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Die Pellinor Saga Bd. 2 - Das Rätsel

Die Pellinor Saga Bd. 2 - Das Rätsel

Titel: Die Pellinor Saga Bd. 2 - Das Rätsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Croggon
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wand und sie bald das Gebirge hinter sich lassen und ins Hügelland gelangen würden.
    Allmählich wurde sie müde und keuchte im Laufen, und ihre linke Vorderpfote schmerzte heftig; doch der andere Wolf führte sie ohne Pause weiter, ohne sich auch nur umzusehen, ob sie verfolgt wurden. Maerad beklagte sich nicht; Angst ließ sie ihre Erschöpfung überwinden. Sie wollte so so viel Distanz zwischen sich und den Eispalast legen, bevor der Winterkönig herausfand, dass sie verschwunden war.
    Maerads Ebenbild würde etwa einen halben Tag währen, aber sie hielt es für wahrscheinlich, dass ihre Abwesenheit schon früher bemerkt würde. Vielleicht ließ Gima sie ja zunächst aus Mitgefühl in Ruhe, doch sollte sie erfolglos versuchen, das Ebenbild zu wecken, würde sie Verdacht schöpfen, und Maerads List würde entdeckt. Sie hatte keine Ahnung, was geschehen würde, wenn der Winterkönig feststellte, dass seine Gefangene ihn zum Narren gehalten hatte, aber sie wusste, dass seine Wut ob der Entdeckung ihrer Fluchtjenen Zorn um ein Vielfaches übersteigen würde, den er im Thronsaal gezeigt hatte. Und sein Arm reichte weit: Er hatte seine Sturmhunde bis nach Thorold entsandt, sie im Osidh Elanor angegriffen und sie gefangen, als sie sich noch auf der gegenüberliegenden Seite von Zmarkan befunden hatte. Welche Aussicht auf Erfolg konnte ihre Flucht im Schatten seiner eigenen Berge haben?
    Trotz alledem rannte sie weiter, denn ein anderer Teil von ihrer lief ob des schieren Vergnügens, das es ihr bereitete. Selbst die Müdigkeit konnte ihre Freude an der Freiheit nicht dämpfen. Ihre Sinne strotzten vor dem durchdringenden Geruch von Kiefernharz, dem Duft und dem Hoppeln eines Hasen, der auf seinen Bau zuhoppelte, dem plötzlichen, eigenartigen Gestank eines Fuchses, dem sauberen, leeren Geschmack von Schnee, der auf ihrer heißen Zunge schmolz. Sie spürte, wie der Boden sich weit unter ihren Pfoten erstreckte, die Erde sich in ihrem uralten, unveränderlichen Takt drehte, während die Wölfe über ihre Oberfläche glitten, ohne Spuren zu hinterlassen, flüchtig und geräuschlos wie Schneeflocken. Nur die schärfsten Augen hätten sie zu erspähen vermocht, während sie wie weiße Geister durch rieselnde Wolkenvorhänge rannten.
    Gegen Mittag verließen sie die Straße und erklommen die Kuppe eines schneebedeckten Hügels. Maerad blickte auf einen Fichtenwald hinab, der sich von den Knien der Berge weg südwärts erstreckte. Endlich hielten sie inne. Mit bebenden Flanken stellte Maerad sich neben den Wolf, vorübergehend zu ausgelaugt, um zu sprechen.
    Wir sind gut vorangekommen, meinte der Wolf in Maerads Geist, nachdem sie zu Atem gelangt war. Aber noch etwas weiter wäre besser. Ja, pflichtete Maerad ihm bei, die zum ersten Mal sprach, seit sie aus Arkan-da geflohen war. Sie drehte sich um, sah dem Wolf in die Augen und widerstand dem Drang, an ihm zu schnuppern, um ihre Neugier zu befriedigen. Wer bist du?, fragte sie. Jedenfalls kein gewöhnlicher Wolf. Warum hast du mir geholfen?
    Du kennst mich besser, als du denkst, antwortete der Wolf. Ich habe meine eigenen Gründe dafür, dir zu helfen.
    Du bist Ardina, sagte Maerad voll plötzlicher Überzeugung.
    Der Wolf musterte sie, und Maerad erkannte, dass er lachte. Ich  könnte Ardina sein, wäre ich nicht eine Wölfin, gab sie zurück. Du besitzt einen scharfen Verstand. Nicht einmal Arkan selbst würde mich in dieser Gestalt erkennen.
    Gesellig standen die beiden nebeneinander und blickten über das Land. Maerad verspürte keine Überraschung: Irgendwie kam ihr alles völlig natürlich vor. Dann spitzte Ardina die Ohren und schnupperte die Luft. Gleich darauf hörte Maerad hinter sich ein tiefes Grollen und drehte den Kopf, um hinzuschauen. Zuerst sah sie nichts, dann jedoch stieg eine schwarze Wolke über den Schultern der nördlichen Berge auf. Maerad beobachtete, wie sie himmelwärts quoll, schwärzer als jede Wolke, die sie je gesehen hatte, durchdrungen von gezackten Blitzen. Schwarze, wirbelnde Strudel schlängelten sich aus ihrem Bauch und stieben wie gewaltige Peitschen über die Gebirgslandschaft. Mit erschreckender Geschwindigkeit breitete die Wolke sich über den Himmel aus. Maerad lauschte angestrengt: Vernahm sie das Bellen von Sturmhunden? Sie zuckte zusammen und rückte näher zu Ardina.
    Der Winterkönig naht voll Zorn, sagte Ardina, ohne Angst zu zeigen. Wir müssen weiter.
    Das mächtige Wolfwesen hechtete über den Rücken und preschte den

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