit, wie es schien, zu ihr in Inneil gesagt hatte.
    »Nein.« Cadvan lächelte matt. »Ich irre mich nicht oft. Andererseits: Wenn ich mich mal irre, dann meistens richtig. Deshalb bin ich nicht allzu begeistert davon, voreilige Schlüsse zu ziehen. Das Lilienzeichen scheint zu bestätigen, was ich stark vermute und du vielleicht unterschwellig bereits gewusst hast. Dennoch sollten wir vorsichtig sein, es könnte sich auch um eine Falle handeln. Wir wissen schließlich nicht, ob das Medaillon wirklich Hem gehört.«
    »Eine Falle?« Abwesend schaute Maerad zu Hem hinüber. »Ich denke, wir wissen doch bereits, was die Falle war. Und die hat versagt.« Hem kauerte geduckt da, halb von ihnen abgewandt, und verhielt sich ganz still. »Ich weiß, dass er mein Bruder ist«, beteuerte sie hitzig. »Warum haben die Untoten ihn geholt? Könnte die Prophezeiung nicht ihn gemeint haben?«
    »Nein«, widersprach Cadvan gedehnt. »Seine Gabe ist nichts im Vergleich zu deiner.« »Aber du weißt immer noch nicht sicher, ob ich die Ausersehene bin«, meinte Maerad.
    »Nein«, gestand Cadvan. »Ich bin alles andere als sicher. Tatsächlich wäre ich etwas sicherer, wenn Hem tatsächlich Cai sein sollte. Das würde bedeuten, dass die Untoten etwas wussten, was wir offensichtlich nicht wussten. Außerdem könnte es bedeuten, sie ahnten, dass die Prophezeiung ein Kind von Milana und Dorn meinte. Woher, ist mir schleierhaft. Nur glaube ich, dass sie sich das falsche Kind ausgesucht haben.« Maerad schauderte. Hems Schicksal hätte auch sie treffen können … Im Vergleich zu Hems Leben war Gilmans Feste ein sicherer Ort gewesen. Sie hatte sich als Kind nie dem Grauen der Untoten stellen müssen, obendrein hatte sie wenigstens für kurze Zeit eine Mutter gehabt. Hem hingegen - Cai - war wenig mehr als ein Kleinkind gewesen, als das Leben seiner Familie zerstört wurde. Er hatte nie Wärme und Freundlichkeit erfahren.
    Sie kroch zu Hem hinüber und schlang die Arme um ihn. Er klammerte sich krampfhaft an sie und verbarg das Gesicht in ihrem Mantel. Stumm kauerten sie beisammen. Für ihre Gefühle gab es keine Worte. Cadvan wandte sich ab. Nach einer Weile ließ Hem Maerad los und putzte sich geräuschvoll die Nase.
    Cadvan stand mittlerweile, hielt sich schützend die Hand über die Augen und spähte in die Ferne. Dann wandte er sich Hem und Maerad zu.
    »Wir müssen immer noch von den Höhenzügen hinuntergelangen, und der Tag verstreicht allmählich«, meinte er. »Obwohl wir Maerad, die Unberechenbare, dabei haben, möchte ich nicht unbedingt noch eine Nacht im Freien verbringen. Außerdem brummt mir der Schädel wie ein ganzer Hornissenschwarm. Wo ist Darsor?« Während sie sich unterhalten hatten, war die Sonne hoch an den Himmel geklettert, und mittlerweile war es bereits früher Vormittag. Die Höhenzüge erstreckten sich grün und friedlich mit einem leichten Hitzeschleier rings um sie, und überall war das Summen von Bienen zu vernehmen. Von Darsor war weit und breit nichts zu sehen. Hem hatte dunkle Ringe unter den Augen und sah aus, als wäre er drauf und dran, vor Erschöpfung umzukippen.
    »Ihr zwei Pellinorer solltet euch ausruhen, während wir warten«, schlug Cadvan vor. »Ich könnte mit diesen Kopfschmerzen nicht schlafen, selbst wenn ich wollte. Ich halte nach Darsor Ausschau.«
    »Pellinor?«, stammelte Hem mit dem Anflug eines Lächelns im Gesicht. »Ich kann mir all diese Namen

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