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Die Pellinor Saga Bd. 3 - Die Krähe

Die Pellinor Saga Bd. 3 - Die Krähe

Titel: Die Pellinor Saga Bd. 3 - Die Krähe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Croggon
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doch seine Neugier hatte ihm ein Schnippchen geschlagen: Er wollte unbedingt einen näheren Blick auf den Ehernen Turm werfen. Ein kurzer Erkundungsflug konnte schließlich nicht schaden … Die Macht, die er in den Mauern gespürt hatte, war stark genug, um ihm die Federn zu versengen, und Irc wusste, dass sie ihn sofort erkannt hätte, wäre sie nicht beschäftigt gewesen … doch sie blickte nicht nach außen. Stattdessen richtete sie ihre gebündelte Aufmerksamkeit auf etwas im Inneren. Irc wog das Wagnis so sorgfältig ab, wie er es stets tat, bevor er einen begehrenswerten Löffel aus einer Küche stahl, in der es vor Menschen wimmelte. Wie üblich behielt seine Neugier die Oberhand gegenüber der Gefahr, erwischt zu werden. Langsam und vorsichtig flog er zurück zu dem erhellten Fenster, kauerte sich auf eine Brüstung in der Näheund streckte den Hals in dem Versuch vor, hineinzuspähen. In der Dunkelheit des sich zusammenbrauenden Sturms übersah er die kleine Gestalt, die in den Schatten stand, die Augen auf ihn heftete und sich an ihn anschlich.
    Das Nächste, was Irc wusste, war, dass ihn ein an jedem Ende mit Gewichten versehener Lederriemen erfasste, der sich ihm um die Beine wickelte und ihn von der Brüstung auf den inneren Laufsteg plumpsen ließ. Es geschah so rasch, dass er nicht einmal Zeit hatte, erschrocken zu krächzen. Grobe Hände hoben ihn auf, lösten den Riemen von seinen Beinen und stopften ihn unter wildem Aufbegehren seinerseits in einen Sack (der, wie er empört hinzufügte, nach Dung stank).
    Was sich als Nächstes zugetragen hatte, konnte Irc nur sehr ungenau schildern. Er war irgendwohin getragen worden und hatte redende Stimmen und heiseres Gelächter gehört. Seiner Vermutung nach war er als Abendessen für irgendwelche Wachen gefangen worden. Er lag völlig reglos in dem Sack, da er es für das Beste hielt, so zu tun, als sei er tot. Dabei fragte er sich, ob seine Beine gebrochen waren, und erwartete jeden Augenblick, dass ihm jemand den Kragen umdrehen würde. Dann hörte er neue Schritte und eine andere Stimme, die sich anhörte, als erteilte sie Befehle. Da dachte er, sein Häscher befände sich an einem Ort, an dem er sich nicht befinden sollte, denn er schien in Panik zu geraten. Als die anderen Schritte sich zurückzogen, bewegte sein Angreifer sich zunächst sehr verstohlen weiter, immer noch mit dem Sack in der Hand, dann begann er zu rennen. Aber er wurde gesehen: Irc hörte, wie die andere Stimme wütend sprach, dann wurde Irc plötzlich durch die Luft geschleudert und landete mit dumpfem Knall auf einem Steinboden. Er vernahm erhobene Stimmen, einen Schrei und etwas, das sich anhörte wie eine magische Explosion. Danach zogen sich Schritte zurück, als gingen sie eine Treppe hinab, und schließlich wurde alles still.
    Irc schien vergessen worden zu sein. Halb benommen von seinem Aufprall auf dem Boden lag er da, bis er erkannte, dass sich der Sack geöffnet hatte. Vorsichtig wand er sich und steckte den Kopf hinaus. Er konnte nur sehr wenig sehen: Irc befand sich in einem Raum aus poliertem schwarzem Stein, erhellt von flackernden, an den Wänden befestigten Kohlenbecken aus Eisen. In der Nähe verdeckte ihm ein großer runder Tisch, ebenfalls aus schwarzem Stein, die Sicht. Darin eingemeißelt waren seltsame Muster und Runen, die mit einem leicht grünlichen Licht schimmerten. Dann erspähte er zu seiner Freude ein Fenster - eigentlich bloß eine Laibung, einen unverglasten Schlitz - höchstens zehn Schritte entfernt. Doch bevor er etwas unternehmen konnte, um zu fliehen, hörte er rasche Schritte, die sich dem Raum näherten, und die Tür wurde aufgerissen.
    Ein einziger entsetzterBlick ließ ihn hastig in den zerbrechlichen Schutz des Sackes zurückkriechen, wobei er dem Zufall dafür dankte, dass er in einem schattigen Winkel gelandet war.
    An der Stelle ließ ihn seine Beschreibungsgabe im Stich: Er wusste nicht, wie er in die Hohe Sprache fassen sollte, was er gesehen hatte. Durch ihre Gedankenberührung konnte Hem sich ein schattiges Bild dessen vor Augen führen, woran Irc sich erinnerte; doch Irc empfand es als so bedrückend, dass er es sogleich wieder verdrängte. Was Hem den Beschreibungsversuchen Ircs entnehmen konnte, fügte sich erst im Zuge mehrerer Unterhaltungen während der nächsten paar Tage zusammen.
    Zwei Gestalten hatten den Raum betreten. Diejenige, die näher bei Irc stand und ihm den Rücken zugewandt hatte, war eindeutig ein Untoter, aber

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