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Die Pelzhändlerin (1. Teil)

Die Pelzhändlerin (1. Teil)

Titel: Die Pelzhändlerin (1. Teil) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ines Thorn
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sie sich macht», sagte Sibylla und hielt Ausschau nach dem Mädchen.
    Schulte seufzte. «Was soll ich sagen, Meisterin. Sie ist Eure Stieftochter. Wäre sie es nicht, hätte ich sie längst davongejagt.»
    Sibylla nickte. «Hat sie nichts gelernt bei Euch?»
    Schulte schüttelte betrübt den Kopf. «Wie soll ich ihr etwas beibringen, wenn sie den ganzen Tag im Bett verbringt?»
    «Faul ist sie also, Meister Schulte? Faul in der Werkstatt und auch im Haus?»
    «Ja», bestätigte Schulte. «Wenn ich daran denke, dass mein Sohn sie zum Weib bekommen soll, dann bedaure ich den Jungen schon heute.»
    Wieder nickte Sibylla. Sie wusste, dass Susanne ein faules, eitles Weibsstück war, das in dem Glauben lebte, zu Besserem geboren zu sein.
    «Es ist an der Zeit, dass ihr jemand Gehorsam beibringt», überlegte Sibylla laut.
    «Wie wäre es, wenn ich sie mitnehme und Euch stattdessen Maria schicke? Sie ist jung und von guter Wesensart, fleißig und anstellig. Ihr könntet sie gut in der Werkstatt gebrauchen, und auch für den Haushalt wäre gesorgt. Und Euer Sohn wäre auch besser beraten, sie zu heiraten als diese faule Trine von Stieftochter, die mir Schieren ins Haus gebracht hat.»
    «Wir haben eine Abmachung, Meisterin», erwiderte Schulte. «Darin steht, dass mein Sohn Susanne heiraten muss. Fändet Ihr aber eine bessere Frau, so wären wir nicht unglücklich darüber.»
    «Dann werde ich sie noch heute mitnehmen. Zeigt mir den Weg zu ihrer Kammer.»
    Schulte tat, wie ihm geheißen, und Sibylla betrat ohne anzuklopfen die Kammer. Susanne lag im Bett, die Arme unter dem Kopf verschränkt, und schrak zusammen, als sie ihre Stiefmutter plötzlich vor sich stehen sah. Doch sie fasste sich sofort und sagte frech: «Seid Ihr gekommen, um mich endlich aus dieser ärmlichen Hütte wegzuholen? Bestimmt habt Ihr Nachricht von meinem Vater, der es befohlen hat.»
    «Pa!» Sibylla lachte auf. «Es gibt keine Nachricht von deinem Vater. Niemand hat seit seinem Weggang von ihm gehört. Froh und dankbar kannst du sein, wenn du ihn überhaupt jemals wiedersehen solltest. Du hast Recht, ich bin gekommen, dich zu holen.»
    Susanne überlegte und kam rasch zu der Erkenntnis, dass ihrer jetzigen Bleibe eine noch üblere folgen würde, ginge sie mit ihrer Stiefmutter.
    «Ich bleibe hier», verkündete sie trotzig. «Ich gehe nicht mit Euch.»
    «Oh, doch, mein Kind», entgegnete Sibylla eisig, öffnete die Kleidertruhe und fuhr Susanne an: «Pack deine Sachen und ziehe dich an. Ich gebe dir nicht viel Zeit. Wenn ich mit Meister Schulte alles Notwendige besprochen habe, kehre ich zurück und nehme dich mit, egal, ob angezogen oder im Nachtgewand.»
    Mit Meister Schulte wurde sich Sibylla schnell einig. Maria würde schon am nächsten Tag einziehen.
    «Was wird aus Susanne?», fragte Meister Schulte.
    Sibylla zuckte mit den Achseln: «Ich gebe sie zu Gerbermeister Sachs. Er ist ein gütiger, aber strenger Mann. Vielleicht schafft er es, dass etwas Rechtes aus ihr wird.»
    Schulte bejahte. «Sie wird es gut haben bei ihm.» Damit war die Sache für ihn abgeschlossen.
    Sibylla nickte, dann ging sie in Susannes Kammer. Das Mädchen war fertig angezogen und saß wartend auf der Kleidertruhe.
    «Komm!», sagte Sibylla, fasste nach ihrer Hand und zog die Widerstrebende, die sofort erfahren wollte, was mit ihr geschehen würde, mit sich fort, ohne ihr eine Antwort zu geben.
    Erst in ihrem Haus in der Krämergasse rief sie Susanne und Maria in die Meisterstube und teilte den Mädchen Folgendes mit:
    «Du, Maria, wirst ab morgen im Hause des Meisters Schulte leben. Sein Lehrmädchen wirst du sein und eines Tages seinen Sohn heiraten. Ihr werdet eine gut gehende Werkstatt führen, die Euch zeitlebends genügend Geld einbringen wird, um ordentlich leben zu können. Sobald Schultes Sohn den Meisterbrief errungen hat, heiratet ihr, und du bekommst das Bürgerrecht. Was sagst du dazu?»
    Maria wirkte verstört, aber nicht unglücklicher als sonst.
    «Seid Ihr nicht zufrieden mit mir, Meisterin?», fragte sie nach.
    «Doch, Maria, sehr sogar. Und gerade deshalb biete ich dir die Möglichkeit, eines Tages eine eigene Werkstatt und einen eigenen Haushalt zu führen. Du wirst einen guten Mann haben und vielleicht auch Kinder. Aber das Wichtigste: Du wirst eine ehrbare Frau sein.»
    «Womit habe ich das verdient?», Maria konnte es kaum fassen. «Warum seid Ihr so gut zu mir?»
    Weil ich weiß, woher du kommst, und weil ich die Möglichkeit habe, dir das

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