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Die Pellinor Saga Bd. 1 - Die Gabe

Die Pellinor Saga Bd. 1 - Die Gabe

Titel: Die Pellinor Saga Bd. 1 - Die Gabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Croggon
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Kargan«, gab Cadvan zurück. »Was führt Euch her?« »Schlimme Kunde. Ich komme von Frau Silvia, die mich gebeten hat, Euch zu suchen und Euch dies mitzuteilen: Letzte Nacht sind zwei Untote in die Schule von Inneil eingedrungen. Sie versuchten es an der Tür des Hauses von Malgorn und Silvia, aber der Schutzbann hat sie abgehalten. Danach verhörten sie Dernhil von Gant.«
    »Dernhil?«, stieß Maerad hervor. Aus Cadvans Antlitz wich alle Farbe. »Und nach dem Verhör, was geschah danach?«, verlangte er zu erfahren. »Das wissen wir nicht, Fürst Cadvan. Er wurde heute beim ersten Tageslicht in seiner Kammer gefunden, und niemand wird je erfahren, was sich dort zugetragen hat, es sei denn jenseits der Tore in das Verborgene Land.«
    Cadvan ließ den Kopf hängen.
    Furchtsam fragte Maerad: »Soll das heißen, er ist tot?«
    »Leider ja, Frau Maerad«, bestätigte der Rabe und nickte. Maerad erkaltete vor Entsetzen.
    »Ihr bringt dunkle Kunde«, meinte Cadvan düster. »Ist Frau Silvia sicher, dass es Untote waren?«
    »Die Anzeichen sind eindeutig«, antwortete der Rabe und drehte leicht den Kopf, um ein Auge auf Cadvan zu heften. »Niemand außer der Finsternis besitzt die Macht, unerkannt die Tore Inneils zu durchschreiten. Aber ich habe sie auch erspäht, wenngleich sie mich nicht gesehen haben.«
    Cadvan schwieg einen Augenblick.
    »Meister Kargan«, meinte er schließlich, »Ihr habt bereits viel getan, dennoch erbitte ich erneut Eure Hilfe. Wir müssen durch das Tor von Inneil, und ich weiß nicht, ob die Finsternis dort ihre Spitzel aufgestellt hat. Es könnte sein, dass es zurzeit noch unbeobachtet ist, weil man uns noch in Inneil wähnt. Ich wäre Euch dankbar, wenn Ihr vorausfliegen und mir berichten könntet, was Ihr seht.«
    Der Vogel heftete abermals den stetig starrenden Blick auf Cadvan.
    »Es ist mir eine Freude«, erwiderte der Rabe und flog davon.
    Cadvan und Maerad setzten den Weg die Straße entlang fort. Cadvan war aschfahl, und seine Hände zitterten leicht an den Zügeln.
    Maerad konnte die Neuigkeiten nicht glauben; es konnte nicht wahr sein. Dernhil getötet! Dann stieg hinter der Benommenheit der Bestürzung eine beginnende Angst auf: Sie suchen nach mir! Sie sind uns dicht auf den Fersen. Und Dernhil haben sie bereits gemeuchelt.. . noch dazu in Inneil, einem Ort, der so sicher, so uneinnehmbar gewirkt hatte…
    »Das ist eine schlimme Nachricht!«, meinte Cadvan schließlich. »Er war mein Freund, ich habe ihn geliebt; das ist ein schmerzlicher Verlust.«
    »Ich habe ihn nicht sehr lange gekannt«, sagte Maerad umständlich. Sie fühlte sich zu betäubt für Tränen. »Aber… er war auch mein Freund …« Sie verstummte und fühlte sich hilflos, da Worte gänzlich unzulänglich schienen, um auszudrücken, was sie empfand. Sie ritten weiter, und beide hingen den eigenen Gedanken nach. »Ich habe Dernhil letzte Nacht gehört«, stieß Maerad hervor, als ihr plötzlich der entsetzliche Schrei einfiel, der sie aus dem Schlaf gerissen hatte.
    »Du hast ihn gehört?«
    »Ich bin aufgewacht, weil ich jemanden meinen Namen rufen hörte. Ich dachte, es sei ein Traum gewesen. Ein böser Traum.« Ihre Stimme geriet ins Stocken, dennoch fuhr sie fort. »Aber jetzt weiß ich, es war Dernhil.«
    Abermals schwieg Cadvan eine Weile.
    »Ich habe mit Dernhil über dich gesprochen, Maerad«, verriet er schließlich. »Ich weiß, dass er dich geliebt hat. Er war einer derjenigen, die deutlich in die Seele eines anderen Menschen sehen können, und seine Gefühle waren rein. Solche Dinge haben wenig damit zu tun, wie lange oder kurz man sich kennt. Und darin liegt unsere Hoffnung, denn die Dunkelheit versteht nichts von Liebe. Falls - was mir fast sicher erscheint - die Untoten nach Auskünften über dich her waren, hat seine Liebe dich vielleicht beschützt, wie nichts anderes es vermocht hätte.«
    Maerad dachte an ihr letztes Treffen mit Dernhil und die Nachricht zurück, die er ihr geschickt hatte. »Vielleicht begegnen wir uns wieder«, hatte er zu ihr gesagt. Nun würde es keine Begegnungen mehr geben, keine weiteren Gedichte, keine weiteren Gespräche am Kaminfeuer. Voll plötzlichem, tiefem Bedauern wünschte Maerad, sie hätte sich nicht so gefürchtet, als er sie geküsst hatte, und dass ihnen mehr Zeit vergönnt gewesen wäre. Wie arglos sie doch davon ausgegangen war, dass es eine Zukunft geben würde, in der Brüche gekittet werden könnten! Nun gab es keine mehr … »Es ist meine Schuld«,

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