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Die Pellinor Saga Bd. 1 - Die Gabe

Die Pellinor Saga Bd. 1 - Die Gabe

Titel: Die Pellinor Saga Bd. 1 - Die Gabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Croggon
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trat Dernhil wie den Kadaver eines Tieres.
    Sie drehten sich um und verließen den Raum. Dernhil lag bewegungslos auf dem Boden, wo er gefallen war, die Augen glasig und vor Grauen geweitet. Maerad erwachte ruckartig.
    Sie vermeinte einen Schrei gehört zu haben, eine Stimme, die aus einem tiefen Abgrund in größter Qual ihren Namen schrie. Mit einer Gänsehaut setzte sie sich in der Dunkelheit auf und versuchte sich den Schrei ins Gedächtnis zu rufen, doch er war weg wie ein Teil eines flüchtigen Traumes. Alles, was sie hören konnte, war der Wind, der an den Läden rüttelte. Mit hämmerndem Herzen lauschte sie und haderte mit einem überwältigenden Gefühl der Verzweiflung, des Verlustes, aber sie hörte oder spürte nichts mehr.
    Es dauerte lange, bis sie die Laken wieder über sich zog und in einen unruhigen Schlaf zurücksank.

Zwölftes Kapitel

Der Wagwald
    Schon vor dem Licht des nächsten Tages waren sie auf den Beinen und aßen am geschrubbten Kiefernholztisch mit Halifax und dessen Frau Marta in der riesigen Küche der Herberge, die von dem eisernen Herd erwärmt wurde.
    »Ist wohl eher eine Stille, Eure Gemahlin, wie?«, meinte Halifax und zuckte mit einer Schulter in Maerads Pachtung.
    »Bei Fremden ist sie ein wenig scheu«, gab Cadvan zurück. »Ansonsten ist sie recht gesellig.«
    »Naja, es gibt andere, die halten nie die Klappe; ich schätze, es hat alles seine Vorund Nachteile.« Halifax verdrehte komisch die Augen, und Marta trat ihn unter dem Tisch.
    »Ich weiß schon, wer hier nie die Klappe hält«, meinte sie ungerührt. »Soll ich Euch einen Imbiss zum Mitnehmen richten? Nach Milhol ist es selbst mit guten Pferden ein weiter Weg.«
    Sie warteten, während sie ihnen einige Scheiben frisches Brot aufschnitt und ihnen kalten Braten, Essiggurken, Käse und ein paar knackige Frühlingszwiebeln einpackte. Cadvan verstaute alles in seinem Bündel und dankte den Wirtsleuten. Dann begaben Maerad und er sich zu den Ställen, stiegen auf und trabten los.
    Das Morgengrauen zeichnete sich noch als rosa Streifen am Horizont ab, und das laute Gezwitscher von Vögeln begann erst die Landschaft zu wecken, als sie aus Barcombe heraus und zurück auf die Straße nach Westen ritten.
    »Wir haben den Gau von Inneil jetzt fast hinter uns«, erklärte Cadvan. »Und im Augenblick denke ich, je weiter wir kommen, desto besser.«
    Maerad, die der Schrei, der sie in der Nacht zuvor geweckt hatte, immer noch beunruhigte, stimmte ihm insgeheim zu. Sie trieben die Pferde zu einem Handgalopp an, den sie die nächsten paar Stunden beibehielten, während die Sonne an einen klaren Himmel kletterte und die frühen Nebel vertrieb. Maerad stellte fest, dass die Berge zu beiden Seiten immer näher kamen. Ein paar Meilen weiter, wo jede Kette in eine Folge sanfter Hügel auslief, stießen sie fast zusammen. Diese Stelle bildete die Öffnung des Tals, die als Tor von Inneil bezeichnet wurde. Mittlerweile war die Straße breiter und gerader geworden; zudem wirkte sie stark bereist, wenngleich ihnen so früh am Tage niemand begegnete.
    Binnen ein paar weiterer Stunden kamen sie in den Schatten der nördlichen Berge und ritten den Imlan entlang, der breit zwischen leicht geneigten Ufern hindurchströmte. Auf der gegenüberliegenden Seite befanden sich schmale Felder und weniger Häuser. Kiefernwälder zogen sich die Hänge hinauf. Cadvan zog die Zügel an. »Gegen Mittag sollten wir den Gau verlassen, denke ich«, verkündete er. »Dennoch schadet es nichts, ab sofort besonders wachsam zu sein. Es könnte Spitzel entlang dieser Straße geben; es ist der einzige Weg aus dem Tal.«
    »Spitzel?«, wiederholte Maerad. Unwillkürlich schaute sie himmelwärts. Tatsächlich sah sie am Firmament einen schwarzen Vogel kreisen. Cadvan folgte ihrem Blick. »Ja, Spitzel aller Arten«, bestätigte er verkniffen. Während sie hinsahen, setzte der Vogel zu einem spiralförmigen Sinkflug auf sie an. Cadvan beobachtete ihn und hielt Darsor an. Maerad erkannte, dass der Vogel auf sie zuhielt.
    »Was sollen wir tun?«, fragte sie von plötzlicher Furcht ergriffen.
    »Nichts«, antwortete Cadvan. »Wenn ich mich nicht irre, ist das ein Rabe.« »Ein Rabe?«, wiederholte Maerad. Sie wartete mit Cadvan. Der Vogel senkte sich mit schweren Schwingenschlägen herab und landete auf Cadvans Arm. Er öffnete den Schnabel. Heraus drang, zu Maerads Erstaunen, verständliche Sprache. »Seid gegrüßt, Meister Cadvan«, sagte er.
    »Seid gegrüßt, Meister

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