Die Pellinor Saga Bd. 3 - Die Krähe
dein Versuch aussichtslos gewesen.« Er bedachte sie mit einem verschlagenen Blick. Zelika, die nicht recht wusste, ober sich über sie lustig machte, starrte mit finsterer Miene auf ihre Hände hinab. »Du bist ziemlich heftig gelandet«, stellte Hem fest. Er fühlte sich noch ein wenig betäubt durch die Gewalt von Zelikas Ausbruch, beobachtete sie unruhig und fragte sich, ob sie gleich wieder in die Luft gehen würde.
»Das stimmt«, bestätigte Saliman. »In einem Punkt hat Zelika Recht: Wer die Kunst des Arbika-El beherrscht, für den ist die Größe unerheblich.« »Ich kann kämpfen«, brummte Zelika leise. Obwohl sie besiegt worden war, wirkte sie nicht im Geringsten verunsichert. »Ich bin die Letzte des Hauses von II Aran.« »Das Haus von II Aran ist eine Familie mit vielen berühmten Kämpfern aus einer Stadt, die als Inbegriff der Heimat von Kriegern gilt«, erklärte Saliman mit einem Blick zu Hem. »Allerdings waren die meisten von Zelikas gefeierten Ahnen etwas größer, als sie ihren Ruf erlangten.«
Mittlerweile war Zelika überzeugt davon, dass er sie verhöhnte, und ihr finsterer Blick wurde noch finsterer. Seltsamerweise fand Hem, dass Saliman vergnügter als seit Tagen aussah. Der Zwischenfall mit Zelika schien seine Laune gebessert zu haben. »Ach, Zelika, nun schau nicht so entsetzlich böse drein.« Saliman beugte sich vor und ergriff mit der Hand ihr Kinn. »Nach diesem Auftritt verdienst du ein wenig Hänselei. Ich meine es nicht beleidigend. Trotz deines Könnens in Arbika-El - und ich bin äußerst froh, nun darüber Bescheid zu wissen -, stimmt nach wie vor, was ich zuvor darüber gesagt habe, wie nützlich du bei einem Ausfall jenseits der Stadtmauern wärst. Ich lasse nicht zu, dass du dein Leben sinnlos wegwirfst. Ich habe andere Pläne für dich.« Unwillkürlich bedachte Zelika ihn mit einem neugierigen Blick. »Was für Pläne?«, verlangte sie zu erfahren.
»Bis zur vollständigen Mondfinsternis sind es noch fünf Nächte. Wir unternehmen unseren Angriff auf Imanks Seestreitmacht in drei Nächten. Unser Ziel besteht darin, den Seeweg zurückzuerobern und Zeit zu gewinnen, damit all diejenigen, die noch in der Stadt weilen, sich über das Lamarsan-Meer nach Car Amdridh zurückziehen können. Der Rückzug wurde von langer Hand geplant, schon seit wir wussten, dass es eine Belagerung geben würde. Aber das ist nicht der Weg, den ich einschlagen werde, und ich denke, ihr beide solltet mit mir kommen.«
Hems Neugier regte sich. »Welchen Weg schlägst du dann ein?«, fragte er. »Letztlich den nach Norden, nach Annar«, antwortete Saliman. »Ich denke, Hem, dass dies unser Weg ist. Und ich habe nicht das Gefühl, dass ich dich der Obhut eines anderen anvertrauen kann, wenngleich ich durchaus überlegt habe, dich mit Oslar nach Car Amdridh zu schicken.«
Hem stieß unwillkürlich einen Laut des Widerspruchs aus.
»Hem, in vielerlei Hinsicht wäre das der vernünftigste Plan gewesen, und Oslar hat eigens darum ersucht, dass du mit ihm kommen solltest«, sagte Saliman. »Aber mittlerweile erstrecken sich viele Stränge des Schicksals vor uns, und es gilt, den richtigen zu folgen. Wir müssen zwischen den Möglichkeiten so weise wählen, wie wir können. Es sind keine einfachen Entscheidungen; selbst unter günstigsten Bedingungen ist es schwierig genug zu erkennen, was richtig ist. Dennoch glaube ich, dass dubei mir bleiben musst und dass wir Cadvan und Maerad finden müssen. Du bist nur nach Süden gekommen, um in Sicherheit zu sein; nun, inzwischen bist du hier nicht mehr sicherer als in Annar, auch wenn dort bereits der Krieg wütet. Ich sehe keinen Grund, weshalb du in Suderain bleiben solltest.«
Beim Gedanken, Maerad wiederzusehen, schien aller Atem aus Hems Körper zu weichen.
»Und was ist mit mir?«, fragte Zelika mit zu einer dunklen Linie verkniffenen Augenbrauen. »Warum sollte ich nach Annar reisen?«
»Weil ich es sage«, antwortete Saliman ruhig.
Zelika schaute auf und begegnete seinem dunklen Blick. Eine Weile schwieg sie mit unergründlichen Zügen, dann nickte sie zu Hems Erstaunen bedächtig. »Ich will eine gute Soldatin sein«, sagte sie. »Vorerst.«
Im Verlauf der nächsten paar Tage blieb es heiß und stickig. Die Sonne erklomm einen blauen Himmel und entzog allem die Feuchtigkeit, während von den südlichen Ebenen her ein grausam trockener Wind blies. Auch die Nächte verschafften keine Erleichterung, und selbst das kühle Innere der Heilhäuser
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