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Die Pelzhändlerin (1. Teil)

Die Pelzhändlerin (1. Teil)

Titel: Die Pelzhändlerin (1. Teil) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ines Thorn
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Wildschweinfelle die hellen Holzdielen. Auf den Truhen lagen Kissen, die mit hellen Schaffellen überzogen waren, Decken aus Kanin ergänzten das Esemble.
    «Ja, euer Wohnzimmer gefällt mir», gab Christine zu. «Ich wünschte, bei mir zu Hause wäre es so gemütlich wie bei dir.»
    «Das ist bestimmt nicht schwierig», sagte Lucia. «Meist reicht es schon, einige Dinge wegzuräumen, andere an neue Plätze zu stellen und neue Kissenhüllen zu kaufen.»
    Christine seufzte. «Kann schon sein. Aber nicht jeder in der Stadt kann sich eine italienische Inneneinrichterin leisten.»
    Lucia lachte. «Dann fragt Sibylla, ob sie Euch hilft. Sie hat ein gutes Gespür für Farben und Formen.»
    Sibylla sah erstaunt auf. «Ich soll Christine helfen? Das würde ich sehr gern, doch, Lucia, glaubst du wirklich, ich könnte das?»
    «Aber natürlich! Hast du nicht bemerkt, dass du in letzter Zeit viel gelernt hast? Ist dir nicht aufgefallen, wie oft ich dich nach deiner Meinung gefragt habe?»
    «Ja», erkannte Sibylla und wandte sich an Christine: «Möchtest du, dass ich dir helfe?»
    «Na ja, wenn du Gelegenheiten zum Üben suchst, dann versuche es eben», antwortete Christine in einem Tonfall, der glauben ließ, sie wäre es, die Sibylla einen Gefallen tat.
    Sibylla ärgerte sich. Sie ist genauso bieder und altbacken wie Jochen und alle anderen Frankfurter, dachte sie. Oder bin ich es, die sich verändert hat?
     
    Lucias Abschiedsessen fand in Isaak Koppers Haus statt.
    Im Wohnzimmer, das Lucia ebenfalls neu gestaltet hatte, saßen Isaak Kopper, Sibylla, Jochen und Lucia um den großen Tisch herum, während Ida eine Schüssel Köstlichkeiten nach der anderen herbeischleppte.
    «Ich freue mich sehr, Euch in meinem Haus als Gäste zu haben. Wenn auch nicht ich es bin, den Ihr besucht», sagte Isaak Kopper nach dem reichlichen Mahl freundlich und nickte Jochen und Sibylla zu. Er füllte die Gläser erneut mit dunkelrotem Wein und erklärte: «Das ist ein Chianti. Er kommt aus Lucias Heimat, aus der Nähe von Florenz.»
    «Schade, dass Lucia zurück nach Florenz geht. Die Stadt erscheint mir schon jetzt viel freudloser», sagte Sibylla traurig.
    Lucia versuchte sie aufzuheitern. «Es bleibt so viel von mir zurück, dass du nur wenig Zeit haben wirst, mir nachzutrauern.»
    «Ja», stimmte Jochen ihr zu. «Würdet Ihr noch länger in Frankfurt bleiben, so wären wir wohl gezwungen, unser Haus um ein Geschoss aufzustocken.»
    Er lächelte freundlich, doch Sibylla wusste, dass es ihm nicht recht war, dass sie so viele von Lucias Waren aufgekauft hatte, um selbst die Frankfurter in Sachen Mode und Einrichtung zu beraten.
    «Seit Sibylla das Haus der Geiths neu gestaltet hat, klopft beinahe jeden Tag eine andere Bürgerin, um mit meiner Frau über Kleider und Stoffe zu sprechen», sprach Jochen weiter und schüttelte den Kopf.
    «Ihr versteht die Frauen nicht, was, Theiler?», mischte Isaak Kopper sich ein. «Auch ich habe erst in Italien gelernt, wie viel Sinn und Größe in der Schönheit liegt.»
    «Wenn Ihr damit meint, dass das Tischtuch zu den Vorhängen passen muss und die Schuhe zum Kleid und das Kleid zum Pelz, sonst ist es nicht vornehm, dann habt Ihr Recht. Das verstehe ich wirklich nicht», gab Jochen zu.
    «Aber Lucia hat doch Recht», verteidigte Sibylla die Freundin aus vollster Überzeugung. «Findest du etwa nicht, dass es in unserem Haus schöner und behaglicher geworden ist, seit ich einiges verändert habe? Merkst du nicht die begehrlichen Blicke der Gäste, die zu uns kommen? Und bist du nicht dankbar, dass sich auch mit Hilfe von Lucias Anregungen die Auftragsbücher immer weiter füllen, sodass wir die gestundeten Raten pünktlich zurückzahlen können, ohne auf irgendetwas verzichten zu müssen?»
    «Wir sind Handwerker, Herrgott nochmal, keine Künstler! Wir machen Pelze und keine Mode. Es passt nicht zu einer Kürschnerei, dass du die Frauen inzwischen auch bei der Auswahl ihrer Kleider und Vorhänge berätst. Bald drängst du darauf, einen Schneider zu beschäftigen.»
    «Wäre das denn so schlimm?», fragte Sibylla und frohlockte, weil Jochen genau das ausgesprochen hatte, was Sibylla heimlich wünschte. Die Anstellung eines Schneiders oder einer Näherin, die sich um Kleider, Wamse und Jacken kümmerte.
    «Wir haben mit den Pelzen genug zu tun», knurrte Jochen. «Wenn ich den ganzen Tag das Geplapper der Weiber im Hause habe, das sich nur um Stoffe und Tand dreht, kommen mir die Gesellen gar nicht mehr zum

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