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Die Pellinor Saga Bd. 1 - Die Gabe

Die Pellinor Saga Bd. 1 - Die Gabe

Titel: Die Pellinor Saga Bd. 1 - Die Gabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Croggon
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die Türen und Fenster, und ein fast waagerecht durch ein längliches Fenster über der Treppe einfallender Sonnenstrahl tauchte den Stein in ein warmes Rosa. »Oben befinden sich alle Schlafgemächer und ein paar Musikzimmer«, erläuterte Silvia ihr im Gehen. »Unten sind nur die Küche, die Esszimmer und Bibliotheken. Dies ist zwar ein bescheidenes Haus, aber ich habe es lieben gelernt.« Maerad musste bei der Vorstellung, dass dieser Inbegriff von Prunk bescheiden sein sollte, unwillkürlich blinzeln, schwieg jedoch.
    Unten führte Silvia sie durch eine riesige verflieste Küche, die von einem langen, geschrubbten Holztisch beherrscht wurde. An deckenbefestigten Halterungen hingen Kupfer- und Eisentöpfe und -Pfannen. Die Wände waren gesäumt von Gefäßen mit Körnern, Ölen und Mehl sowie von Einmachgläsern mit Obst und Gemüse. Büschel getrockneter Kräuter, Knoblauch und Zwiebeln baumelten von Haken herab. An einer Wand befand sich eine mächtige Feuerstelle, daneben ein großer schwarzer Ofen. Männer und Frauen, die Essen für das Abendmahl zubereiteten, lächelten Maerad freundlich zu, und einige grüßten Silvia, die zurücknickte und auf die Speisekammer zusteuerte. Dort häufte sie frisches Brot, Käse, Scheiben kalten Fleisches und Salat auf einen Teller, den sie Maerad reichte. Anschließend ging sie weiter zu einer anderen Vorratskammer, wo sie aus einer hohen grünen Karaffe Milch in ein langes Glas einschenkte. Danach geleitete sie Maerad aus der Küche und durch eine schmale überdachte Gasse auf einen Hof. Maerad stellte fest, dass das quadratisch geformte Haus ihn vollständig umringte und alle Innenfenster auf ihn hinausblickten. An den Mauern rankten sich über Spaliere Jasmin und Geißblatt empor. Frühlingspflanzen aller Art, Brunnenkresse, Glockenblumen, Gänseblümchen, Narzissen und Krokusse sprossen in Beeten, die kunstvoll so angelegt worden waren, dass es aussah, als wüchsen sie wild. In der Mitte lag ein kurz gestutzter Rasen, durchsetzt von Kamille, und in einer Ecke stand auf einem Steinsockel ein Bronzeschweinchen, aus dessen Schnauze sich Wasser in einen kleinen Teich ergoss. Silbrig und orangefarben blinkten Fische darin, die träge unter den Seerosenblättern dahinglitten. Ein mit Kacheln ausgelegter Pfad führte zu einem Steintisch und einer Bank mitten auf dem Rasen. Dort stellte Silvia die Milch ab und forderte Maerad auf, sich zu setzen. »Iss«, sagte Silvia und ließ sich neben ihr nieder, »dann wirst du dich besser fühlen.« Sie machte es sich auf der Bank gemütlich. Maerad war gar nicht klar gewesen, wie hungrig sie war, dennoch aß sie ob der Anwesenheit Silvias so zurückhaltend wie möglich.
    Das Essen schmeckte köstlich. Der einzige Käse, den sie bisher gekannt hatte, waren die harten, übersalzten Laibe, die in Gilmans Feste hergestellt wurden. Der weiche, weiße Käse, den Silvia für sie aufgeschnitten hatte, zerschmolz ihr förmlich auf der Zunge. Auch der Salat entpuppte sich als Offenbarung. Sie hatte schon Kohl gegessen, in einer sauren Suppe verkocht, und auch die grünen Stängel von Steckrübe und Grünkohl, aber noch nie rohe Blätter. Zuerst ging sie sich mit Argwohn an den Salat heran, war aber sogleich verzückt von dem vollmundigen, knusprigen Geschmack: würzige Wasserkresse und angenehm bitterer Kopfsalat, gemischt mit wohlriechenden Kräutern, pikanten Gewürzen, Basilikum und Minze. Während sie aß, erkundigte sie sich bei Silvia nach den Namen der Pflanzen. Das einzige Kraut, das sie kannte, war Minze.
    »Ich sehe schon, ich muss noch viel lernen, über alle möglichen Dinge«, stellte sie nachdenklich fest, nachdem sie fertig war. »Jetzt fühle ich mich tatsächlich besser.« Zum ersten Mal lächelte sie Silvia offen an.
    »Aus dir machen wir im Nu eine Schlemmerin!«, meinte Silvia. »Man sagt, das Beste am Lernen ist das Vergnügen. Wenigstens hast du jetzt ein bisschen Farbe im Gesicht. Damit solltest du es bis zum Abendessen aushalten.«
    »Ich dachte, das war das Abendessen«, entgegnete Maerad verdutzt.
    »Nein, Liebes. Das war bloß ein Imbiss, um dich vor dem Verhungern zu bewahren. Immerhin hast du Frühstück und Mittagessen verpasst. Falls du Lust hast, es gibt heute Abend anlässlich des Konklaves ein Festessen. Wie fühlst du dich? Bist du müde?«
    »Es geht mir gut«, gab Maerad zurück. »Eigentlich fühle ich mich besser als je zuvor. Ich bin… oh, ich bin so … glücklich.« Plötzlich beschlich sie wieder

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