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Die Pellinor Saga Bd. 3 - Die Krähe

Die Pellinor Saga Bd. 3 - Die Krähe

Titel: Die Pellinor Saga Bd. 3 - Die Krähe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Croggon
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hatte einige Kiesel eingesammelt, die er in der rechten Hosentasche verwahrte. Jedes Mal, wenn er eine Kompanie sah, verlagerte er einen Kiesel in die linke Tasche. Auf diese Weise behielt er einen Überblick über ihre Anzahl. Es waren viele Tausende.
    Häufig überlegte Hem, wo Saliman und Soron sich aufhalten mochten; vielleicht hatten sie einander unterwegs sogar unwissentlich passiert.
    Am fünften Tag begegneten sie anderen Bluthunden, die ebenfalls Richtung Norden nach Dagra marschierten, und am sechsten Tag schlossen sich der Kolonne zwei weitere Kompanien an. Die Gruppen begrüßten einander mit Gebrüll und Gejauchze, danach zogen sie zusammen weiter, wodurch ihre Zahl auf über fünftausend anstieg. Hem verfluchte diese Fügung; seine Bemühungen, Zelika zu finden, hatten noch immer zu keinem Ergebnis geführt, und ihm lief die Zeit davon. Obwohl die Bluthunde aus Sjug’hakar beisammenblieben, gestalteten die Vereinigungen mit den anderen Gruppen sein Unterfangen erheblich schwieriger. Er hatte es sich angewöhnt, abends unter dem Vorwand, Feuerholz zu sammeln oder eine andere Aufgabe zu verrichten, müßig umherzuschlendern. Dabei tastete er nach Zelika, allerdings bisher ohne Erfolg. Er konnte nicht so häufig mit Irc in Gedankenberührung treten, wie er es gern getan hätte; nach ihrer ursprünglichen Unterhaltung gelang es ihnen nur einmal, miteinander zu reden. Dafür erhaschte er ein oder zwei Mal am Tag einen flüchtigen Blick auf einen ungepflegten Vogel mit grau gesprenkeltem Gefieder, mal wie er gleich einem Klumpen auf einem Zaunpfosten kauerte und den Vorbeimarsch der Bluthunde beobachtete, mal wie er am Straßenrand nach Würmern und Käfern pickte. Hem wusste, dass Irc sich zeigte, um ihm zu versichern, dass er noch lebte, und jedes Mal, wenn er die Krähe sah, besserte sich seine Stimmung, ganz gleich, wie niedergeschlagen er sich fühlte. Es war tröstlich zu wissen, dass er in diesem feindseligen Land einen Verbündeten hatte. Manchmal, wenn er seinem Blick begegnete, nickte Irc ihm unscheinbar zu. Zu Hems Freude darüber, den Vogel zu sehen, mischte sich stets die entsetzliche Angst, ein Untoter könnte ihn bemerken. Andererseits war Irc klug genug, die meiste Zeit außer Sicht zu bleiben; und wenn man nicht zu genau hinsah, wirkte er mit seinem gräulich gefärbten Federkleid eher wie ein großer Meenah, eine in Den Raven sehr verbreitete Vogelart.
    Zudem kam Hem der Gedanke, dass den Untoten vermutlich anderes im Kopf herumging, als auf zerrupfte Vögel zu achten, die Spitzel sein könnten. Sogar den Bluthunden fiel eine wachsende Anspannung unter ihren Hauptleuten auf, je näher sie Dagra kamen. Es wurde gemunkelt, man hätte gesehen, wie die Spinne mit den anderen Untoten gestritten hatte, und zwei Untote hatten sich Pferde besorgt und ritten dem Haupttross nunmehr als Kundschafter voraus. Wenn sie zurückkehrten, steckten die Untoten jedes Mal die Köpfe zusammen, anscheinend, um ihre Route zu besprechen.
    Hem schnupperte unbehaglich die Luft; eine ungewisse Bedrohung lag darin, die stärker wurde, je weiter sie sich Dagra näherten. Es lag nicht nur an den Bergen, die mittlerweile bedrohlich und grimmig unter einem bewölkten Himmel vor ihnen aufragten; oder daran, dass sich manchmal durch Schwaden sich kräuselnder Dämpfe der Eherne Turm abzeichnete, ein dunkler Finger der Warnung vor den blutfarbenen Felsspitzen der Osidh Dagra. Der Boden selbstwirkte angespannt, wachsam, voller Omen.
    Trotz der Sicherheitsvorkehrungen der Untoten gerieten die Bluthunde einen Tag von Dagra entfernt in ernste Schwierigkeiten. Zum Glück für Hem marschierten die Bluthunde aus Sjug’hakar Im am Ende der Kolonne, weshalb sie dem Schlimmsten entgingen. Das Erste, was Hem mitbekam, war verwirrtes Geschrei weiter vorne. Die Bluthunde rings um ihn reckten die Hälse und versuchten zu erkennen, was vor sich ging, als die neben dem Blut-Block marschierenden Hundsoldaten plötzlich vorwärtsrannten.
    Die Bluthunde schienen einer Panik nahe; dann erfolgte ein Befehl, der sie zur Ordnung rief. Hem nahm ihn wie einen Peitschenhieb im Kopf wahr, und die Gesichter der anderen wurden ausdruckslos. Mit jener Plötzlichkeit, an die Hem sich nie gewöhnen konnte, beruhigten die Bluthunde sich, griffen zu den Waffen und warteten auf weitere Befehle der Untoten. Anscheinend wurden sie noch nicht gebraucht. Hem lockerte das Kurzschwert aus der Scheide und betete, dass der Blut-Block nicht kämpfen müsste. Er war

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