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Die Pellinor Saga Bd. 3 - Die Krähe

Die Pellinor Saga Bd. 3 - Die Krähe

Titel: Die Pellinor Saga Bd. 3 - Die Krähe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Croggon
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heizte sich allmählich auf, da die Steinmauern die wärmenden Sonnenstrahlen während des Tages speicherten. Wenn Hem auf den Hof ging und sichin den Springbrunnen stellte, bis er triefnass war, war er stets fast trocken, wenn er das Gebäude wieder betrat.
    Sein Tagesablauf, ein sonderbarer Abklatsch von Alltäglichkeit, setzte sich unverändert fort, doch mittlerweile begann er, eine wachsende Spannung in der Stadt zu spüren. Wenn er erwachte, fühlte er sich immer noch zutiefst niedergeschlagen, und wenn er sich erschöpft nach einem mit den Verwundeten verbrachten Tag ausruhte, suchte ihn die Bedrohung heim, die unter allem schwelte. Doch er war zu müde, um sich an seine Träume zu erinnern, was vermutlich am besten so war.
    In der dritten Nacht fühlte die Hitze sich unerträglich an. Es gab nirgends eine Flucht vor ihr, und trotz seiner Erschöpfung konnte er nicht schlafen, warf sich rastlos im Bett hin und her. Schließlich stand er auf und ging in den Hof vor seinem Zimmer, um die Sterne zu betrachten. Allerdings waren keine Sterne zu sehen, aber er war zu müde, und ihm war zu heiß, um sich zu fragen, wo sie stecken mochten; die Schwärze schlug ihn mit einer bedrückenden Trägheit. Nicht die leiseste Brise fuhr durch die dunklen Blätter der Bäume oder kühlte den Schweiß, durch den sich seine Haut klebrig anfühlte und juckte.
    Hem setzte sich unter einen Baum und lauschte den Zikaden, die sich in jener Nacht äußerst laut gebarten, dem harschen Ruf eines Nachtvogels, dem Quaken der Frösche, dem nächtlichen Geschnatter von in den Bäumen zankenden Affen. Alles wirkte trügerisch friedlich, doch seine Haut kribbelte vor einer sonderbaren Rastlosigkeit,als erwartete er, dass jeden Augenblick etwas geschehen würde. Wenn er angestrengt lauschte, konnte er unter den gewöhnlichen Geräuschen den fernen Donner und das Geschrei des Gefechts hören. Da wurde ihm bewusst, während er dort saß, kämpften Menschen, wurden verletzt und starben. Dennoch schien im Augenblick alles so weit weg. Er lehnte sich gegen einen Baum zurück, schaute auf und schluckte. Ihn gelüstete nach etwas Wasser. Er würde sich gleich welches holen. Allerdings fühlte er sich nicht in der Lage, sich zu bewegen.
    Plötzlich setzte er sich auf und schnupperte wachsam. Etwas hatte sich verändert, aber er wusste nicht, was. Dann säuselte ein herrlich kühler Wind sanft gegen seine nackte Brust. Mit unaussprechlicher Erleichterung atmete er aus, spreizte die Arme und erhob sich, ließ den Wind seinen Körper umspielen und ihn trocknen. Eine Zeit lang war das Wohlbefinden, das ihm die Kühle verschaffte, alles, woran er denken konnte. Die Brise frischte rasch auf. Dann folgte plötzlich ein heftiger Windstoß, der ihm das Haar zerzauste, und über ihm ertönte Donnergrollen. Hem spürte, wie seine Haare sich aufrichteten. Es würde einen Sturm geben.
    Kurz überlegte er, ob die Barden von Turbansk oder die Schwarze Armee dies geplant hatten oder ob keine der beiden Seiten etwas damit zu tun hatte und es sich lediglich um einen natürlichen Wetterumschwung handelte. Er wusste zu wenig über das Klima von Turbansk, um sicher zu sein. Letztlich gelangte er zu dem Schluss, dass es ihn nicht kümmerte. Er stand im Garten, ließ seine Haut die herrlich kühle Luft genießen und wartete darauf, dass der Regen einsetzte. Doch es folgte kein Regen, und die kühle Brise schien ihn noch einmal zumAbschied zu liebkosen und anschließend zu verschwinden. Die Hitze kehrte schlagartig zurück wie ein Tier, das seiner Beute aufgelauert hatte. Hem seufzte vor Enttäuschung und besann sich, wie müde er war. Er ging wieder in sein Zimmer, fiel ins Bett und schlief ein.
    Der nächste Tag schien noch heißer, obwohl die Sonne sich hinter schiefergrauen Wolkentürmen verbarg, die sich von einem Horizont zum anderen erstreckten. Sie drückten schwer auf Turbansk und waren von bedrohlichem Donnergrollen erfüllt. Gelegentlich zuckte vom südlichen Horizont ein Blitzschauer auf und tünchte die Stadt in grell gleißendes Licht. Hem hatte Saliman die vergangenen zwei Tage überhaupt nicht gesehen, wenngleich der Barde täglich Nachrichten im Ernan hinterließ, um den Kindern mitzuteilen, dass er noch lebte. Zelika kam immer noch in die Heilhäuser und half geduldig bei der einfacheren Arbeit, indem sie putzte sowie Verbände, Schienen und Arzneien anfertigte. Seit ihrem Streit mit Saliman gab sie sich still und nachdenklich. In letzter Zeit hatten es

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